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Artenlexikon:
Verbreitung
Seepferdchen
Seepferdchen erfreuen sich auf der ganzen Welt größter Beliebtheit – ausgerechnet das könnte zu ihrer Ausrottung führen. Damit würde uns die Gelegenheit entgehen, mehr über die geheimnisvollen Fische in Erfahrung zu bringen. Denn was man bisher weiß, ist sehr wenig.
Körperliche Merkmale
Seepferdchen gehören zu den Knochenfischen. Sie verdanken ihren Namen ihrer prägnanten Kopfform. Beim Schwimmen halten sie sich mithilfe der seitlichen Flossen aufrecht, die Rückenflosse nutzen sie als Antrieb. Mit ihrem langen, beweglichen Schwanz halten sie sich an Seegräsern oder Korallen fest. Als Schutz vor Feinden dient ihnen zum einen ein knöcherner Panzer, zum anderen ihre Fähigkeit der Tarnung. Sie sind ihrem Lebensraum farblich oft perfekt angepasst. Die Lebenserwartung beträgt – je nach Art – ein bis vier Jahre.
Lebensweise und Fortpflanzung
Nicht nur wegen ihrer für einen Fisch sonderbaren Gestalt sind Seepferdchen interessant. Auch ihr Brutpflegeverhalten ist außergewöhnlich: Das Weibchen pumpt die Eier in eine Brusttasche an der Bauchseite des Männchens. Dort werden sie vom Männchen besamt und ausgetragen. Je nach Art und Wassertemperatur dauert das zehn Tage bis sechs Wochen. Die Zahl der Nachkommen liegt bei den meisten Arten zwischen 100 und 200 Jungtieren. Die Fortpflanzungssaison variiert mit dem Verbreitungsgebiet und ist außerdem von Licht, Temperatur und Wasser-Turbulenzen – wie etwa bei Monsun-Regen – abhängig. Seepferdchen werden zwischen sechs Monaten und einem Jahr geschlechtsreif. Das Männchen kümmert sich allein um die gesamte Brutpflege. Die Partner bleiben ihr Leben lang zusammen.
Ernährung
Seepferdchen sind Fleischfresser und ernähren sich unter anderem von Schwebgarnelen und Flohkrebsen, die sie blitzschnell durch ihre röhrenförmige Schnauze aus dem Wasser aufsaugen. Seepferdchen verzehren grundsätzlich nur lebende Beute.
Seepferdchen und Mensch
Aufgrund ihrer Optik werden getrocknete Seepferdchen oft als Schmuck, Glücksbringer oder Souvenir verkauft, lebendig erfreuen sie sich bei Aquarienbesitzern großer Beliebtheit. Allerdings überleben die Tiere in Gefangenschaft meist nur kurz.
Nach Schätzungen gelangen jährlich etwa 24 Millionen Seepferdchen lebend oder getrocknet in den internationalen Handel. Dabei werden sie entweder gezielt oder als Beifang gefischt. Mindestens 77 Staaten handeln mit den kleinen Meeresbewohnern. Zu den größten Abnehmern zählen neben asiatischen Ländern auch Nordamerika, Europa, Australien und Mexiko. Die wichtigsten Exportländer sind Indonesien, die Philippinen und Thailand. Der Handel mit Seepferdchen wird deshalb heute vom Washingtoner Artenschutzabkommen reguliert. Man sollte also die Finger von solchen “Souvenirs” lassen, sollte man Seepferdchen oder andere Meerestiere im Urlaub angeboten bekommen.
Auch ihre Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin kostet jährlich rund 1,6 Millionen Seepferdchen das Leben. Sie sollen gegen Mattigkeit und Nervosität, gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden, Hautausschläge oder Atemwegsprobleme wirken. Diese Wirkungen konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs in den ost- und südostasiatischen Staaten ist die Nachfrage nach traditionellen Arzneien stark angewachsen – und damit auch die Gefahr für wild lebende Seepferdchen Populationen.
Darüber hinaus wird den Seepferdchen die Verschmutzung der Meere, sowie die Zerstörung ihres Lebensraums, insbesondere die von Mangrovenwäldern, Korallenriffen und Seegraswiesen, gefährlich. Fischereimethoden, die dem Meeresgrund schaden, entziehen den Fischen zusätzlich den Lebensraum.
Das Seepferdchen in der Kulturgeschichte
Ihren Namen verdanken die niedlichen Tierchen ursprünglich einem Seeungeheuer der griechischen Mythologie: dem Hippocamp. Das Fabelwesen mit Pferdekopf und Fischschwanz wird meist als Zug- oder Reittier unterschiedlicher Meeresgottheiten dargestellt. Das kommt nicht von ungefähr schließlich ist Poseidon, der griechische Gott des Meeres, auch der Gott und Schützer der Pferde, Seepferdchen, und Einhörner.
Auch in der keltischen Mythologie taucht ein Wesen mit einer ganz ähnlichen Statur auf – der Kelpie: dargestellt als Pferd, manchmal ebenfalls mit Fischschwanz, soll der Kelpie vor allem in Fließgewässern leben. Möchte ein Wanderer das Wasser überqueren, bietet der Kelpie seine Hilfe an. Nimmt der Ahnungslose an, wird er von dem Wesen in die Tiefe gezogen und verspeist. Wie viele ähnlicher Sagen wird auch die Geschichte des Kelpie oft als Versuch interpretiert, die Gefahren des Wassers zu veranschaulichen.
Projekte und Engagement des WWF
Nach jahrelanger politischer Lobbyarbeit ist es uns als WWF 2004 gelungen, dass alle 33 Arten des Seepferdchens in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) aufgenommen wurden. So wurde der Handel zumindest eingedämmt. Aus unserer Sicht ist es zwingend notwendig, den anhaltenden Handel mit Seepferdchen genau zu überwachen und die geltenden Gesetze streng umgesetzt werden. Weiters ist es wichtig, den gefährdeten Lebensraum der Seepferdchen zu erhalten und zu schützen. Hier setzt sich der WWF für Meeresschutzgebiete ein. 30% der Meere sollen bis 2030 unter Schutz gestellt werden.
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