WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Tirol: WWF kritisiert „klima- und energiepolitischen Blindflug“
Knapp drei Wochen vor der Landtagswahl zieht die Umweltschutzorganisation WWF eine kritische Bilanz der Tiroler Energie- und Klimapolitik. „Der Energieverbrauch und die Treibhausgas-Emissionen steigen. Die Landespolitik will weitere Milliarden in veraltete Monster-Projekte investieren, wie zum Beispiel in den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal, während das Potential von Energieeinsparungen und Sonnenstrom wenig bis gar nicht genutzt wird. Gleichzeitig wird der Ausstieg aus fossiler Energie etwa in der Raumwärme sträflich vernachlässigt“, kritisiert Karl Schellmann, Klimaschutz-Sprecher beim WWF Österreich. Er fordert eine umfassende Energie- und Klimastrategie samt konkreter Zeit- und Aktionspläne sowie ein Ende des übersteigerten Fokus auf die bereits extrem ausgebaute Wasserkraft. Dazu müsse auch der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal gestoppt werden. „Das völlig überdimensionierte und naturzerstörerische Projekt würde erst ab circa 2040 Strom liefern, bis dahin müssen wir die Energiewende und die Abhängigkeit von Öl und Gas aber schon längst gelöst haben“, erklärt Schellmann. Die für das Projekt blockierten Mittel seien in den kommenden zehn Jahren dringend für Energiesparmaßnahmen nötig, ebenso wie für den Ausbau der Photovoltaik und eine Joboffensive für Fachkräfte.
Trotz des massiven Wasserkraftausbaus stiegen die Treibhausgasemissionen in Tirol seit 1990 um 15 Prozent und der Energieverbrauch sogar um 36 Prozent an. Insgesamt wuchs der Anteil der erneuerbaren Energien in den vergangenen 15 Jahren um nicht einmal zwei Prozent, während der Erdgas-Verbrauch im gleichen Zeitraum um die Hälfte explodiert ist. „Ohne ambitionierte Energiespar-Ziele und einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern kann der Klimaschutz nicht gelingen“, warnt daher Karl Schellmann. Der Landesrechnungshof sieht das ähnlich: „Der Ausbau der Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle ist keine direkte Klimaschutz-Maßnahme, da sie weder zu einer Einsparung der Treibhausgase noch zu einer Energieeinsparung führt“, stellte er in einem Bericht im Frühjahr fest. Für die neue Landesregierung besteht hier nach der Wahl dringender Handlungsbedarf.
Energie einsparen statt Natur zerstören
Laut einer Analyse vom Frühjahr kann der Energieverbrauch in ganz Österreich mittelfristig um 45 Prozent verringert werden – ohne Verlust an Lebensqualität oder Wirtschaftsleistung. „Trotzdem gibt es in Tirol keinen klaren Fahrplan, wie die ohnehin schwachen Einsparziele bis 2040 und 2050 erreicht werden sollen. Die Politik befindet sich bisher in einem klima- und energiepolitischen Blindflug, den sie mit einem massiven Wasserkraftausbau kaschieren möchte“, sagt Karl Schellmann vom WWF. „Das Interesse an der Profit-Maximierung der TIWAG scheint größer zu sein, als das am Klimaschutz und an der Unabhängigkeit von Öl und Gas.“ So argumentierte etwa Landesrat Geisler laut Landesrechnungshof-Bericht gegen den Vorrang für Energieeinsparungen mit dem Argument, Zitat: „…dass daraus auch ein vorläufiger Stopp des Ausbaus der Wasserkraft abgeleitet werden könnte…“ Aktuell weist ÖVP-Chef und Aufsichtsratvorsitzender der TIWAG, Anton Mattle, jede Kritik am Ausbau des Kraftwerks Kaunertal zurück und verweigert jede Diskussion über eine naturverträgliche Energiewende. Hier werden eindeutig die falschen Prioritäten gesetzt.
Der Kritik am Ausbau des Kraftwerks Kaunertal schloss sich kürzlich auch die Alpenschutzkommission CIPRA International an, die aufgrund der schweren ökologischen Schäden die Einstellung des Projekts empfohlen hat. „Unsere Flüsse haben ihre Schuldigkeit getan. Eine weitere Verbauung der Alpen kann keine fehlende Energie- und Klimapolitik ersetzen“, fasst WWF-Energieexperte Karl Schellmann zusammen.
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren
WWF: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur