Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
WWF: Bundesländer setzen rechtswidrig auf Flinte und Panikmache gegen Wolf

Wien/Klagenfurt, am 12.01.2018 – Der WWF kritisiert die heutige Forderung der Landesagrarreferenten nach einer „Regulierung“ der Wolfsbestände und einer Aufweichung des Schutzstatus von Wölfen als rechtswidriges Armutszeugnis. „Anstatt ihre politische Verantwortung wahrzunehmen, wollen die Agrar-Landesräte den Wolf in Österreich offenbar ein zweites Mal ausrotten. Das ist völlig inakzeptabel. Tatsächlich ist der Wolf durch EU-Recht streng geschützt und sind Abschüsse nur in eng definierten Ausnahmefällen möglich“, sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler, der daher eine sofortige Rücknahme des Klagenfurter Beschlusses fordert. „Flinte und Panikmache sind der völlig falsche Weg. Vielmehr sind die Bundesländer endlich gefordert, länderübergreifende Management- und Förderkonzepte mit Herdenschutz-Maßnahmen und Entschädigungen zu etablieren. Wenn die einzelnen Länder dazu nicht in der Lage sind, muss die Bundesregierung koordinierend eingreifen und ein rechtskonformes Vorgehen sicherstellen“, betont Pichler.
Selbstverständlich ist die Sorge von Weidetierhaltern ernst zu nehmen und müssen Konfliktlösungen im gemeinsamen Dialog aller erarbeitet werden. Immerhin 74 Prozent der Österreicher stehen dem Wolf positiv gegenüber und erwarten, dass die Politik für ein konfliktfreies Miteinander sorgt, wie aktuelle Umfragen zeigen. „Am Beispiel Deutschlands und der Schweiz mit zwei Jahrzehnten Erfahrung im Herdenschutz ist zu erkennen, dass Herdenschutz sehr wohl erfolgsversprechend ist, wenn die Betroffenen sachlich informiert und unterstützt werden“, verweist WWF-Experte Pichler auf internationale Beispiele, an denen sich Österreich orientieren sollte.
Die Rückkehr des Wolfes nach Europa ist seit fast zwei Jahrzenten zu beobachten, wobei Österreich das letzte Alpenland ist, in das der Beutegreifer zurückkehrt. Im gesamten Bundesgebiet leben derzeit gerade einmal 15 Wölfe. Angesichts der Wolfsdichten in unseren Nachbarländern Italien und Deutschland mit 1000 bzw. 500 Wölfen, wird mit der Forderung nach einer Bestandsregulierung weit übers Ziel geschossen, so der WWF. In diesem Sinne müssen die Agrarreferenten ihre heutige Positionierung rasch revidieren und klarstellen, dass sie im Umgang mit Wildtieren auf dem Boden geltenden Rechtes agieren werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83488203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.