Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
Bundesregierung will rechtswidrigen UVP-Angriff durchpeitschen

Wien, am 17. Oktober 2018: Heute fand das mehrfach medial angekündigte Treffen der Umweltsprecher der Regierungsparteien mit Vertretern von Umweltschutzorganisationen statt, um das Vorgehen zu dem ohne öffentliche Begutachtung überfallsartig eingebrachten Abänderungsantrag zum Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz (UVP-G) zu klären.
„Das Gespräch war leider eine Farce. Die Bundesregierung will ihren mehrfach rechtswidrigen UVP-Angriff durchpeitschen und ist weiterhin zu keinen gesetzlichen Änderungen bereit“, kritisieren Leonore Gewessler, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000 und Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich. Die für das UVP-Gesetz zuständige Umweltministerin Elisabeth Köstinger hat das Gespräch heute ausgelassen und ist jetzt umso mehr gefordert, dafür zu sorgen, dass der rechtswidrige Antrag nächste Woche nicht im Plenum des Nationalrates beschlossen wird. WWF Österreich und GLOBAL 2000 fordern erneut einen Krisengipfel der Umweltorganisationen mit Köstinger: „Die bisherige Gesprächsverweigerung der obersten Beauftragten für Umweltschutz ist völlig inakzeptabel. Denn der Abbau von Beteiligungsrechten ist nicht nur demokratiefeindlich, sondern ermöglicht auch mehr Naturzerstörung und Umweltverschmutzung“, bekräftigten Gewessler und Johanides.
Obwohl Köstinger selbst von ‚Signalen‘ der Umweltsprecher gesprochen hatte, gab es heute keinerlei Eingehen auf die von mehreren Verfassungsjuristen vorgebrachten verfassungs- und europarechtlichen Bedenken gegen den überfallsartig eingebrachten Abänderungsantrag. Zuletzt hatte der renommierte Verfassungsjurist Daniel Ennöckl die im Abänderungsantrag geforderte Offenlegung der Namen und Adressen der Mitglieder als europarechts- und verfassungswidrig eingestuft, insbesondere weil Datenschutzrecht verletzt wird. Die Verarbeitung von personenbezogenen Daten, aus denen eine „politische Meinung“ hervorgeht, sei eindeutig untersagt. Auch der Verfassungsjurist Heinz Mayer hat den Regierungsplan scharf kritisiert.
Zudem steht eine willkürliche Festlegung der Schwelle von hundert Mitgliedern als Kriterium für anerkannte Umweltschutzorganisationen in eindeutigem Widerspruch zu einem Entscheid des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) von 2009 in einem Fall gegen Schweden, wie ein Kurzgutachten der Dachorganisation Ökobüro belegt – der weite Zugang zu Gerichten für Umweltschutzorganisationen ist nach UVP-Richtlinie der Europäischen Union zu gewähren.
Für den Fall eines Beschlusses dieses Gesetzes droht auch eine massive Rechtsunsicherheit für die Wirtschaft: Umweltorganisationen, denen die Parteienstellung verwehrt wird, könnten dagegen berufen und die Verfahren nach der Klärung der Rechtswidrigkeit des Gesetzes durch den EuGH neu aufgerollt werden müssen. Das würde das intendierte Ziel einer Verfahrensbeschleunigung ins Gegenteil verkehren. „Kritische Großprojekte müssen auch in Zukunft sorgfältig geprüft werden können. Wer Verfahren beschleunigen will, muss an anderen Schrauben drehen, zum Beispiel durch eine deutliche Qualitätssteigerung bei den eingereichten Unterlagen der Projektwerbenden und durch mehr Amtssachverständige“, bekräftigen der WWF Österreich und GLOBAL 2000.
Rückfragehinweis:
Gerhard Auer, Pressesprecher WWF Österreich, Tel.: 0676 83 488 231, E-Mail: gerhard.auer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert geplante Abschwächung als “kontraproduktiv und gefährlich”
Nach Berner Konvention auch Absenkung des Wolf-Schutzstatus in EU-FFH-Richtlinie angekündigt – WWF befürchtet dramatische Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF-Erfolg: Künstliche Intelligenz spürt Geisternetze auf
Dank künstlicher Intelligenz und einer neuen Plattform können herrenlose Fischernetze jetzt schneller aufgespürt und geborgen werden. Ein wichtiger Erfolg für den Schutz unserer Meere und seiner Bewohner!