Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
Gifteier im Obstgarten: Greifvögel mutwillig gefährdet
Wien, am 26. April 2007 – Ein Polizeibeamter der Polizeiinspektion Regelsbrunn fand am 23. April in seinem Obstgarten bei Höflein im Bezirk Bruck an der Leitha neun Hühnereier, die eine blau-violette Substanz enthielten und offenbar als Giftköder dienen sollten. Die Gifteier waren als „Nest“ sehr auffällig unter einem Baum platziert. Bei der toxikologischen Untersuchung am Forschungsinstitut für Wildtierkunde bestätigte sich der Verdacht, dass es sich bei der Substanz um das hochgiftige Pestizid Carbofuran handelt.
Dieses Pestizid ist in vielen Ländern Europas verboten, kann in Österreich jedoch von jedem Landwirt gegen Giftschein legal bezogen werden. „Offenbar handelt es sich hier um einen Wiederholungstäter“, sagt Bernhard Kohler vom WWF Österreich. „In Höflein sind bereits im Jahr 2004 sieben Rohrweihen einem heimtückischen Giftleger zum Opfer gefallen.“
Carbofuran wurde in den letzten Jahren immer wieder missbräuchlich zur Herstellung von Giftködern verwendet. Diese Köder werden illegal gegen Hunde, Katzen, Füchse, Marder, Krähen und Greifvögel eingesetzt und verursachen einen extrem qualvollen Tod. Als Täter kommen entweder notorische Tierhasser oder einzelne „schwarze Schafe“ innerhalb der Jägerschaft in Frage, die auf diese Weise unliebsame Beutegreifer beseitigen wollen.
In Höflein ereignete sich bereits 2004 ein Giftköderanschlag, bei dem sieben Rohrweihen durch präparierte Carbofuran-Eier vergiftet wurden. Auch im aktuellen Fall hätten Greifvögel das Gifteier-Nest leicht finden können, denn zur Zugzeit im April wird das Gebiet zwischen Donau, Leitha und dem Neusiedler See von vielen seltenen Greifvögeln durchwandert. Die Liste der hier vorkommenden Arten ist lang; es befinden sich auch hochgradig gefährdete Greifvögel wie Schwarz- und Rotmilan, ja selbst Kaiser- und Seeadler darunter. Bei letzteren handelt es sich sogar um weltweit bedrohte Arten. Auch sie hätten Opfer des Giftanschlags werden können. „Was immer der Täter bezweckt haben mag, er schreckt jedenfalls nicht davor zurück, seltene und streng geschützte Wildtiere zu vernichten!“, ist Kohler empört.
„Dass die Gifteier ausgerechnet im Obstgarten eines Polizisten deponiert wurden, spricht entweder für große Naivität oder besondere Skrupellosigkeit des Täters“, sagt Kohler. Auch andere Motive können nicht ausgeschlossen werden. „Möglicherweise versucht hier jemand, die lokale Jägerschaft in Verruf zu bringen“, mutmaßt Dr. Peter Lebersorger von der Zentralstelle der Landesjagdverbände. „In jedem Fall sind wir an einer raschen und vollständigen Aufklärung des Falls höchst interessiert. Die österreichische Jägerschaft lehnt den Einsatz von Giftködern strikt ab und wird auch vor harten Maßnahmen gegen allfällige schwarze Schafe nicht zurückschrecken!“, so Lebersorger abschließend.
Im Winterhalbjahr 2006/07 gab es eine Serie an Carbofuran-Anschlägen in Niederösterreich und einen Fall im Nordburgenland. Zuletzt wurde im nördlichen Weinviertel ein erwachsener Seeadler Opfer eines Carbofuranköders. Der WWF Österreich, die Zentralstelle der österreichischen Landesjagdverbände und das Lebensministerium kämpfen im Projekt „Vorsicht Gift!“ seit Jahren gegen den illegalen Gifteinsatz. Köderfunde und Verdachtsfälle können an die WWF Gifthotline unter Tel. 0676/444 66 12 oder an den NÖ Landesjagdverband unter Tel. 0664/ 925 50 70 gemeldet werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250.
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