Abbau umweltschädlicher Subventionen überfällig – Neue Privilegien sabotieren Klimaziele
MUTTER ERDE und WWF präsentieren neue Studie zur Bedeutung alter Wälder als CO2-Speicher
Im Rahmen des Schwerpunkts „Klima schützen, Arten schützen!“ präsentierte die Umweltinitiative MUTTER ERDE gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich und dem E.C.O. Institut für Ökologie am Mittwoch eine neue Studie zur Rolle des Waldes im Klimaschutz: „Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise, da er einerseits Kohlenstoff aus der Atmosphäre nehmen und speichern kann und andererseits die Biodiversität entscheidend fördert“, erklärt Karin Enzenhofer, Waldexpertin des WWF. Laut der Studie ist in österreichischen Wäldern für beide Aspekte noch viel ungenutztes Potential vorhanden, was vor allem an ihrem Alter liegt: „Während Bäume in europäischen Urwäldern 300 bis 600 Jahre alt werden, wird die Entwicklung in Wirtschaftswäldern durch den Ernteeingriff bereits nach 80 bis 140 Jahren unterbrochen. Dabei steigen gerade in den Spätphasen des Waldzyklus sowohl die Biodiversität, als auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, stark an.“ Der WWF fordert daher die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. „Damit könnten Waldbesitzer*innen Förderungen dafür erhalten, dass sie ihre Wälder ungestört und lange wachsen lassen und somit für ihre Mithilfe beim Klimaschutz belohnt werden.“
Vorratsaufbau im Wald zu empfehlen
Derzeit liegt die durchschnittliche Holzmenge in österreichischen Wäldern bei etwa 350 Vorratsfestmetern pro Hektar – und damit deutlich unter den 500 bis 700 Vorratsfestmetern, die sich in Ur- und Naturwäldern in Mitteleuropa finden. „Holzbiomasse kann jedoch nicht nur im Wald, sondern auch im Holzproduktepool gespeichert werden, also etwa in Gebäuden und Einrichtungsgegenständen. In einigen Ausnahmefällen kann Holz auch energetisch genutzt, also verbrannt werden, um fossile Energien zu ersetzen und damit helfen, Treibhausgase einzusparen“, erklärt Hanns Kirchmeir, Studienautor und Geschäftsführer von E.C.O. „Allerdings zeigen die Daten unserer Studie, dass der Vorratsaufbau direkt im Wald sogar noch mehr CO2 speichern kann, als die Nutzung von Holz im Holzproduktepool und die Verbrennung gemeinsam.“ Die erhöhte Speicherleistung stelle besonders in den nächsten Jahrzehnten während der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien eine wichtige Zwischenlösung dar.
Wälder besser schützen, Holzprodukte langfristig nützen
Die Studie empfiehlt, dass 30 Prozent der Waldfläche rasch gesetzlich geschützt und somit nur sehr nachhaltig bewirtschaftet werden dürfen – ein Drittel davon (=10 Prozent) soll als Naturwälder nicht genützt werden. „Alte Naturwälder fördern die Speicherung von CO2 und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Derzeit sind in Österreich aber nur ein Prozent der Waldfläche streng geschützt“, sagt WWF-Expertin Karin Enzenhofer. Damit die Wälder widerstandsfähiger werden und möglichst viel CO2 binden, muss der Vorratsaufbau erhöht werden. Zusätzlich müssen Holzprodukte möglichst langfristig und kaskadisch genutzt werden.
Aufgrund der Klimakrise verändern sich die Rahmenbedingungen für Waldwachstum und -bewirtschaftung rapide. „Hitze- und Trockenstress sowie Massenvermehrungen von Insekten und Waldbrände setzen den Wäldern immer mehr zu“, mahnt Enzenhofer. „Wir müssen unsere Wälder robust und klimafit machen. Im Kampf gegen die Klimakrise müssen aber nach wie vor die Reduktion der Emissionen und die Einsparung von Energie und Ressourcen an erster Stelle stehen.“
MUTTER ERDE
Die Umweltinitiative MUTTER ERDE hat im Rahmen des diesjährigen Schwerpunkts „Klima schützen, Arten schützen!” das E.C.O. Institut für Ökologie mit der Erstellung der Waldstudie beauftragt. „Die jüngsten Ereignisse im Raxgebiet haben gezeigt, wie vulnerabel unsere Wälder sind und den Fokus darauf gelenkt, dass mit dem Fortschreiten der Klimaerwärmung die Klimafitness unserer Wälder auf die Probe gestellt werden wird. Mit der Beauftragung dieser Studie möchten wir zu einem wissenschaftsbasierten Diskurs zum Thema beitragen“, sagt Anita Malli, Geschäftsführerin von Mutter Erde. „Die kompakte und dennoch umfassende Studie beleuchtet nicht nur relevante Literatur, sondern bildet auch die Positionen der relevanten Stakeholder ab, die dafür interviewt wurden.“ Die Studie stellt auf knapp 100 Seiten Zahlen und Fakten dar und bildet eine wertvolle Basis für den aktuellen Diskurs über die Rolle unserer Wälder für den Klimaschutz.
Zur Initiative MUTTER ERDE
Die Initiative MUTTER ERDE wurde 2014 vom ORF und den führenden Umwelt- und Naturschutzorganisationen Österreichs ins Leben gerufen. Sie wird vom Verein „Umweltinitiative Wir für die Welt“ getragen, das sind der ORF, Alpenverein, BirdLife, GLOBAL 2000, Greenpeace, Naturfreunde, Naturschutzbund, VCÖ und WWF. Gemeinsames Ziel ist es, Nachhaltigkeit zum Thema zu machen, zu informieren und Spenden für Umweltschutzprojekte zu sammeln.
MUTTER ERDE wird von Tchibo, Kronen Zeitung, Lidl Österreich, Wien Energie und ÖBB unterstützt. MUTTER ERDE dankt allen Partnern!
Anmerkung: Die Studie wurde nach der Präsentation der Ergebnisse noch grafisch aufbereitet und steht nun in dieser Fassung zum Download zur Verfügung.
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