Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Klimastrategie: WWF fordert volle Transparenz und ambitionierte Ziele samt Budget

Wien, 19. April 2018. Anlässlich des Konsultationsprozesses zur Klima- und Energiestrategie fordert der WWF Österreich volle Transparenz, ambitionierte Ziele und konkrete Sofort-Maßnahmen. „Wir befürchten, dass mutige Vorschläge bestenfalls ignoriert werden und dieser Prozess wie schon bei den Vorgänger-Regierungen als Farce enden könnte. Klimaschutz darf nicht den üblichen Bremsern in den Hinterzimmern überlassen werden“, warnt WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. „Aus einer verpassten Chance kann nur dann eine gute Strategie werden, wenn konkret und transparent nachgebessert wird. Parallel dazu muss die Bundesregierung das über Jahre ausgedünnte Umweltbudget massiv aufstocken. Ansonsten wäre die Klimastrategie schon vor dem Start zum Scheitern verurteilt“, sagt der WWF-Experte mit Blick auf die massiven Kürzungen bei den Mitteln des Umweltministeriums ab 2019. „Wenn schon Sparkurs, dann beim CO2-Budget, nicht beim Umweltschutz“, so Schellmann.
In Sachen Transparenz und Information der Öffentlichkeit nennt der WWF zentrale Erfolgsvoraussetzungen für den Konsultationsprozess – angelehnt an die für die Bundesverwaltung per Ministerratsbeschluss empfohlenen „Standards der Öffentlichkeitsbeteiligung“ (Online unter www.partizipation.at):
- Klare Information über die Gestaltungsspielräume und Fixpunkte des Strategie-Entwurfes: Das heißt: Die Ziele der Klimastrategie müssen auf einem nachweislich Paris-kompatiblen Weg liegen, also einen fairen Beitrag Österreichs zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad leisten. Um die notwendige Dekarbonisierung tatsächlich zu schaffen, müssen die Ziele deutlich ambitionierter sein und alle Sektoren umfassen.
- Veröffentlichung aller Stellungnahmen sowie aller internen und externen Studien, die für die integrierte Klima- und Energiestrategie sowie den Konsultationsprozess erstellt worden sind.
- Transparente Auflistung aller Organisationen, Körperschaften oder Personen, die schon bei der Erstellung des Strategie-Drafts einbezogen waren und all jener, die jetzt während der Konsultation einbezogen werden.
- Mehr Transparenz durch Online-Echtzeit-Sichtbarkeit aller schriftlichen Eingaben sowie im Anschluss genaue Dokumentation und Veröffentlichung der Protokolle der erst kürzlich eingeladenen Round-Tables auf www.mission2030.info.
- Öffentliche Bewertung aller Eingaben und Informationen mit Zusatz, was berücksichtigt wurde und was nicht, jeweils mit Begründung.
- Ein öffentlich zugänglicher Abschlussbericht mit konkreten Empfehlungen sowie Konsens- und Dissenspunkten.
- Laut den Standards der Öffentlichkeitsbeteiligung im Bund muss ein Beteiligungsplan schon vor dem Start fixiert und nicht erst während der Konsultationsphase versandt werden. Aufgrund des verspäteten Beginns – die Einladungen wurden erst am Dienstagnachmittag versandt – sowie der bisher verlorenen Zeit muss der Prozess daher verlängert werden.
Zusätzlich zur notwendigen Transparenz fordert der WWF Österreich eine umfassende Nachbesserung des Entwurfs der Klima- und Energiestrategie. „Die Bundesregierung muss deutlich weitsichtiger und wirksamer vorgehen, um das Pariser Klimaabkommen erfüllen zu können. Dafür braucht es neben ambitionierteren Zielen und Sofort-Maßnahmen auch frische finanzielle Mittel“, bekräftigt Schellmann die WWF-Position. Darüber hinaus müsse bei allen Infrastrukturprojekten und beim Ausbau der Erneuerbaren die Naturverträglichkeit gewährleistet werden.
Rückfragehinweis:
Mag. Gerhard Auer, WWF Pressesprecher, 0676 83488231, gerhard.auer@wwf.at
Karl Schellmann, WWF Leitung Klimaschutz & Energie, 0676 83488249, karl.schellmann@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.