Umweltschutzorganisation warnt vor schwerem Rückschlag für EU-Umweltziele – Unternehmen brauchen klare Richtlinien statt Zickzackkurs
Von Haiming bis Kaunertal: Tiwag gefährdet Trinkwasserreserven

Die zweifelhaften Vorgänge rund um das geplante Tiwag-Kraftwerk Imst-Haiming nehmen kein Ende: “Das UVP-Verfahren wurde im Sinne des Energiekonzerns in nur einem Jahr durchgepeitscht, während die Sorgen der Betroffenen weiter ignoriert werden”, kritisiert Bettina Urbanek, Gewässerschutz-Expertin der Umweltschutzorganisation WWF Österreich. “Statt in eine naturverträgliche Energiewende zu investieren, will die Tiwag schlecht geplante und naturzerstörerische Projekte mit allen Mitteln durchboxen.” Im Zuge des Verfahrens wurden dem Energiekonzern enorme Wassernutzungsrechte zugesprochen. Das Wasser stammt aus dem Tschirgant, der wichtigsten Trinkwasserreserve der Gemeinde Haiming. Die sieht ihre Wasserversorgung gefährdet, was auch die lokale Wassergenossenschaft bestätigt.
Die der Tiwag zugesprochenen Wasserrechte sind höher als der gesamte Trinkwasserverbrauch der betroffenen Gemeinde Haiming. Seit Monaten wehrt sich die Gemeinde daher auf Basis fachlicher Unterlagen gegen die Gefährdung ihrer Wasserversorgung. “Das Kraftwerk in Haiming ist zudem nichts anderes als der erste Baustein des Monsterkraftwerks Kaunertal“, sagt WWF-Expertin Bettina Urbanek. Auch dort sind Wasserentnahmen durch die Tiwag ein Thema: Der massive Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würde bis zu 80 Prozent des Wassers aus den ökologisch wertvollen Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache beanspruchen. Auch die ökologischen Folgen des Kraftwerks Imst-Haiming wären enorm, wie ein neues Gutachten im Auftrag der Fischereigesellschaft Innsbruck, der Landesumweltanwaltschaft Tirol, des Tiroler Fischereiverbands und des WWF Österreich zeigt.
Gutachten zeigt fatale ökologische Folgen
Das geplante Kraftwerk würde laut dem Gutachten zu einer weiteren Verschlechterung für den Inn und vor allem für die schon stark dezimierte Fischfauna führen: “Das Projekt verstärkt entgegen dem Versprechen der Tiwag die Schwallbelastung und schädigt damit die Bestände von Leitfischarten wie Äsche und Bachforelle noch weiter. Mit dem geplanten Kraftwerk Imst-Haiming verbaut der Konzern die letzte Chance auf eine Sanierung des Inns”, sagt Bettina Urbanek. “Das Projekt widerspricht darüber hinaus dem Rahmenplan Tiroler Oberland und ist damit wohl grundsätzlich nicht bewilligungsfähig – sofern man den Rahmenplan des Landes ernst nimmt.” Der WWF fordert vom Land Tirol eine naturverträgliche Energiewende mit Fokus auf bisher ungenutzte Potentiale, etwa beim Energiesparen, anstatt neue Monsterprojekte in die Alpen zu bauen.
“Tatort Kaunertal”: Die skandalgepflasterte Geschichte der Tiwag
Das Kraftwerk Imst-Haiming ist eine Vorstufe für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und mit seinen fragwürdigen Umständen beileibe kein Einzelfall. Durch die Geschichte des Tiwag-Konzerns ziehen sich Skandale und Intransparenz wie ein roter Faden – zum Schaden von Tiroler Gemeinden und Natur. Diesem “System Tiwag” widmet sich die sechste und vorletzte Folge der Serie “Tatort Kaunertal”.
Das neue Gutachten über die ökologischen Folgen des Kraftwerks Imst-Haiming finden Sie hier.
Den sechsten Teil der Serie „Tatort Kaunertal“ über das „System Tiwag“ finden Sie hier.
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