Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
Falscher Kaviar aus Bulgarien und Rumänien
Presseaussendung
Wien/Berlin 15.7.2015 – Ein erheblicher Teil des in Bulgarien und Rumänien verkauften Kaviars wird mit falschem Etikett verkauft oder ist sogar gefälscht. Dies fanden Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und des WWF Österreich durch eine Marktuntersuchung heraus. Die Studie wurde jetzt in dem wissenschaftlichen Fachmagazin Journal of Applied Ichthyology veröffentlicht.
Analysen von 27 Kaviarproben aus Rumänien und Bulgarien ergaben, dass die Anzahl an Kaviardosen, die mit falschem oder überhaupt keinem Etikett zum Verkauf angeboten werden, unerwartet hoch ist. Eigentlich müssen alle Kaviargläser und –dosen durch einen universellen Etikettierungscode gekennzeichnet sein, welcher die wichtigsten Informationen über die Herkunft des Kaviars, z. B. Störart, Aquakultur oder Wildfang und Herkunftsland, angibt. In sieben Fällen wurde der Kaviar jedoch illegal ohne Etikett von Straßenverkäufern oder in Geschäften verkauft. Durch genetische Analysen wurde bei allen Kaviarproben die Störart bestimmt. Unter den etikettierten Dosen stimmten lediglich zehn Proben mit der angegeben Art überein. Vier Proben enthielten Kaviar von einer anderen bzw. mehreren, nicht auf dem Etikett genannten Störarten. Bei mindestens einer der falsch etikettierten Kaviardosen wurde der Kaviar von einer preiswerteren zu einer teureren Art aufgewertet. Sechs Proben waren gefälscht. Drei dieser Fälschungen enthielten überhaupt keine tierische DNA und wurden wohl gänzlich künstlich erzeugt. Eine Probe stammte vom Seehasen (Cyclopterus lumpus), dessen Eier allgemein als Kaviarersatz verkauft werden. Die anderen beiden Fälschungen sind höchstwahrscheinlich aus Störfleisch hergestellt worden.
„Besonders besorgniserregend für den Schutz der Störe waren vier Proben, die im Restaurant oder von Straßenverkäufern explizit als Kaviar von wilden Donau-Stören angeboten wurden. Die Fische wurden also illegal gefangen“, sagt Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Der Kaviar stammte von dem stark gefährdeten Beluga-Stör (Huso huso), dessen Population im Donaudelta wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben steht. „Ein wirkungsvoller Schutz der Störe ist nur möglich, wenn Wilderei und illegaler Handel endlich gestoppt werden“, ergänzt Jutta Jahrl vom WWF Österreich.
Echter Kaviar ist eines der teuersten Tierprodukte im weltweiten Handel und wird von Stören und Löffelstören entnommen. Der Preis des Kaviars hängt stark von der Herkunftsart ab, wobei der teuerste Kaviar vom Beluga-Stör stammt. Die Wilderei stellt weltweit eine große Bedrohung für das Überleben der Störe dar. Laut Einschätzung der Weltnaturschutzvereinigung (IUCN) von 2009 sind Störe die weltweit am stärksten gefährdete Tiergruppe. Alle 27 Stör- und Löffelstörarten wurden in die Liste des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) aufgenommen, um sie vor illegalem Handel zu schützen. Dadurch soll jeder internationale Handel von Störexemplaren, -teilen oder -produkten kontrolliert werden, was auch das oben beschriebene Etikettierungssystem beinhaltet. Die relativ hohe Anzahl an falsch etikettierten Kaviardosen wirft jedoch Zweifel an der Effizienz des CITES-Kennzeichungssystems und dessen Kontrolle auf.
„Rumänien und Bulgarien sind die einzigen Länder der Europäischen Union, in denen noch immer wildlebende Störpopulationen, z. B. im Schwarzen Meer oder in der Donau, vorkommen“, berichtet Harald Rosenthal, Präsident der World Sturgeon Conservation Society (WSCS). Zwar gibt es in beiden Ländern Fang- und Handelsverbote, jedoch hält offensichtlich die illegale Fischerei weiterhin an. „Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Schwäche des Störschutzes in Rumänien und Bulgarien. Wir empfehlen daher, den Schutz und die Kontrollmaßnahmen zu verstärken“, betont Arne Ludwig. Er und seine Kollegen plädieren dafür, DNA-Kontrollen von Kaviar intensiver durchzuführen und dabei auch Dosen mit scheinbar korrektem Etikett einzubeziehen.
Rückfragehinweis:
Mag. Jutta Jahl, Störexpertin WWF Österreich, Mobil: 0676-83488-264, E-Mail: jutta.jahrl@wwf.at
Theresa Gral, MA, Pressesprecherin WWF Österreich, Mobil: 0676-83488-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.
Tag zum Schutz der Alpen: WWF fordert Schutz alpiner Freiräume
Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und Verbauung freier Gletscherflächen gefährden überlebenswichtige Ökosysteme – WWF fordert Stopp des Kaunertalprojekts und Unterschutzstellung der Gletscherflächen
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert “fahrlässige Blockade” der Bundesländer
Weichenstellung für ganz Europa aus populistischen und längst ausgeräumten Gründen blockiert – Bundesländer sind größte Gefahr für Ernährungssicherheit in Österreich
WWF warnt am Welt-Thunfisch-Tag vor Ökosystem-Kollaps durch Überfischung
Thunfische spielen Schlüsselrolle in Meeres-Ökosystemen – Umweltschutzorganisation WWF fordert verstärkte Kontrollen gegen illegale Fischerei
EU-Renaturierungsgesetz: 170 Wissenschaftler:innen fordern Ja der Bundesländer
WWF initiiert Appell der Wissenschaft an die Landeshauptleute: Renaturierungsgesetz wäre einmalige Chance für Natur, Klimaschutz und Ernährung – Warnung vor Scheitern
WWF fordert Absage der Kraftwerksprojekte an der Isel
Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert