Am Samstag, den 25. März von 20:30 bis 21:30 Uhr findet zum 17. Mal die WWF Earth Hour statt! Millionen Haushalte, Gemeinden, internationale Wahrzeichen und Firmen auf der ganzen...
Österreichs Gewässer in der Krise: WWF fordert Sanierungsoffensive

Da der bisher bekannte Entwurf noch große Lücken aufweist, fordert die Naturschutzorganisation WWF Österreich sieben wesentliche Verbesserungen. Ansonsten werde Österreich auch die relevanten EU-Ziele deutlich verfehlen. „Die zuständige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger muss eine verpflichtende Sanierung der Schwall-Sunk-Belastung veranlassen, der jedes Jahr Millionen Jungfische zum Opfer fallen. Darüber hinaus muss sie die Entfernung vieler sinnloser Querbauwerke festschreiben und deutlich mehr Flüsse renaturieren“, sagt WWF-Experte Gerhard Egger.
Derzeit verfehlen rund 60 Prozent der heimischen Gewässer den laut EU-Recht vorgeschriebenen guten Zustand. „Der NGP regelt nicht nur die Nutzung und Bewirtschaftung, sondern auch den Schutz und die Sanierung aller Flüsse, Seen und Grundwasserkörper. Damit ist der Plan das wichtigste Instrument für eine nachhaltige Wasserzukunft“, erklärt WWF-Experte Egger. „Das ist besonders in Zeiten der Klimakrise von großer Bedeutung, denn unsere Gewässer gehören zu den wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Erderhitzung.“ Sollte Österreich die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie verfehlen, nach denen der NGP erstellt werden muss, droht ein kostspieliges Vertragsverletzungsverfahren.
Sieben Maßnahmen für klimafitte Gewässer:
1. Behebung der Schwall-Sunk Belastung durch Wasserkraft-Speicherkraftwerke: Österreichweit sind 725 Kilometer an Flussstrecken so stark durch Schwall-Sunk belastet, dass sie laut EU-rechtlichen Vorgaben saniert werden müssen. Denn beim Schwall-Sunk-Betrieb steigt und sinkt der Wasserspiegel in den Flüssen oft mehrmals täglich so schnell und drastisch, dass laut einer WWF-Schätzung jedes Jahr bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven dem Betrieb zum Opfer fallen. Der neue NGP muss deshalb die verpflichtende Erstellung von Machbarkeitsstudien und Sanierungsplänen sowie klare Zeitpläne für die Sanierung verankern. Als Sofortmaßnahme fordert der WWF die Einführung eines „Jungfischfensters“ – einer neunwöchigen Schonzeit in Mai und Juni.
2. Besserer Schutz sensibler Gewässer vor der Verbauung durch neue Wasserkraftwerke: Es dürfen keine intakten Flussstrecken mehr verbaut werden. Die fachlich unbegründete Herabstufung von Flussstrecken muss umgehend revidiert werden. Darüber hinaus muss der Kriterienkatalog Wasserkraft des Bundes bei allen Wasserkraftanlagen konsequent zur Anwendung kommen und der Schutz von sensiblen Strecken durch Regionalprogramme in den Bundesländern muss weiter ausgebaut werden.
3. Vollständige Entfernung unnötiger Querbauwerke: 27.000 Querbauwerke machen Österreichs Flüsse für Fische unpassierbar. Der neue NGP sieht jedoch bei nur 300 davon einen Umbau vor. Der WWF fordert hier deutlich mehr Maßnahmen und vor allem einen konsequenten Rückbau aller unnötigen Barrieren.
4. Renaturierungsoffensive für die großen Flüsse Österreichs: Der WWF begrüßt das NGP-Bekenntnis, fast 800 Kilometern an Schwerpunktgewässern morphologisch zu renaturieren. Allerdings ist der Handlungsbedarf mit insgesamt 8.500 Flusskilometern deutlich größer. Daher müssen zusätzliche Strecken folgen, insbesondere an Traun, Donau, Enns, March und Inn.
