Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
Gewässer-Sanierung beschlossen: WWF drängt auf weitere Maßnahmen
Umweltschutzorganisation fordert Naturschutz-Offensive, um EU-Ziele zu erreichen: Ökologische Sanierung der Flüsse verstärken, Verbauung intakter Strecken stoppen
Wien, am 25. Juni 2020. Der Landwirtschaftsausschuss des Nationalrats hat am Donnerstag beschlossen, die Fördermittel für die Gewässerökologie mit 200 Millionen Euro bis 2027 zu dotieren, was im Schnitt 25 Millionen Euro pro Jahr entspricht. Angesichts der zuvor jahrelang ausgetrockneten Fördertöpfe begrüßt die Umweltschutzorganisation WWF Österreich diesen Fortschritt, fordert aber dringend weitere Maßnahmen. „Unsere Flüsse sind extrem stark verbaut und reguliert. Um den EU-rechtlich geforderten Standard zu erreichen, wird es daher noch ein Vielfaches brauchen. Zusätzlich muss die Politik die Verbauung der letzten intakten Flüsse unterbinden“, sagt WWF-Expertin Bettina Urbanek. Laut Regierungsprogramm müssen „ausreichend Fördermittel für gewässerökologische Maßnahmen“ bereitstehen, um die gerade erst wieder bestätigte Wasserrahmen-Richtlinie zu erreichen. „Das erfordert eine große Naturschutz-Offensive. Der aktuelle Beschluss kann daher nur ein erster Schritt sein“, sagt Urbanek.
Der Rechnungshof hat bereits im Vorjahr vorgerechnet, dass ein Gesamt-Investitionsbedarf von rund 2,7 Milliarden Euro besteht, um den EU-rechtlich geforderten guten Gewässerzustand zu erreichen. Denn aktuell sind 60 Prozent der Flüsse und Bäche nur in mäßiger bis schlechter Verfassung. „Neben der Politik müssen auch die Anlagenbetreiber deutlich mehr tun. Denn derzeit verfehlen acht von zehn Kraftwerken die ökologischen Mindeststandards. Daher muss im dritten Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan eine Sanierungspflicht verankert werden“, sagt WWF-Expertin Urbanek.
WWF fordert Naturschutz-Kriterien für Wasserkraft-Subventionen
Zusätzlich zur Sanierungs-Offensive muss die Bundesregierung die Verbauung der wenigen noch frei fließenden Flüsse verhindern und wirksame Naturschutzkriterien bei der Vergabe von Ökostrom-Subventionen verankern. „Insbesondere Schutzgebiete und die letzten intakten Fließstrecken müssen frei von neuen Wasserkraftanlagen bleiben. Wir brauchen mehr lebendige und klimafitte Flüsse“, fordert Bettina Urbanek. Mit über 5.200 Wasserkraftwerken ist der Ausbaugrad extrem hoch, aber dennoch gibt es Pläne für neue Anlagen in höchst sensiblen Gebieten. „200 Millionen Euro in die Sanierung zu investieren und zugleich wertvolle Flüsse hoch subventioniert mit neuen Kraftwerken zu verbauen, wäre absolut widersinnig“, warnt Bettina Urbanek vom WWF Österreich.
Rückfragehinweis:
WWF Österreich
Mag. Volker Hollenstein
Leiter Politik und Kommunikation
E-Mail: volker.hollenstein@wwf.at
Mobil: +43 664 501 31 58
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren