Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Landesjagdverband Niederösterreich bläst zum Halali auf Greifvögel

Wien, 15. November 2017 – Die Naturschutzorganisationen BirdLife und WWF sind alarmiert. In der jüngsten Aussendung des Niederösterreichischen Landesjagdverbandes (Newsletter vom 9.11.2017) werden Greifvögel als Sündenböcke für die geringen Niederwilddichten verantwortlich gemacht und mittelfristig ihr Abschuss gefordert. Das widerspricht der EU Vogelschutzrichtlinie sowie dem NÖ Naturschutz- und Jagdgesetz.
„Die Behauptungen des Niederösterreichischen Landesjagdverbandes, wonach Greifvögel in ihrer Rolle als Kulturfolger zu einer Verarmung der Brutvogelarten geführt haben sollen und im Begriff seien, der Vielfalt und dem Artenschutz kontraproduktiv entgegen zu wirken, sind schlichtweg falsch!“ mahnt Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich. Europaweit sind alle Greifvogelarten unter Schutz gestellt. Schmidt: „Es hat den Anschein, als ob der NÖ LJV daran arbeitet, Greifvögel in Zukunft als vermeintliche Jagdkonkurrenten ausschalten zu wollen. Das können wir nicht akzeptieren!“ „Der Abschuss bedrohter Tierarten kommt anscheinend wieder in Mode, nachdem offen gegen Wolf, Fischotter und Co – allesamt gefährdete Arten – gezielt Stimmung gemacht wird. Nun sind die Greifvögel an der Reihe“, befürchtet Arno Aschauer, Teamleiter Artenschutz bei WWF Österreich.
Lebensraumzerstörung als Ursache
Geringe Niederwildbestände sind in erster Linie den Qualitätsverlusten des Lebensraums geschuldet, die vor allem durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ausgelöst werden. „Wer das Niederwild schützen will, sollte sich für langfristige Lebensraumverbesserungen einsetzen“, rät Aschauer, „und nicht fälschlicherweise die Greifvögel für den Rückgang verantwortlich machen. Deren Einfluss auf den Niederwildbestand ist als natürlich anzusehen.“
Hotspot illegaler Greifvogelverfolgung in Niederösterreich
„Greifvogelverfolgung als Artenschutzmaßnahme darzustellen, ist falsch und Hohn zugleich!“, geben die beiden Experten zu bedenken. Die illegale Greifvogelverfolgung in Mitteleuropa stellt aktuell die Haupttodesursache für eine ganze Reihe von streng geschützten Greifvogelarten dar, wie etwa für den weltweit bedrohten Kaiseradler und den Rotmilan. Gerade in Niederösterreich kommt es immer wieder zur illegalen Greifvogelverfolgung. Die Region Zistersdorf scheint ein regelrechtes „Bermuda-Dreieck“ für Greifvögel darzustellen. „In den vergangenen Jahren sind dort mehr als 30 Greifvögel getötet worden, die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher liegen“, weiß Matthias Schmidt zu berichten.
Forderung nach Bekenntnis zu Greifvogelschutz
„Aufgrund der jüngsten Aussagen ist es nun zu befürchten, dass ein umfassender Greifvogelschutz und nachhaltige Problemlösung durch den Niederösterreichischen Landesjagdverband lediglich Lippenbekenntnisse sind“, so Schmidt und Aschauer. „Statt jene Jäger zu unterstützen, die sich für Lebensraumverbesserungen und den Schutz der Greifvögel einsetzen, wird hier Öl ins Feuer gegossen.“
BirdLife Österreich und WWF fordern daher den Niederösterreichischen Landesjagdverband auf, sich klar zum Greifvogelschutz zu bekennen und vermehrt auf Lebensraumverbesserung anstatt auf billige Sündenbockpolitik zu setzen.
Rückfragehinweise:
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich, susanne.schreiner@birdlife.at, + 43 699 181 555 65
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, claudia.mohl@wwf.at; 01/48817-250, claudia.mohl@wwf.at
Weitere Informationen zum internationalen PannonEagle LIFE Projekt (LIFE15/NAT/HU/000902), welches den Schutz des Kaiseradlers in der pannonischen Region zum Ziel hat, unter: www.kaiseradler.at (gefördert von der EU und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft)
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