Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
Vergifteter Steinadler: Naturschützer fordern Verbot von Bleimunition

Innsbruck, Wien, am 5. April 2013 – WWF und BirdLife sind empört über den unnötigen und qualvollen Bleivergiftungs-Tod eines geschützten Steinadlers am vergangenen Wochenende. Sie begrüßen die Ankündigung des Tiroler Landesjägermeisters Anton Larcher, künftig auf bleihältige Munition zu verzichten und appellieren an ihn, den Worten Taten folgen zu lassen und umgehend auf bleifreie Alternativen umzusteigen. Im Hinblick auf die kommenden Nationalratswahlen fordern die beiden Naturschutzverbände als ersten Schritt ein generelles Bleimunitionsverbot für alle österreichischen Schutzgebiete. Nur dadurch kann das Überleben des Steinadlers und anderer Großgreifvögel, die jedes Jahr an Bleivergiftung verenden, gesichert werden.
Großgreifvögel wie Stein-, See- und Kaiseradler nehmen Blei mit der Nahrung auf. Es gelangt entweder durch den Verzehr von angeschossenem und später verendetem Wild oder durch Wildinnereien in die Körper der Adler. Solche Innereien werden von Jägern nach dem Zerlegen der Jagdbeute oft liegen gelassen, statt sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Das ist für Greifvögel besonders im Winter fatal, wenn vermehrt Aas auf ihrem Speisezettel steht. Aktuelle Studien zeigen, dass Bleivergiftungen bei Seeadlern sogar die häufigste Todesursache sind.
Vor allem in international bedeutenden Vogelschutzgebieten wie dem Alpenpark Karwendel sollte man deshalb so rasch wie möglich auf bleifreie Alternativen umsteigen. Greifvögel sind besonders vergiftungsanfällig, weil ihre Magensäfte das Blei vollständig zersetzen und rasch in die Blutbahn transportieren. Schon winzige Mengen können tödlich sein. Gábor Wichmann, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich, fordert: „Das in Österreich seit 2012 bislang nur für die Wasservogeljagd geltende Bleimunitionsverbot, muss auf alle Jagdarten und Munitionstypen ausgedehnt werden.“ Flora Hejjas, Leiterin des WWF Seeadlerschutzprogramms, betont: „Die Zeit ist reif für einen Wandel! Es sind längst Produkte auf dem Markt, die genauso leistungsfähig und sicher sind wie Bleimunition und dabei Umwelt und Gesundheit schonen.“ Auch in den österreichischen Jagdzeitschriften mehren sich die Stimmen, die einen Umstieg befürworten.
Als erste Maßnahme fordern WWF und BirdLife ein amtliches Bleimunitionsverbot für alle österreichischen Schutzgebiete, das in weiterer Folge auf das ganze Land ausgeweitet werden soll. Der Nationalpark Hohe Tauern ist hier bereits freiwillig mit gutem Beispiel vorangegangen. „Seitens des Alpenparks Karwendel als direkt betroffenem Schutzgebiet, wird der Vorstoß der Naturschutzorganisationen absolut unterstützt", begrüßt Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Alpenpark Karwendel die Initiative. "Wir hoffen, dass der qualvolle Tod unseres Steinadlers zumindest für seine Artgenossen etwas Positives bewirkt", so Sonntag.
Wie jüngst bekannt wurde, hatte ein Wanderer am vergangenen Wochenende im Bereich der Thaurer-Alm bei Innsbruck einen vergifteten Steinadler gefunden, der trotz intensiver Bemühungen der Tierärztin nicht mehr gerettet werden konnte.
Auch für den Menschen ist Blei hochgiftig. Es schädigt das Nervensystem, ist möglicherweise krebserregend und hat schwerwiegende Langzeitfolgen. Beim Verzehr von Wildbret werden winzige, mit freiem Auge unsichtbare Bleisplitter mitgegessen, was vor allem für Schwangere und Kinder gefährlich sein kann.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/48817250 oder E-Mail: claudia.mohl@wwf.at;
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
UN-Plastik-Verhandlungen: WWF fordert Abkommen gegen tödliche Plastikflut
UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf