Fossile Energien entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Klimakonferenz – WWF fordert Verknüpfung mit Ausbau der Erneuerbaren – Fonds für Klimaschäden ist positiver Grundstein für mehr Klimagerechtigkeit
Tauziehen um Schladminger Untertalbach geht in die Endphase

Wien/Graz, am 23. Februar 2012 – Das Tauziehen zwischen Betreibern und Naturschützern um das geplante Kraftwerk am Untertalbach bei Schladming geht in die Endphase. 2007 hat man den Wildbach zum Naturdenkmal erklärt und somit vor der Zerstörung bewahrt. 2010 wurde das Schutzgebiet halbiert, was den Kraftwerkswerbern die Wiederaufnahme ihrer Pläne ermöglichte. Bis zum heurigen Sommer wird mit einer endgültigen Entscheidung für oder wider das Kraftwerk gerechnet. In einem Offenen Brief an den steirischen Umweltlandesrat Kurzmann, fordert die Plattform „Flüsse voller Leben“ heute einen sofortigen Stopp der Kraftwerksplanungen.
Angesichts der drohenden Zerstörung des Untertalbaches setzen sich nun die größten Naturschutzorganisationen Österreichs, darunter der WWF, der Naturschutzbund, die Naturfreunde, das Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz, der Fischereiverband, kajak.at, und das Forum Wissenschaft und Umwelt, für den dieses steirische Flussjuwel ein. Als gemeinsame Plattform „Flüsse voller Leben“, weisen die Organisationen auf ein aktuelles Gutachten der Landesumweltanwaltschaft Steiermark hin. Dieses stellt unmissverständlich klar, dass ein Kraftwerk am Untertalbach aus naturschutzfachlichen Gründen eindeutig abzulehnen ist.
Der Untertalbach mit seinem „Wilde Wasser“-Weg sei ein Aushängeschild für den naturnahen Tourismus in der Region, heißt es in dem Schreiben an Landesrat Kurzmann. Er werde von Naturliebhabern, Kajakern und Fischern weit über die Grenzen der Steiermark hinaus genutzt und geschätzt und muss unbedingt erhalten bleiben, so die Naturschützer.
Nach Meinung der Naturschützer steht die drohende Zerstörung durch das Kraftwerk Untertalbach außerdem in keinem Verhältnis zur Stromausbeute, die nur rund 0,5 Promille des steirischen Bedarfes ausmachen würde. „Allein für die sechs neuen Flutlichtmasten am Zielhang des Nachtslaloms in Schladming wären 10 Untertalbach-Kraftwerke notwendig!“ unterstützt Christoph Walder vom WWF den Widerstand gegen das Projekt.
Im August 2010 hatte die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger die Umweltverträglichkeit des Kraftwerksprojektes prüfen lassen. Anhand des Kriterienkataloges Fließgewässer wurde untersucht, wie sich ein Kraftwerk auf die Sohle, die Ufer, die Wasserqualität sowie die Fauna und Flora des Baches auswirken würde. Die Studie bescheinigt nun der gesamten Untertalbach-Klamm höchste ökologische Wertigkeit. „Das Ergebnis hat uns Paddler nicht überrascht: Die spektakulären Wasserfälle und Katarakte des Untertalbaches sind derart schützenswert, dass das Projekt niemals verwirklicht werden kann“, erklärt Peter Feldhammer von kajak.at. „In diesem Sinne hätte man sich die Halbierung des Naturdenkmals vor zwei Jahren eigentlich sparen können“, spielt Feldhammer auf die behördlichen Entscheidungen von 2010 an.
Rückfragehinweis:
Christoph Litschauer, Plattform Flüsse voller Leben,
Tel. +43 512 57 35 34 – 20, e-Mail: cl@wwf.at
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, e-Mail: cm@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Weltbodentag: WWF kritisiert Ausreden und Schönfärberei der Politik
Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
WWF-Erfolg: Seltenes Sumatra-Nashorn geboren
In Indonesien gibt es Nachwuchs bei den extrem seltenen Sumatra-Nashörnern! Die Geburt des männlichen Kalbs ist ein wichtiger Erfolg der Sumatra-Nashorn Allianz, zu der auch der WWF gehört. Denn laut Schätzungen gibt es weltweit nur mehr 80 Tiere dieser Art.
WWF: Bodenversiegelung deutlich höher als angenommen
Neue offizielle Zahlen bestätigen hohen Bodenverbrauch in Österreich – Versiegelte Fläche ist sogar um über 20 Prozent höher als bisher berechnet – WWF fordert Bodenschutz-Paket
Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kinderleicht, kostenlos und geht schnell
Neue Erdgasförderung wäre klimapolitisches Harakiri-Projekt
Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
Kein Regenwald, kein Jaguar: WWF fordert Entwaldungs-Stopp im Amazonas
Tag des Jaguars am 29. November – WWF im Einsatz zum Schutz der Großkatzen durch Regenwaldschutz und Aufklärungsarbeit
Was wir von der Klimakonferenz COP 28 erwarten
© adobestock/Rafael HenriqueZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 30. November – 12. Dezember 2023 findet die 28. Internationale Klimakonferenz in Dubai statt. Dieser...
COP28: Klima-Allianz fordert dringend globale Kurskorrektur
Ausstieg aus allen fossilen Energien gefordert – Schlagkräftigen Fonds für Schäden und Verluste umsetzen – Klimaschutz muss sozial gerecht erfolgen