5. Aufwertung aller Restwasserstrecken: Mehr als 4.500 Kilometer des Gewässernetzes weisen aufgrund übermäßiger Wasserentnahmen nur noch eine minimale Wassermenge auf. Für alle Flussstrecken, auch für Ableitungen bei Speichern, ist bis 2023 die Wassermenge so weit zu erhöhen, dass die wesentlichsten ökologischen Funktionen gewährleistet sind.
6. Entwässerung und Übernutzung des Grundwassers im Seewinkel beenden, um die hochgradig gefährdeten Pannonischen Salzlebensräume zu retten: Im Seewinkel sind dringend Maßnahmen für die Rettung der einzigartigen Salzlacken zu setzen, die durch überschießende Entwässerungsmaßnahmen der Landwirtschaft stark belastet sind.
7. Sicherstellung der Finanzierung: Allein die morphologische Sanierung der österreichischen Flüsse, also die Wiederherstellung ihrer natürlichen Strukturen, kostet laut NGP rund 3,2 Milliarden Euro. Derzeit stehen jedoch nur 200 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Daher müssen diese Mittel massiv aufgestockt werden, um die EU-Ziele zu erreichen.
News
Aktuelle Beiträge
WWF zu Weltklima-Bericht: Schluss mit der Vogel-Strauß-Politik beim Klimaschutz
Letzter Teil der umfassenden IPCC-Berichte veröffentlicht – WWF fordert starkes Klimaschutzgesetz und Naturschutz-Programm: „Wir haben alle Mittel, aber die Zeit ist knapp”
Bodenverbrauchs-Tag: Österreichs „Boden-Budget“ für 2023 bereits morgen aufgebraucht
WWF-Aktion vor dem Parlament: Verbindliche Bodenstrategie muss Ende des Beton-Zeitalters einläuten
Tag des Waldes: WWF fordert Anpassung von Forstgesetz an Klimakrise
Klimakrise und Forstwirtschaft setzen Wälder unter Druck – Funktion als CO2-Senke nicht mehr sicher – Landwirtschaftsminister in der Pflicht
Renaturieren statt Betonieren:
Straßenaktion zur Earth Hour am 25. März 2023
Es braucht ein Time Out, um die Dringlichkeit von Natur- und Klimaschutz zu unterstreichen. Nehmen wir uns bewusst 60 Minuten unserer Zeit, in denen wir die Natur wieder zurückholen, uns politisch engagieren, eine Petition unterschreiben oder uns mit anderen Menschen über Natur- und Klimaschutz unterhalten.
Mit der gemeinsamen Aktion „Renaturieren statt Betonieren“ zur WWF Earth Hour können wir ein Zeichen setzen und eine politische Trendumkehr einfordern.
Neue Analyse empfiehlt zwölf Reformen für wirksamen Bodenschutz
Rechtsprofessor Daniel Ennöckl und WWF für stärkere Verankerung des Bodenschutzes im Rechtssystem: Verbindliche Obergrenze, grundlegende Reformen in der Raumordnung sowie im Förder- und Abgabensystem
WWF-Erfolg: Erstes Flussdelfin-Kalb des Jahres entdeckt
Ein kleiner Irawadi-Delfin im Mekong lässt unsere Herzen zurzeit höher schlagen: Das Kalb ist das erste, das Forscher*innen 2023 vor Ort gesichtet haben.
WWF-Bericht: Die Natur als Verbündete des Klimas
Klimakrise und Artensterben bedingen und verstärken einander – 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase durch Natur aufgenommen – Schutz der biologischen Vielfalt im Kampf gegen Klimakrise unverzichtbar
Platzertal: WWF kritisiert Moorschutz-Absage
Von renommierten Experten mitgetragener Schutzantrag für bedrohte Moorflächen von Landesrat René Zumtobel reflexartig abgelehnt – WWF fordert aktiven Naturschutz und differenzierte Prüfung durch die Tiroler Landesregierung