Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Aufwind für unseren Wappenvogel: Bundesheer und WWF freuen sich über Bruterfolg beim Seeadler

Presseaussendung
Wien, Allentsteig, am 24. Juni 2018 – Einer der ältesten Seeadler-Brutplätze in Österreich ist auch heuer wieder besetzt: In ihrem Horst am Truppenübungsplatz Allentsteig im Waldviertel, bereiten sich dieser Tage zwei Jungvögel auf das Ausfliegen aus dem Horst vor. Die ehemals ausgestorbenen Adler sind bei uns noch so selten, dass das Überleben jedes einzelnen Tieres zählt. Deshalb darf der Raum rund um den Horst weder betreten werden, noch finden in der Nähe militärische Übungen statt. Auch die Jagd und Forstarbeiten werden aufgeschoben, bis die etwa acht Wochen alten Jungvögel in wenigen Tagen flügge sein werden. Dafür hat das Bundesheer eigens eine temporäre Schutzzone eingerichtet.
Nach der Aufzucht im elterlichen Horst und den ersten Flugversuchen, unternehmen die jungen Adler in den nächsten Tagen und Wochen erstmals Erkundungsflüge und trainieren die Jagd nach Beute. „Die Zeit zwischen Mitte und Ende Juni markiert im Leben junger Seeadler eine kritische Phase, in der viele Gefahren lauern. Schon um überhaupt erfolgreich brüten zu können, benötigen die scheuen Großgreifvogel Ruhe, geeignete Horstbäume und ausreichend Nahrung“, erklärt Christian Pichler vom WWF Österreich. Die gute Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesheer als Grundbesitzer des Natura 2000-Gebiets Truppenübungsplatz Allentsteig, ist für das Gelingen des Schutzprojektes deshalb besonders wichtig.
Verteidigungsminister Mario Kunasek ist ein nachhaltiger und verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt wichtig: „Durch die militärische Nutzung des Truppenübungsplatzes entsteht auch ein Mehrwert für gefährdete Tierarten. Damit leisten wir über unsere Aufgaben zum Schutz der Bevölkerung hinaus auch einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz. Und mit dem WWF haben wir einen kompetenten Partner zur Seite, mit dem wir die Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität erfolgreich umsetzen können“.
Ministerialrat Dr. Ottokar Jindrich, Leiter des Referates Umweltschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Landesverteidigung betreut seit Jahren die erfolgreichen Projekte mit dem WWF: „Heuer haben unsere Seeadler am Truppenübungsplatz Allentsteig bereits zum siebenten Mal erfolgreich gebrütet. Wir sind stolz, dass wir gemeinsam mit dem WWF dazu beitragen können, diesen faszinierenden Tieren wieder ihren angestammten Platz in unserer Landschaft zurückzugeben.“ Im Jahr 2006 war es erstmals gelungen, am TÜPl einen erfolgreichen Brutversuch des in Österreich bis 2001 ausgestorbenen Seeadlers nachzuweisen. Nach und nach besiedelte er seine alten Lebensräume wieder, wobei die Donau- und Marchauen, sowie das Waldviertel die Hauptverbreitungsgebiete sind.
Der Seeadler ist eine von zehn Leitarten am Truppenübungsplatz Allentsteig, der aufgrund seiner guten Lebensraumeignung auch für andere Arten zum Vogelschutzgebiet ernannt wurde. Zu den Schutzmaßnahmen gehören neben der Einrichtung von Horstschutzzonen auch die Beringung und die Besenderung von Jungvögeln. Die Projektpartner erhalten dadurch einerseits wichtige Daten, und können andererseits die Adler auch besser zu ihrem eigenen Schutz überwachen. Denn nicht nur der Lebensraumverlust, sondern vor allem illegale Verfolgung durch den Menschen, machen dem Seeadler zu schaffen. Immer wieder fallen die imposanten Greifvögel skrupellosen Giftlegern oder Wilderern zum Opfer.
Im Waldviertel findet die heimische Seeadlerpopulation, was sie zum Gedeihen benötigt: Weitläufige und großteils ungestörte Waldflächen als optimalen Lebensraum sowie zahlreiche Teiche mit Fischen und Wasservögeln als Nahrungsgrundlage. „Mit dem Bundesheer haben wir einen verständnisvollen Partner, der großes Engagement für die Bedürfnisse streng geschützter Arten wie Seeadler und Wolf zeigt, und damit wichtigen Anteil am guten Gedeihen unserer gefährdeten Wildtierfauna hat“, unterstreicht Pichler.
Die Seeadler breiten sich in Österreich weiterhin aus. Heuer gibt es insgesamt 33-35 Brutpaare, die zwischen 35 und 40 Junge großziehen werden. Die meisten Vogeleltern – drei Viertel der Paare – brüteten in Niederösterreich. Dieser Tage verlassen die fast ausgewachsenen Jungvögel ihre Horste.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen