Größte Unternehmen Österreichs setzen schon freiwillig auf europäische Standards für Nachhaltigkeitsberichte – WWF fordert Ende der EU-Deregulierungsagenda bei Green Deal Gesetzen
WWF: Neues Sondergesetz soll Umweltschutz aushebeln

Wien, am 21.11.2018""Anstatt Umweltprüfungen nachhaltig zu verbessern, agiert die Bundesregierung mit dem Presslufthammer. Große Bauprojekte werden mit einem kritischen Sondergesetz privilegiert, während der Umweltschutz auf allen Ebenen ausgebremst werden soll." Das gefährdet den fairen Ausgleich der Interessen und macht es in Zukunft noch schwieriger, konkrete Verbesserungen für Mensch und Natur zu erreichen“, sagt Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich, anlässlich des heute vorgelegten zweiten Entwurfes für das umstrittene Standort-Entwicklungsgesetz.
Um Großbauten durchzuboxen, schafft Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck eine undurchsichtige bürokratische Parallelstruktur. Sobald ein Projekt standortrelevant ist, soll eine neue „lex specialis“ laut APA bisher geltende Umwelt- und Verfahrensgesetze aushebeln. Indirektes Ziel ist es, Druck auf die prüfenden Behörden zu machen und die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zu entwerten. „Wer schnellere Verfahren will, muss dafür auch mehr öffentliche Akzeptanz und Vertrauen schaffen. Mit Drüberfahren und Durchboxen wird das nicht gelingen“, kritisiert Simons.
Der WWF kündigt eine detaillierte rechtliche Prüfung des neuen Gesetzes an und erneuert seine Vorschläge für bessere UVP-Verfahren. „Statt der einseitigen Klientelpolitik der Wirtschaftsministerin braucht es praxistaugliche Reformen, die an den Ursachen von Problemen ansetzen. Die Projektbetreiber dürfen nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden, von Beginn an vollständige Unterlagen vorzulegen. Gerade das würde Verfahren wirklich beschleunigen, wie auch die Zahlen des offiziellen UVP-Berichts belegen“, bekräftigt Simons die WWF-Position.
Besonders wichtige Punkte sind: Die UVP-Behörden benötigen mehr Amtssachverständige und eine höhere Qualität bei den Einreichungen. Eine überfällige Föderalismusreform müsste für eine einheitliche Vollziehung und bessere Kooperation der unterschiedlichen Stellen sorgen. Parallel dazu benötigt es gute Materiengesetze und eine naturverträgliche Energiewende, damit Klimaschutz nicht für umweltschädliche Megaprojekte missbraucht wird. Generell sollten Politik und Verwaltung enger mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um Konflikte frühzeitig zu entschärfen.
Durchpeitschen ist auch demokratiepolitisch bedenklich
Den ersten Entwurf von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hatten etliche Fachleute als völlig verpfuscht und neuen Tiefpunkt der Umweltgesetzgebung bewertet. „Dass der zweite offensichtlich massiv veränderte Gesetzestext jetzt ohne echte Begutachtung durchs Parlament gepeitscht werden soll, ist auch demokratiepolitisch bedenklich. Während große Konzerne bereits Stimmung dafür machen, wird die Öffentlichkeit bis zuletzt im Dunkeln gelassen“, sagt Hanna Simons unter Verweis auf das generelle Vorgehen der Bundesregierung rund um das Standort-Entwicklungsgesetz.
Rückfragehinweis:
Gerhard Auer
Pressesprecher
+43 676 83488 231
gerhard.auer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Hunderte Biber auf der Abschussliste – WWF fordert sofortigen Tötungs-Stopp
WWF-Auswertung: Derzeit bis zu 713 Tiere zum Abschuss freigegeben – Naturschutzorganisation startet Petition und fordert nachhaltige Lösungen statt Tötungs-Politik
Makrelen-Bestände vor dem Kollaps – WWF fordert Ende der Überfischung
Makrelen im Nordostatlantik dramatisch überfischt – WWF fordert strengere Fangquoten, um ökologische und wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern
EU-Umweltbericht: WWF fordert mehr Naturschutz statt Deregulierung
Über 80 Prozent der geschützten Lebensräume in keinem günstigen Zustand – WWF fordert Naturschutz-Offensive und Ende der Deregulierungsagenda bei Umwelt- und Naturschutzgesetzen
Lobautunnel: WWF kritisiert Bauankündigung als “milliardenschweren Irrweg”
Kilometerlanger Tunnel unter dem Nationalpark konterkariert Klima- und Umweltziele – WWF fordert Fokus auf öffentlichen Verkehr und flächensparende Raumplanung
WWF kritisiert geplante Biber-Tötungen in Oberösterreich
Naturschutzorganisation warnt vor gefährlichem Irrweg auf Kosten einer streng geschützten Art – Biber hilft uns gegen die Folgen der Klimakrise und schafft wertvolle Lebensräume
WWF-Erfolg: Neue Teiche für mehr Artenvielfalt
Zwei neue Teiche im Inntal sollen seltenen Amphibien wie Laubfrosch und Gelbbauchunke ein sicheres Zuhause bieten.
WWF-Erfolg: Hoffnung für Chinas Tiger
Wildtierkameras zeigen: 4 junge Amur-Tiger streifen durch die Wälder im Nordosten Chinas. Es ist ein Hoffnungsschimmer für die Rückkehr der Tiger in eine Region, die sie fast verloren hatte.
NoVA-Befreiung: WWF warnt vor Rückschritt im Klimaschutz
Abbau umweltschädlicher Subventionen überfällig – Neue Privilegien sabotieren Klimaziele