WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
Weihnachts-Warnung: Augen auf beim Fischeinkauf!
Wien, 19. Dezember 2012 – Insbesondere zur Weihnachtszeit gibt es in vielen Österreichischen Haushalten ein leckeres Fischgericht als Festtagsmenü. Doch längst nicht jeder Fisch wird umweltverträglich gefangen. Weltweit gelten mittlerweile über 85 Prozent der Bestände als bis an ihre Grenzen ausgebeutet oder überfischt. Der WWF bittet die Verbraucher, beim Weihnachtseinkauf bevorzugt zu heimischem Fisch, Fisch aus Biozucht oder Fisch mit dem blauen Öko-Siegel des „Marine Stewardship Council“ (MSC) zu greifen. Viele Produkte mit dem MSC-Siegel sind in den heimischen Supermärkten bereits erhältlich. Für ein ökologisch unbedenkliches Weihnachtsmenü empfiehlt der WWF beispielsweise MSC-Kabeljau, MSC-Wildlachs oder am besten Forelle, Karpfen und Co. aus heimischer Bio-Zucht. Genuss ohne Reue ist damit garantiert. Eine Orientierungshilfe für den umweltfreundlichen Fischeinkauf bietet der handliche WWF Einkaufsratgeber „Fisch und Meeresfrüchte“ zum Gratis-Download auf www.wwf.at/fischfuehrer.
„Viele Fischereien plündern und zerstören die Meere. WWF-Berichte zeigen, was auf dem Teller nicht sichtbar ist“, so WWF-Meeresexperte Axel Hein. Verbraucher sollten laut WWF zum Beispiel auf Seeteufel verzichten, dessen Bestand stark bedroht ist. Beim Fang dieses Tiefseefisches zermalmen tonnenschwere Grundschleppnetze den Lebensraum der Tiefseekorallen. Gleichfalls schlecht schneiden Jakobsmuscheln ab. Diese werden meist mit Dredgen gefangen, einer Grundschleppnetzart, die sich tief in den Meeresboden hineingräbt und zu großen Schäden führt.
Auch in der Nordsee sind die Nebenwirkungen der Fischerei enorm. „Wer Scholle oder Seezunge isst, muss sich klar sein, dass in den Netzen oft ein Vielfaches an anderen Meerestieren verendet“, erläutert Hein. So gehen zum Beispiel pro Kilogramm Seezunge auf dem Teller bis zu sechs Kilogramm Beifang, wie bedrohte Haie und Rochen, wie Müll wieder über Bord. Der stark dezimierte Kabeljaubestand in der Nordsee leidet ebenfalls unter den seit Jahren zu hohen Fangquoten.
Eine schlechte Öko-Bilanz haben zudem tropische Shrimps. Für die Zuchtanlagen von Shrimps wurden an der südamerikanischen Pazifikküste und in Südostasien hunderte Kilometer Mangrovenwälder abgeholzt. Der Einsatz von Chemikalien und Antibiotika verseucht darüber hinaus umliegende Gewässer und Böden. Eine Lösung bietet ab 2013 das ASC-Siegel, das eine verantwortungsvolle Aquakultur garantiert. Die umweltfreundlichste Alternative bieten laut dem WWF Shrimps aus Zuchtanlagen mit Bio-Siegel.
Achtung auch beim Kauf von Kaviar. Die als Luxusgut bekannten Fisch-Eier der Störe sind der Hauptgrund für die beinahe Auslöschung der Störe. Ihr Bestand ist im Kaspischen Meer bereits um alarmierende 95 Prozent zurückgegangen. Als Alternative empfiehlt der WWF Kaviar-Ersatz von Forelle oder Lachs oder Kaviar aus Zucht.
Fischkonsum in Österreich
Fast acht Kilogramm Fisch genießt durchschnittlich jeder Österreicher pro Jahr. Rund 60.000 Tonnen Fische und Fischprodukte im Wert von 320 Millionen Euro werden pro Jahr nach Österreich importiert. Aus heimischer Produktion stammen hingegen lediglich 3.300 Tonnen Fisch, wobei die heimische Aquakultur noch Ausbaupotential bietet. Typische Importfische sind Lachs, Thunfisch, Tintenfisch, Sardine und Makrele aber auch Krabben, Muscheln und Tintenfisch. Sie stammen beispielsweise aus westafrikanischen Gewässern, wo die Fangflotten der Industriestaaten die Meere auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ausbeuten. „Österreich ist auf den Fischimport angewiesen. Wir können uns maximal 20 Tage im Jahr von Fisch aus heimischer Erzeugung ernähren. Um eine weitere Ausbeutung der Meere zu verhindern, ist es wichtig Fisch und Meeresfrüchte bewusst und vor allem als nicht alltägliche Delikatesse zu genießen“, betont Hein.
Überfischung der Meere
Eine aktuelle WWF Studie zeigt, dass zwischen 2003 und 2011 alleine im Nordostatlantik sechs Millionen Tonnen Fisch zusätzlich zur von Wissenschaftlern empfohlenen Mengen gefangen wurden.
Dadurch ist fast jeder zweite Fischbestand im Nordostatlantik überfischt. „Wir sind noch weit von einer Lösung der Fischerei- und Umweltkrise in unseren Meeren entfernt“, bilanziert Hein. Als wichtigste Gründe für die Missstände nennt er zu hohe Fangquoten, zerstörerische Fangmethoden und fehlende Kontrollen sowie Schutzgebiete. Der WWF fordert die EU dazu auf, Langzeitmanagementpläne für jede Fischerei zu implementieren, Rückwürfe und damit die Verschwendung des Beifangs zu stoppen und nur mehr nachhaltige Fangmethoden zu fördern.
WWF Einkaufsratgeber „Fisch und Meeresfrüchte“ zum Gratis-Download auf www.wwf.at/fischfuehrer
Rückfragehinweis und weitere Informationen:
Lisa Simon, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: +43-1-48817-215, Mobil: +43-676-83488215, E-Mail: lisa.simon@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos













