WWF initiiert Appell der Wissenschaft an die Landeshauptleute: Renaturierungsgesetz wäre einmalige Chance für Natur, Klimaschutz und Ernährung – Warnung vor Scheitern
Keine halben Sachen am Inn!
Presseaussendung
Innsbruck, 17. November 2017 – „Seit Jahren verspricht die Tiroler Landesregierung den Schutz der einzigartigen Freien Fließstrecke am Inn. Der jetzt vorliegende Verordnungsentwurf ist zwar ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung – aber mit einem einzigen Schritt kommt man nicht sehr weit“, erklärt Elisabeth Sötz, Inn-Expertin des WWF. Neben inhaltlichen Verbesserungen bei den Schutzbestimmungen fordert der WWF den Erhalt der gesamten frei fließenden Strecke von 150 Kilometern. Der Verordnungsentwurf sieht Schutz für 80 Kilometer vor.
Seit mehr als 25 Jahren setzt sich der WWF für den Schutz und die Sanierung des Inn ein. Per Verordnung der Landesregierung sollen nun 80 Kilometer Fließstrecke des Inn – so der aktuelle Begutachtungsentwurf der Landesregierung – zur höchstwertigen Gewässerstrecke erklärt und für neue Kraftwerke gesperrt werden.
„Unsere Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt, der Entwurf der Verordnung ist ein guter Anfang“, erklärt Sötz. „Jetzt geht es darum, Nägel mit Köpfen zu machen!“ Derzeit kann der Tiroler Inn noch über rund 150 Kilometer frei fließen, ohne von Staumauern oder anderen Querbauwerken unterbrochen zu werden: von Prutz bei Landeck bis Kirchbichl im Tiroler Unterland. Während Österreichs Flüsse und Bäche durchschnittlich alle 600 Meter in ihrem Fluss unterbrochen werden, besteht damit am Tiroler Landesfluss die längste noch verbleibende Freie Fließstrecke der Republik. „Es wäre eine vertane Chance, hier auf halbem Weg stehen zu bleiben“, unterstreicht Sötz die Forderung des WWF, den geplanten Schutz auf die gesamte Freie Fließstrecke auszuweiten.
Kein vorauseilender Gehorsam für Kraftwerksbau
Dabei hatte die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem „Maßnahmenpaket Tirol 2014“ neben dem Schutz des Inn bis Kirchbichl sogar noch den Schutz weiterer Strecken an Bächen im Tiroler Oberland vereinbart. „Von diesen Tabustrecken ist jetzt überhaupt keine Rede mehr“, kritisiert die Naturschützerin. Und am Inn soll der Schutz auf eine Strecke zwischen zwei möglichen neuen Kraftwerksstandorten beschränkt werden. In vorauseilendem Gehorsam berücksichtigt die Landesregierung potentielle Kraftwerke, für die es noch nicht einmal ein Genehmigungsverfahren gibt.“
Aus der technischen Gewässerstrecke muss wieder eine echte Lebensader werden
Neben der Ausweitung des Schutzes auf die volle Länge der Freien Fließstrecke fordert der WWF weitere Anpassungen in der Verordnung der Landesregierung: „Der Inn braucht auch intensive Sanierungsmaßnahmen, damit unser Landesfluss wieder lebendig, artenreich und bei Hochwasser sicherer wird“, erklärt die WWF-Expertin. „Durch solche Maßnahmen können übrigens auch hochattraktive Naherholungsgebiete entstehen – wenn sie richtig geplant und durchgeführt werden.“
„Noch am 13. September hat LH-Stv.in Ingrid Felipe am ‚Flussdialog Inn‘ erklärt, wie wichtig es ist, den Inn wieder zu einem lebendigen Landesfluss für alle Tirolerinnen und Tiroler zu machen“, schließt Sötz. „Diesen schönen Worten müssen jetzt Taten folgen.“
Rückfragehinweis:
Elisabeth Sötz, Inn-Expertin des WWF Österreich, +43 676 83488 304, elisabeth.soetz@wwf.at
Martin Hof, Pressesprecher WWF Österreich, +43 676 83488 306, martin.hof@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert Absage der Kraftwerksprojekte an der Isel
Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.