Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
WWF Österreich: Gericht kippt Fischotter-Bescheid in Niederösterreich

Wien, St. Pölten, 12.07.2019 – Wegen zahlreicher rechtlicher und inhaltlicher Mängel hat das Landesverwaltungsgericht dieser Tage auch den zweiten Fischotter-Bescheid des Landes Niederösterreich aufgehoben. Aufgrund der Beschwerde des WWF Österreich konnte die geplante Tötung der streng geschützten Tiere verhindert werden. Damit bleiben 40 Fischotter verschont. „Das Urteil bestätigt unsere Forderungen nach einem rechtskonformen Fischotter-Management. Jetzt müssen Politik und Behörden endlich ihre Hausaufgaben machen anstatt auf billige Scheinlösungen zu setzen“, erklärt WWF-Expertin Christina Wolf-Petre. „Wir verstehen die Sorgen der Teichwirte und Fischereiverbände. Daher braucht es zeitgemäße und nachhaltige Lösungen, die sowohl den Artenschutz sichern als auch allen Betroffenen helfen. Bisher hinkt Niederösterreich europäischen Vorgaben und internationalen Standards hinterher.“
Einerseits muss die Landesregierung jetzt ein rechtskonformes Fischotter-Monitoring etablieren sowie finanzielle Mittel für Prävention und Kompensation bereitstellen. Andererseits muss sie den ökologischen Zustand der Flüsse auf allen Ebenen weiter stark verbessern. „Denn der Rückgang der Fische liegt hauptsächlich an langfristigen Verbauungen, Stauraumspülungen, zu geringen Restwasserständen und der Ausbreitung von Krankheiten, auch aufgrund falscher Besatzmethoden. Klar ist: Alle negativen Faktoren müssen gezielt bekämpft werden anstatt nur den Fischotter zum Sündenbock abzustempeln. Heimische Fische brauchen einfach wieder bessere Lebensräume“, sagt die Biologin Wolf-Petre.
Der WWF appelliert an Politik und Behörden, rechtskonforme und naturschutz-fachlich korrekte Managementpläne zu erarbeiten. Denn laut jüngstem WWF-Artenschutzbarometer gibt es hier große Defizite, Informationslücken über Bestandszahlen sowie unzureichende Maßnahmen zur Vorbeugung und Schadensabgeltung. Darunter leiden gerade die direkt betroffenen Landnutzer.
Die Vorgeschichte zum aktuellen Erkenntnis im Überblick
Im Mai 2018 erhoben die Naturschutzorganisation WWF Österreich und ÖKOBÜRO beim Landesverwaltungsgericht erstmals Beschwerde gegen die Entnahme von 40 Fischottern. Mit Erfolg: Das Gericht hob den Bescheid aufgrund der als „krass mangelhaft“ beurteilten Unterlagen des Landes auf. Dies hielt die Antragsteller jedoch nicht davon ab, erneut einen Antrag für die Tötung weiterer 40 Fischotter zu stellen. Auch diesen hat die Behörde ohne die ausreichende Erhebung notwendiger Grundlagen durchgewinkt. Deshalb brachte der WWF auch gegen diesen Folgebescheid eine Beschwerde ein und bekam aktuell zum zweiten Mal Recht.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at, +43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.