Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
Rückkehr der Wölfe: Konsequente Prävention statt markiger Sprüche

Presseaussendung
Wien, am 28. Juni 2016 – Dieser Tage ließ ein Wolf im Salzburger Glocknergebiet unter Almbauern den Ruf nach „Gegenmaßnahmen“ laut werden und forderte Salzburgs Agrarlandesrat Josef Schwaiger in den Salzburger Nachrichten eine „Betäubung von Wölfen in bestimmten Gebieten“. „Fachlich ist dieser Vorschlag ein Nonsens“, stellt Christian Pichler vom WWF klar: „Gefährdete Arten wie Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur in Ausnahmefällen und von Veterinärmedizinern betäubt werden, etwa wenn Gefahr für Menschen in Verzug ist. Außerdem lässt der Agrarlandesrat die Antwort offen, wohin er die betäubten Wildtiere bringen würde.“
Statt solche – möglicherweise gut gemeinte, jedoch unreflektierte – Vorschläge in den Raum zu stellen, sollten die Agrarreferenten lieber dafür sorgen, dass betroffene Nutztierhalter endlich auf effiziente und erprobte Methoden für den Schutz ihrer Herden zurückgreifen können, so Pichler. Durch in der Schweiz, Frankeich und Italien seit vielen Jahren bewährte Herdenschutzmaßen, etwa eine Kombination aus Elektrozäunen mit Schutz- und Hütehunden – können auch bei weit größeren Wolfsbeständen die Schäden an Nutztieren gering gehalten werden. „Im Interesse der Bauern wäre es, solche Lösungen endlich auch in Österreich durchzusetzen, die Betroffenen darüber aktiv zu informieren und sie finanziell zu unterstützen“, fordert Pichler.
„Wölfe sind von Natur aus Nahrungsopportunisten, also Tiere, die vor allem das fressen, was leicht zu erbeuten ist. Wenn Schafe ungeschützt auf der Alm stehengelassen werden, ist das für einen Wolf wie die Einladung zum Buffet“, erläutert Max A. E. Rossberg, Vorsitzender der
European Wilderness Society mit Sitz im Salzburger Tamsweg. „Trotzdem wird bei jedem neuen Schafriss der Eindruck erweckt, als wäre dies ein überraschendes Ereignis, und schon wird der Bösewicht aus dem Märchen auch in der Realität zur gefährlichen Bestie erklärt, die bekämpft werden muss“, so Rossberg. Eine Betäubung der Wildtiere sei jedenfalls kein taugliches Mittel und obendrein streng verboten, stellt der Experte klar.
An eine Ausweitung des Herdenschutzes ist in Österreich derzeit aber nicht gedacht. Der politische Wille zur flächendeckenden Umsetzung und Finanzierung fehlt. „Manche Interessensvertreter lehnen Herdenschutzmaßnahmen grundsätzlich ab, ohne aber andere Lösungsmöglichkeiten parat zu haben“, klagt Pichler.
Trotz des starken Gegenwindes konnten in Österreich in den letzten Jahren erste wichtige Schritte für ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Mensch und Wolf gesetzt werden. So liegt seit 2012 mit dem so genannten „Managementplan“ ein Praxisleitfaden vor, der auf breiter Basis getragen wird. Von einer vorsorglichen Betäubung von Wölfen liest man im Managementplan nichts – findet dafür aber viele konstruktive Vorschläge zur Prävention und Schadensabgeltung. So läuft in Kals am Großglockner seit drei Jahren ein Pilotprojekt zum Herdenschutz.
Seit etwa 30 Jahren breiten sich Wölfe in Europa wieder natürlich aus. Nach Österreich wandern sie unter anderem aus Italien, der Schweiz, Slowenien und der Slowakei ein. Heuer wurden bereits in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg Wölfe nachgewiesen. Im Vorjahr bekamen neben Niederösterreich und Salzburg auch Vorarlberg, Tirol und die Steiermark Besuch: Vier verschiedene Individuen wurden 2015 bestätigt.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung