Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Wasserkraft: Jedes zweite Projekt liegt in sensiblem Gebiet
![Inn-Kraftwerk Langkampfen](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4b9918d3dce07.jpg)
Wien, am 15. Februar 2011 – 60 mittlere bis große und 100 kleine Wasserkraftwerke sollen an Österreichs Flüssen und Bächen in den nächsten 10 Jahren errichtet werden. Die heute vorgestellte Studie „Ökomasterplan II Fließgewässer“ des WWF in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien zeigt erstmals detailgenau die ökologischen Auswirkungen dieser vor allem wirtschaftlich motivierten Kraftwerkspläne auf. Unter www.oekomasterplan.at kann sich jeder Bürger über die Schutzwürdigkeit der Österreichischen Gewässer, die Lage der bereits bestehenden Kraftwerke und die weiteren Ausbaupläne der E-Wirtschaft informieren.
Für die Untersuchung wurden 2.880 heimische Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von über zehn Quadratkilometern herangezogen. Der Ökomasterplan stellt der Qualität unserer Gewässer in punkto Lebendigkeit ein vernichtendes Zeugnis aus: Nur noch knapp 33 Prozent aller Gewässerstrecken sind ökologisch gesund und können demnach ihre Funktionen als Lebensraum für Fauna und Flora, als Erlebnis- und Erholungsgebiete der Menschen sowie für den natürlichen Hochwasserschutz erfüllen. „Diese wenigen verbliebenen natürlichen und naturnahen Flussstrecken müssen unter Schutz gestellt und als Tabubereiche für weitere Kraftwerkspläne ausgewiesen werden!“, fordert Christoph Walder, Wasserkraftexperte des WWF.
![Kraftwerk Greifenstein, © by D. Miletich/4nature Kraftwerk Greifenstein, © by D. Miletich/4nature](/wp-content/uploads/2021/10/4a26a0fd800e1_o.jpg)
Schutzgebiet bewahrt nicht vor Zerstörung von Flusslandschaften
Zusätzlich zu den ökologisch weitgehend intakt erhaltenen 33 Prozent der Flüsse, liegen weitere knapp 14 Prozent in Schutzgebieten wie Nationalparks oder Natura 2000-Gebieten. „Sogar vor strengen Schutzgebieten schrecken die Kraftwerksplaner nicht zurück –
wie man etwa beim geplanten Innkraftwerk Telfs in Tirol oder an der Unteren Ybbs in Niederösterreich sieht“, ist Walder entsetzt. „Solche Projekte könnten nur mit Ausnahmebewilligungen durchgeboxt werden.“ Werden die Ausnahmen zur Regel, widersprechen die Vorhaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und dem Österreichischen Wasserrechtsgesetz. Beide sehen ein Verschlechterungsverbot an Gewässern vor.
WWF befürchtet Kollaps der heimischen Flüsse
Österreichs Flüsse sind bereits stark unter Druck. Über 70 Prozent sind verbaut oder gestaut. Rund 4.000 Kraftwerke und über 50.000 Flussverbauungen existieren an unseren Flüssen und Bächen. Deshalb meldete die Republik Österreich im Rahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes 2010 an die EU einen Wert von 3,7 für den ökologischen Zustand der größeren Gewässer unseres Landes, auf einer Skala von 1 für „sehr gut“ bis 5 für „unbefriedigend“. Weitere Kraftwerke würden diesen Wert weiter in Richtung 5 rutschen lassen.
![Österreichkarte Wasserkraftwerke, © by WWF Österreich Österreichkarte Wasserkraftwerke, © by WWF Österreich](/wp-content/uploads/2021/10/4d5a2e672b514_o.jpg)
Um dem technisch-wirtschaftlich vorhandenem Restpotential an Wasserkraft in Österreich auch eine fachliche Entscheidungsgrundlage in Bezug auf die Schutzwürdigkeit der entsprechenden Flüsse gegenüber zu stellen, wurde der „Ökomasterplan II Fließgewässer“ erarbeitet. Die Website www.oekomasterplan.at zeigt alle bestehenden und zahlreiche projektierte Kraftwerksanlagen in Österreich. Der WWF stellt mit diesem Instrument der Politik, den befassten Behörden, den Umweltverbänden aber auch den Kraftwerkserrichtern ein öffentlich zugängliches Informations- und Planungsinstrument zur Verfügung.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin
Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Wasserkraftexperte
Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...