Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
Wasserkraft: Jedes zweite Projekt liegt in sensiblem Gebiet

Wien, am 15. Februar 2011 – 60 mittlere bis große und 100 kleine Wasserkraftwerke sollen an Österreichs Flüssen und Bächen in den nächsten 10 Jahren errichtet werden. Die heute vorgestellte Studie „Ökomasterplan II Fließgewässer“ des WWF in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien zeigt erstmals detailgenau die ökologischen Auswirkungen dieser vor allem wirtschaftlich motivierten Kraftwerkspläne auf. Unter www.oekomasterplan.at kann sich jeder Bürger über die Schutzwürdigkeit der Österreichischen Gewässer, die Lage der bereits bestehenden Kraftwerke und die weiteren Ausbaupläne der E-Wirtschaft informieren.
Für die Untersuchung wurden 2.880 heimische Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von über zehn Quadratkilometern herangezogen. Der Ökomasterplan stellt der Qualität unserer Gewässer in punkto Lebendigkeit ein vernichtendes Zeugnis aus: Nur noch knapp 33 Prozent aller Gewässerstrecken sind ökologisch gesund und können demnach ihre Funktionen als Lebensraum für Fauna und Flora, als Erlebnis- und Erholungsgebiete der Menschen sowie für den natürlichen Hochwasserschutz erfüllen. „Diese wenigen verbliebenen natürlichen und naturnahen Flussstrecken müssen unter Schutz gestellt und als Tabubereiche für weitere Kraftwerkspläne ausgewiesen werden!“, fordert Christoph Walder, Wasserkraftexperte des WWF.

Schutzgebiet bewahrt nicht vor Zerstörung von Flusslandschaften
Zusätzlich zu den ökologisch weitgehend intakt erhaltenen 33 Prozent der Flüsse, liegen weitere knapp 14 Prozent in Schutzgebieten wie Nationalparks oder Natura 2000-Gebieten. „Sogar vor strengen Schutzgebieten schrecken die Kraftwerksplaner nicht zurück –
wie man etwa beim geplanten Innkraftwerk Telfs in Tirol oder an der Unteren Ybbs in Niederösterreich sieht“, ist Walder entsetzt. „Solche Projekte könnten nur mit Ausnahmebewilligungen durchgeboxt werden.“ Werden die Ausnahmen zur Regel, widersprechen die Vorhaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und dem Österreichischen Wasserrechtsgesetz. Beide sehen ein Verschlechterungsverbot an Gewässern vor.
WWF befürchtet Kollaps der heimischen Flüsse
Österreichs Flüsse sind bereits stark unter Druck. Über 70 Prozent sind verbaut oder gestaut. Rund 4.000 Kraftwerke und über 50.000 Flussverbauungen existieren an unseren Flüssen und Bächen. Deshalb meldete die Republik Österreich im Rahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes 2010 an die EU einen Wert von 3,7 für den ökologischen Zustand der größeren Gewässer unseres Landes, auf einer Skala von 1 für „sehr gut“ bis 5 für „unbefriedigend“. Weitere Kraftwerke würden diesen Wert weiter in Richtung 5 rutschen lassen.

Um dem technisch-wirtschaftlich vorhandenem Restpotential an Wasserkraft in Österreich auch eine fachliche Entscheidungsgrundlage in Bezug auf die Schutzwürdigkeit der entsprechenden Flüsse gegenüber zu stellen, wurde der „Ökomasterplan II Fließgewässer“ erarbeitet. Die Website www.oekomasterplan.at zeigt alle bestehenden und zahlreiche projektierte Kraftwerksanlagen in Österreich. Der WWF stellt mit diesem Instrument der Politik, den befassten Behörden, den Umweltverbänden aber auch den Kraftwerkserrichtern ein öffentlich zugängliches Informations- und Planungsinstrument zur Verfügung.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin
Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Wasserkraftexperte
Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
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