WWF zieht nach CITES-Konferenz in Usbekistan positive Bilanz für den Schutz von Haien, Rochen und asiatischen Großkatzen – Nachholbedarf bei Aalen und Singvögeln
EU-Vertragsverletzungsverfahren: WWF fordert Stopp von Verbauung in Schutzgebieten
Die Weltnaturkonferenz COP15 in Montréal geht in die Schlussphase. Während die Staatengemeinschaft darum ringt, 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen, scheitert Österreich noch immer an der Umsetzung des europäischen Schutzgebiets-Netzwerks Natura 2000. Die Beispiele für das Versagen sind zahlreich: Ein geschützter Fluss ohne eine einzige, als schützenswert ausgewiesene Fischart, ein Vogelschutzgebiet ohne ausgewiesene Vogelart, Schutzgebiete ohne konkrete Schutzziele oder Erhaltungsmaßnahmen – der lückenhafte Umgang mit den EU-Vorgaben gefährdet die Natur und damit unsere Lebensgrundlagen. Laut einer neuen Analyse der Naturschutzorganisation WWF Österreich hat das weitreichende Konsequenzen: „Wegen der mangelhaften Grundlagen wurden unzählige Infrastrukturprojekte in Natura 2000 Gebieten von vornherein falsch bewertet. Sie würden einer objektiven Überprüfung nicht standhalten”, kritisiert WWF-Gewässerschutzexperte Gerhard Egger. Der WWF fordert daher einen grundsätzlichen Stopp von Bauprojekten in Natura 2000 Gebieten. Das betrifft vor allem Wasserkraftprojekte, wie zum Beispiel an Kamp und Ybbs in Niederösterreich, oder das Einzugsgebiet der Osttiroler Isel. Besonders drastisch ist die Situation beim Kraftwerk Schwarzach an einem Seitenfluss der Isel, das beim zugehörigen Naturschutzverfahren eine augenscheinlich unzulässige Ausnahmebewilligung erhalten hat.
Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich
Da Österreich bei der Umsetzung des Natura 2000 Netzwerks seit Jahren gegen EU-Recht verstößt, hat die EU-Kommission bereits im September ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Österreich bleibt noch bis Ende Jänner Zeit, um darauf zu reagieren. Laut WWF-Analyse sind mehrere konkrete Verbesserungsschritte nötig, um ein wirkungsvolles Natura 2000 Netzwerk einzurichten und die Klage abzuwehren: Neben dem Stopp von Verbauungen in Schutzgebieten braucht es eine substantielle Ausweitung von Renaturierungs- und Artenschutzmaßnahmen sowie bundesweit einheitliche und vollständige Managementpläne. „Derzeit haben mehr als 80 Prozent der Schutzgüter in Österreich keinen günstigen Erhaltungszustand”, mahnt Gerhard Egger. „Deshalb ist es essentiell, dass die Bundesländer für alle Schutzgebiete klar definierte Erhaltungsziele und Schutzmaßnahmen festlegen und miteinander koordinieren.” Um dabei eine einheitliche Vorgehensweise zu garantieren, muss die Bundesregierung eine zentrale Koordinierungsstelle einrichten und allgemein gültige Standards festlegen.
In Österreich sind viele der angekündigten Natura 2000 Gebiete noch immer nicht rechtsverbindlich verordnet. „Die Landesregierungen haben auf dem Papier zahlreiche Schutzgebiete nach Brüssel gemeldet, diese aber nie in nationales Recht umgesetzt”, kritisiert WWF-Experte Egger. „Das muss die Politik so schnell wie möglich nachholen, da die Fristen in vielen Fällen bereits weit überschritten sind.” Zusätzlich müssen die Behörden umfassende Naturverträglichkeitsprüfungen für Projekte garantieren und den Zugang zu Informationen über die Schutzgebiete erleichtern. „Wenn Österreich nicht rasch und weitreichend auf das Mahnschreiben reagiert, drohen schwerwiegende Konsequenzen – von rechtswidriger Naturzerstörung bis hin zu einer Anklage vor dem Europäischen Gerichtshof und hohen Strafzahlungen”, warnt Gerhard Egger.
Hintergrund
Natura 2000 ist ein europaweites Netzwerk von Schutzgebieten, das zum Ziel hat, die biologische Vielfalt zu erhalten. Die Fauna-Flora-Habitat Richtlinie und die Vogelschutz-Richtlinie der EU sehen vor, dass alle Mitgliedsländer der EU einen angemessenen und wirksamen Beitrag zu diesem Ziel leisten müssen. Österreich zählt im Naturschutz vielfach zum EU-Schlusslicht, wie Auswertungen der Europäischen Umweltagentur zeigen. Über 80 Prozent der EU-rechtlich geschützten Arten und Lebensräume sind in keinem guten Zustand
News
Aktuelle Beiträge
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen
Neue Zahlen: Bodenverbrauch weit über „Nachhaltigkeitsziel“ der Politik
Neue ÖROK-Zahlen zeigen Zunahme von Verbauung und Versiegelung genauer als bisher – Bodenverbrauch mehr als doppelt so hoch wie selbst gestecktes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes – WWF für Bodenschutz-Vertrag
WWF: Geplante Wolfs-Verordnung in der Steiermark ist rechtswidrig
Naturschutzorganisation gibt Stellungnahme zu Entwurf ab: „Geplante Verordnung ignoriert EU-Schutzvorgaben für den Wolf und erlaubt Tötungen, die weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt sind“
WWF trauert um Toni Vorauer
Langjähriger WWF-Mitarbeiter, Tiroler Schutzgebietsbetreuer und Fledermaus-Experte verstorben – Prägende Verdienste für den Natur- und Artenschutz
Neue Umfrage: Große Mehrheit fordert strengere Bodenschutz-Maßnahmen
Repräsentative Studie: Drei Viertel der Bevölkerung wünschen sich strengere Regeln und verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch – WWF fordert Bund und Länder zum Handeln auf
Kraftwerk Kaunertal: WWF fordert Offenlegung aller Sicherheitsrisiken
Aktuelle Anfrage an TIWAG eingereicht – Naturschutzorganisation für volle Transparenz, bevor Kraftwerksausbau vorangetrieben wird – Klimakrise verschärft Naturgefahren und Sicherheitsrisiken
“Der Luchs verschwindet”: WWF schlägt mit Weihnachtskampagne Alarm für den Schutz der seltenen Katzenart
Nur noch maximal 35 Luchse in Österreich – WWF fordert bessere Vernetzung der Lebensräume und entschlossenes Vorgehen gegen Wildtierkriminalität










