Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Weltklimakonferenz: WWF sieht “viel Schatten und wenig Licht”

Wien/Glasgow, am 13. November 2021. Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich zeigt sich enttäuscht vom insgesamt ambitionslosen Ergebnis der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. „Damit bleibt die Welt meilenweit vom 1,5-Grad-Ziel entfernt. Der Verhandlungstext beinhaltet zwar einige Überraschungen, wie zum Beispiel die erstmalige Erwähnung der Bedeutung des Schutzes und der Wiederherstellung der Natur – von vielen weiteren großen Ankündigungen ist am Ende aber nicht viel übriggeblieben“, kritisiert Klimaexpertin Lisa Plattner, die den WWF Österreich in Glasgow vertreten hat und im Ergebnis “viel Schatten und wenig Licht” sieht. „Wieder einmal ist es den Bremsern und Blockierern gelungen, wichtige Fortschritte zu verhindern und die Gipfel-Beschlüsse an entscheidenden Punkten zu verwässern.“ Besonders verheerend sei, dass sechs Jahre nach Beschluss des Pariser Klimaabkommens der rasche Ausstieg aus allen fossilen Energien von vielen Ländern noch immer verzögert und verhindert wird.
Ein wesentliches Thema war die Frage der Klimagerechtigkeit. „Der große Elefant im Raum ist jedoch die Frage, wie internationale Finanzmittel mobilisiert werden können, um Verlusten und Schäden nach Klimakatastrophen zu begegnen“, zeigt Lisa Plattner auf. „Die beschlossenen Workshops für die nächsten zweieinhalb Jahre werden nicht verhindern, dass Menschen in besonders gefährdeten Gebieten unter Verlusten und Schäden, die jetzt auftreten, leiden müssen“, so Plattner weiter. Laut aktuellen Berechnungen werden bis 2030 pro Jahr weltweit zwischen 290 und 580 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Verluste und Schäden anfallen – doch das sind nur die berechenbaren Kosten. Hinzu kommen Schäden für die Artenvielfalt, Gesundheit und die letzten verbleibenden Naturflächen, die nicht beziffert werden können.
Nationale Hausaufgaben im Klimaschutz
Der WWF sieht auch die österreichische Bundesregierung in der Pflicht, die nationalen Hausaufgaben im Klimaschutz endlich zu erledigen. „Österreich hat seine Klimaschutzpolitik über viele Jahre sträflich vernachlässigt. Daher müssen jetzt endlich die großen Baustellen angegangen werden – vom viel zu hohen Energie- und Bodenverbrauch über den Treibhausgasanstieg beim Straßenverkehr bis zu umweltschädlichen Subventionen. Noch immer fließen jedes Jahr Milliarden in die falsche Richtung, statt in Energieeffizienz und naturverträgliche Erneuerbare“, sagt Plattner und verweist auf den kürzlich veröffentlichten Klimaschutz-index, der Österreich einen massiven Aufholbedarf attestiert.
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