Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
EU-Report kritisiert Umweltperformance Kroatiens

Wien, 22. Oktober 2012 – Im diesjährigen „Monitoring-Bericht über den Stand der Vorbereitungen Kroatiens auf die EU-Mitgliedschaft“ erhält Kroatien von der Europäischen Kommission schlechte Noten in Sachen Umweltperformance: Die Qualität der Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) entspräche nicht dem EU-Standard. Insbesondere wird die Abwicklung jener Verfahren kritisiert, die für die Genehmigung und Umsetzung von umstrittenen Ausbauvorhaben an Kroatiens Naturflüssen ausschlaggebend sind. Der WWF sieht in dem Bericht, der dieser Tage an das Europäische Parlament und den Rat übermittelt wurde, seine Kritik an sieben Flussregulierungsprojekten an der Donau, Drau, Mur, Save, Neretva und Ombla bestätigt. Betroffen ist auch ein Schutzgebiet, das sich künftig bis Österreich erstrecken soll: Die steiermärkischen Grenzmur-Auen zwischen Spielfeld und Bad Radkersburg sollen Teil eines internationalen Mur-Drau-Donau Biosphärenparks werden.
Umweltverbände wie der WWF, EuroNatur und kroatische NGOs hatten wiederholt davor gewarnt, dass in Kroatien mehr als 500 Kilometer frei fließende Flussstrecken kanalisiert und dadurch ökologisch entwertet werden sollen. Weiters hatten die NGOs auf die katastrophalen Entscheidungsfindungsprozesse hingewiesen und angeprangert, dass nicht ausreichend geprüft werde, welche Auswirkungen die harte Regulierung der natürlichen Flussläufe auf die europaweit einzigartige Natur und Artenvielfalt haben.
Fünf von sieben Flussregulierungsprojekten wurden dennoch vom kroatischen Umweltministerium – auf Druck der Bau- und Wasserwirtschaftslobby – in den letzten Jahren durchgewunken; zwei Verfahren laufen noch. Nun stellte die EK fest, dass die entscheidungsgebenden UVPs generell von „mangelhafter Qualität“ waren und „deutlich verbessert werden müssen“. Für Arno Mohl, internationaler Flussexperte des WWF, bedeutet das im Klartext: Laut EU-Kommission hätten die Natur zerstörerischen Projekte niemals genehmigt werden dürfen.
Mohl sagt: „Wir sind zuversichtlich, dass Kroatiens Umweltminister Mihael Zmajlović in der Zielgeraden zum EU-Beitritt beweisen möchte, dass sein Land auch im Hinblick auf den Umweltschutz bereit für Europa ist – und sich zum Anwalt der einzigartigen Flüsse seiner Heimat macht. Die kroatischen Flüsse und ihre Auen gehören zum Schönsten, was das gesamteuropäische Naturerbe zu bieten hat. Wir erwarten jetzt vom Umweltminister, dass er die naturzerstörerischen Flussprojekte sofort stoppt!“
Besonders brisant ist die noch ausständige Entscheidung über die Regulierung einer 53 Kilometer langen Donaustrecke im Bereich des weltbekannten Naturparks Kopački Rit. Dieses Feuchtgebiet am Donau-Drau-Zusammenfluss ist Teil der Kernzone des erst im Juli 2012 von der UNESCO anerkannten Biosphärenparks Mur-Drau-Donau in Kroatien und Ungarn. Auch Österreich, Serbien und Slowenien planen, ihre Anteile in den Park am so genannten “Amazonas Europas” einzubringen, der sich dann über fünf Länder erstrecken wird.
Kroatiens einzigartige Flüsse mit ihren ausgedehnten Auen sind Naturgebiete mit einer außergewöhnlich hohen Dichte an anderswo längst selten gewordenen Arten. Sie beherbergen etwa den Seeadler, den Schwarzstorch, die Zwergseeschwalbe und den fast ausgestorbenen Glattdick (Donaustör). Darüber hinaus bieten sie den Menschen wertvolle Ökosystemdienstleistungen wie natürlichen Hochwasserschutz, Trinkwasserbereitstellung und Klimaschutz.
EU-Report zum Download: EC_Comprehensive Monitoring Report on Croatia_Oct 2012
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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