Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Neue Studie: Pumpspeicher im Platzertal könnte “Milliardengrab” werden

Das geplante Ausbauprojekt Kaunertal ist teuer, ineffizient und mit hohen wirtschaftlichen Risiken verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Wirtschaftlichkeits-Studie des Tiroler Energiewirtschaftsexperten Jürgen Neubarth im Auftrag des WWF. “Das Planungsfossil Kaunertal würde nicht nur wertvolle Alpenräume zerstören und mögliche Naturgefahren mit sich bringen, sondern droht auch, zum Milliardengrab zu werden. Als Eigentümervertreter sollte Landeshauptmann Mattle daher endlich die Notbremse ziehen und bessere Alternativen prüfen lassen”, sagt WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch. Der WWF fordert daher den Stopp des Projekts, die umfassende und transparente Wirtschaftlichkeitsprüfung möglicher Alternativprojekte, wie die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz.
Teuerstes Pumpspeicherprojekt Österreichs
In Österreich betragen die durchschnittlichen Investitionskosten für Pumpspeicherkraftwerke rund 1,8 Millionen Euro pro Megawatt. Im Falle des Ausbaus Kraftwerk Kaunertal liegen die Kosten mit rund 4 Millionen Euro pro Megawatt, laut Studie, mehr als doppelt so hoch. Mit den von der Tiwag angegebenen 1,6 Milliarden Euro Gesamtkosten ist das Pumpspeicherkraftwerk beim Ausbau Kaunertal damit das mit Abstand teuerste Pumpspeicherprojekt Österreichs. “Den doppelt so hohen Kosten stehen jedoch keine entsprechend höheren Erlöse gegenüber, was den Ausbau insgesamt unwirtschaftlich macht”, sagt Studienautor Jürgen Neubarth.
Einer der Gründe für die Unwirtschaftlichkeit des Ausbauprojekts Kaunertal ist die Notwendigkeit einen zweiten Speicher zu bauen und die massive Überdimensionierung der Speicherkapazitäten, die an den Bedürfnissen des derzeitigen Strommarktes vorbeigeht. Die Speicherdauer moderner, wirtschaftlicher Pumpspeicherkraftwerke liegt heutzutage zwischen 10 und 20 Stunden. Diese Zeit reicht in der Regel aus, um Produktionsrückgänge von Wind- und Sonnenenergie, zum Beispiel in den Nachtstunden, auszugleichen. Mit einer geplanten Speicherdauer von über 150 Stunden ist das Projekt damit veraltet – und durch die hohen Bau-, Finanzierungs- und Instandhaltungskosten unverhältnismäßig teuer. Auch bei einem Black-Out braucht es diese konkreten Speicherkapazitäten nicht. Die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz als Alternative kann hingegen energiewirtschaftlich sinnvoll sein, so die Studie. Diese Standortalternative würde weit weniger Naturzerstörung mit sich bringen, das wertvolle Moor- und Feuchtgebiet im Platzertal müsste nicht zerstört werden, da kein neues Speicherbecken gebaut werden müsste. “Nicht umsonst stellt die Leistungserhöhung bestehender Pumpspeicherkraftwerke die gängige Praxis in Österreich dar”, sagt Studienautor Jürgen Neubarth.
Der WWF fordert daher auch eine umfassende und transparente Neubewertung der Wirtschaftlichkeit aller Kaunertal-Alternativen – insbesondere jener in Sellrain-Silz. “Es braucht jetzt Mut, von den veralteten Tiwag-Plänen abzuweichen. Sonst drohen nicht nur eine Katastrophe für Tirols Alpenschatz, sondern auch Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe”, sagt WWF-Expertin Bettina Urbanek.
Die Studie, eine Grafik und Fotos zur redaktionellen Verwendung gibt es hier zum Download.
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