Anhaltende Verbauung und Versiegelung verschärfen Hitze – WWF fordert Entsiegelungs-Offensive, Begrünung in den Städten und Limit für den Bodenverbrauch
Hochwasserschutz in Österreich: Flüsse im Zwangskorsett

Wien, am 3. Juni 2013 – Angesichts der aktuellen Wetterlage und des drohenden weiteren Starkregens weist der WWF darauf hin, dass Österreich zukünftig verstärkt von Hochwasserereignissen wie dem aktuellen bedroht sein wird. „Statt unseren Flüssen durch Uferaufweitungen wieder mehr Platz für freie Überschwemmungsflächen zurückzugeben, werden sie oft mit noch mehr Kraftwerken zugebaut“, erklärt Flussexperte Christoph Walder. Damit Österreichs Fließgewässer ihre naturnahen Funktionen wie den Hochwasserschutz wieder umfassend erfüllen können, müssten ihnen insgesamt 84.000 Hektar zurückgegeben werden, errechnete der WWF in der Studie „Jeder Hektar zählt“. Ein Jahrhunderthochwasser wie das aktuelle – das zweite innerhalb von zehn Jahren – ist nicht zu vermeiden, aber gesunde Ökosysteme würden die Auswirkungen abfedern, so der WWF.
Der ökologische Hochwasserschutz ist für den WWF eine der wichtigsten Lösungen. Dafür sind großflächige Flussaufweitungen, das Schaffen von Retentionsflächen und die Förderung von naturnahen Lebensräumen in den Einzugsgebieten ebenso wichtig wie eine konsequente Raumordnungspolitik. Derzeit gehen in Österreich pro Tag acht Hektar Fläche durch die Versiegelung der Landschaft verloren, das entspricht einer Fläche von 12 Fussballfeldern. Viele dieser Flächen liegen in Flusstälern, und würden für den ökologischen Hochwasserschutz gebraucht werden. „Österreich muss sich zunehmend der Anpassung an veränderte Klimabedingungen widmen, und zwar langfristig und über die gesamte Bundesfläche hinweg“, so Walder. Jetzt ist es höchste Zeit, dass die Politik rasch und effektiv reagiert.
Bereits im Jahr 2006 war eine Studie der Universität für Bodenkultur im Auftrag des WWF zum Ergebnis gekommen, dass im Alpenraum durch den Klimawandel mit einer starken Niederschlagszunahme in den Wintermonaten und mit intensiverem Regen im Sommer zu rechnen sein wird. „Diese Situation ist nun eingetreten. Mit der Wirtschaftskammer Österreich hatte der WWF 2006 eine Offensive für ein modernes Hochwassermanagement zum Schutz des Lebens- und Wirtschaftsraumes gestartet. Vor allem an bereits stark verbauten und kanalisierten Flüssen sollten ehemalige Auenlandschaften wieder hergestellt werden und dadurch mithelfen Hochwasser zu entschärfen. „Es ist zwar Einiges passiert, aber nun muss die Chance ergriffen werden, ein Bundeshochwasserschutzprogramm zu initiieren“, regt Walder an. „Die ökologischen Aspekte müssen in der Planung von laufenden Hochwasserschutzprojekten noch deutlicher berücksichtigt werden.“ Der WWF ist gerne bereit, hier sein Know-How einzubringen.
Wenn weiterhin nur auf Dämme als Allheilmittel gegen Hochwasser gesetzt wird, entsteht vielerorts die absurde Situation, dass natürliche Auwälder abgedämmt werden und dadurch ihre Funktion verlieren flussnahe Siedlungen vor Hochwasser zu schützen. Zeitgemäße Konzepte geben dem Fluss deshalb oberhalb von Siedlungen mehr Raum wo immer dies möglich ist, damit die Hochwasserwellen abgedämpft werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Hohe Lebensmittelpreise: WWF fordert Maßnahmen gegen Verschwendung
Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
UN-Plastik-Verhandlungen: WWF fordert Abkommen gegen tödliche Plastikflut
UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.