Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Ein Jahr Rotschlamm-Katastrophe: WWF warnt vor tickenden Zeitbomben
![Dammbruchgebiet_ Sept2011_(c)Attila Kozma](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4e85730fadc1b.jpg)
Wien/Budapest, 30. September 2011 – Ein Jahr nach der Rotschlammkatastrophe in Ungarn hat sich nur wenig getan um weitere Katastrophen zu verhindern, warnt die Umweltorganisation WWF. „Ungarn hat die EU-Präsidentschaft ungenützt verstreichen lassen, um weitere tickende Giftbomben in Osteuropa zu entschärfen“, kritisiert Gábor Figeczky, Geschäftsführer des WWF Ungarn. Der WWF rief die Europäische Kommission auf einen Aktionsplan zur effektiven Umsetzung der Europäischen Bergbaurichtlinie einzurichten. „Die EU-Richtlinie, die 2006 eingeführt wurde, ist prinzipiell sehr gut, aber sie muss jetzt endlich konsequent und umfassend in den Ländern umgesetzt werden“, so Figeczky. „Alle Übergangsfristen für die Umsetzung der Richtlinie sind bis Ende diesen Jahres verstrichen und die osteuropäischen Regierungen haben keine Zeit mehr dies länger hinaus zu zögern.“ „Die EU-Steuerzahler dürfen am Schluss nicht für die Fehler der Behörden und der Bergbau-Unternehmen die Zeche bezahlen, wenn solche Katastrophen wie in Ajka passieren“, so Andreas Beckmann vom WWF-Donau-Karpaten-Programm. Der WWF flog aus aktuellem Anlass über das damalige Katastrophengebiet und dokumentierte den heutigen Zustand aus der Luft. Dort sind die Ausmaße der Katastrophe noch heute deutlich zu erkennen.
Der WWF weist besonders darauf hin, dass bis heute kein verpflichtendes Versicherungssystem für ähnliche Giftmülldeponien aus dem Bergbau eingeführt wurde. Auch fehlt bis heute ein ausreichendes Kontrollsystem ähnlicher Dämme und Anlagen in ganz Osteuropa. „Ein Jahr nach der Katastrophe in Ungarn und zehn Jahre nach dem Unfällen in den rumänischen Orten Baia Mare und Baia Borsa wissen wir heute noch immer nicht lückenlos, wie viele giftige Zeitbomben in Osteuropa noch ticken“, warnt Beckmann. Ein Teil der kürzlich Mitte September 2011 von der ungarischen Regierung gegenüber dem ungarischen Aluminiumwerk MAL verhängten Strafe in Höhe von 470 Millionen Euro sollte neben der Beseitigung der Schäden und der Kompensation der Bevölkerung des Rotschlamms auch für die Erfassung dieser weiteren Zeitbomben in Ungarn investiert werden. Die Regierung versprach zwar eine entsprechende Untersuchung durchzuführen, aber es ist völlig unklar, wann die Studie veröffentlicht wird. „Die ungarische Bevölkerung hat ein Recht darauf zu wissen, mit welchen Risiken sie aus dem Bergbau und seinen Altlasten weiterhin zu rechnen haben“, so Figeczky.
![Flüsse Torna und Marcal_Sept2011_(c)Attila Kozma, © by Attila Kozma Flüsse Torna und Marcal_Sept2011_(c)Attila Kozma, © by Attila Kozma](/wp-content/uploads/2021/10/4e85733fd14a6_o.jpg)
Der WWF schlägt einen Aktionsplan vor, der die Risikoplätze nicht nur in Ungarn und den restlichen EU-Mitgliedstaaten in Osteuropa unter die Lupe nimmt sondern auch in den Nachbarländern wie Kroatien, Serbien, Moldawien und der Ukraine. Der Plan soll die Risiken für Menschen und Umwelt von allen Bergbau-Lagerstätten genau untersuchen und verbindliche Empfehlungen aussprechen und mit den Regierungen vereinbaren, wie die Risiken beseitigt werden können. Dabei sollen Giftstoffe, Schwermetalle und alle gefährlichen Substanzen lückenlos erfasst werden. Auch sollen die aktuell gültigen nationalen Gesetzgebungen nach eventuellen Lücken überprüft werden. Ein eindeutiger Rechtsrahmen muss für die Umsetzung der EU Bergbau-Richtlinie geschaffen werden und vor allem muss klar sein, wer bei Unfällen und Katastrophen die Verantwortung übernimmt. Die EU hat dafür ebenfalls bereits vor Jahren eindeutige rechtliche Vorgaben gemacht.
![Dammbruchgebiet_2_Sept2011_(c)Attila Kozma, © by Attila Kozma Dammbruchgebiet_2_Sept2011_(c)Attila Kozma, © by Attila Kozma](/wp-content/uploads/2021/10/4e8573979a09b_o.jpg)
Am 4. Oktober 2010 floss mehr als eine Million Kubikmeter Rotschlamm aus einem gebrochenen Damm einer Aluminiumfabrik im westungarischen Ajka. Die stark alkalischen und giftigen Fluten strömten durch die Orte Kolontár, Devecser und Somlóvásárhely und dann über die Bäche und Flüsse Torna, Marcal und die unter Naturschutz stehende Raba schließlich in die Donau. Zehn Menschen starben und 150 Menschen wurden damals verletzt. Das Unglück zerstörte mehrere Ortschaften und verseuchte die Zuflüsse der Donau. Boden, Flüsse und Pflanzen sind bis heute mit Schwermetallen aus dem Rotschlamm kontaminiert.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231
E-Mail: franko.petri@wwf.at.
Die 3 Aufnahmen aus dem Katastrophengebiet (aufgenommen im September 2011) stehen kostenfrei unter Nennung des Credits (Attila Kozma) zum Download zur Verfügung:
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...