Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Weiteres Kraftwerk bedroht Isel-System – WWF fordert rasche Schutzgebiets-Ausweisung
Gemeindekraftwerk an der Schwarzach erhielt wasserrechtliche Bewilligung – WWF warnt vor drohender Naturzerstörung und fordert umfassenden Schutz des Iselsystems mit neuem Schutzgebiet
![Schwarzach Gemeindekraftwerk Defereggental geplanter Staubereich](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/60d2ea3e98f85.jpg)
Innsbruck, 23.06.2021 – Das Gemeindekraftwerk Defereggental an der Schwarzach hat eine wasserrechtliche Bewilligung erhalten. Damit bedroht ein weiteres Kraftwerk das sensible Fluss-System der Isel und ihrer Zubringer. Erst Ende Mai haben der WWF Österreich, der Verein Erholungslandschaft Osttirol und Vertreter*innen der Wissenschaft einen Antrag auf eine umfassende Schutzgebietsausweisung des Flusssystems gestellt. „Nur wenn wir ihre Zubringer vor dem weiteren Kraftwerksbau schützen, können wir die Isel langfristig bewahren. Deshalb fordern wir das Ende des Kraftwerksbaus im Isel-Einzugsgebiet sowie die Ausweisung des gesamten Fluss-Systems als Naturschutzgebiet“, erklärt WWF-Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch.
Obwohl das Land Tirol einen gemeinsamen Termin zur Besprechung des Schutzgebietsantrags angekündigt hat, wurde jetzt das Gemeindekraftwerk Defereggental wasserrechtlich bewilligt. „Auf diese Weise während einer laufenden Diskussion über ein neues Naturschutzgebiet Tatsachen zu schaffen, zeugt von schlechtem politischem Stil“, kritisiert Götsch. Die naturschutzrechtliche Bewilligung für das Projekt steht noch aus. Der WWF fordert die Landesregierung auf, mit weiteren Entscheidungen über Kraftwerke solange zu warten, bis ein fachlich fundierter, gemeinsamer Schutzgebietsvorschlag verhandelt ist.
Das Kraftwerk im Defereggental ist eines von sechs Kraftwerksvorhaben, die derzeit die Isel und ihre Zubringer bedrohen. An der Schwarzach ist es bereits das dritte, das binnen kürzester Zeit genehmigt wurde, oder sich im Bewilligungsverfahren befindet und die Lücken des bestehenden Natura 2000 Schutzgebiets ausnützt. Flussabwärts befindet sich das TIWAG-Kraftwerk Schwarzach, bei dem soeben die Erweiterung begonnen hat. Die Summenwirkung der Kraftwerke bleibt bislang in allen Verfahren unberücksichtigt. Diese Salamitaktik droht hier ein einmaliges Naturerbe unwiederbringlich zu zerstören.
Jede weitere Verbauung kann zum Kipppunkt für das sensible Ökosystem der Isel werden: „Am geplanten Standort befinden sich wertvolle Habitate der Deutschen Tamariske und eine ganze Reihe anderer gefährdeter und geschützter Arten und Lebensräume. Bei der Ausweisung der Isel als Natura 2000 Gebiet wurde diese Flussstrecke aufgrund politisch-energiewirtschaftlichem Druck bewusst außen vorgelassen. Mit der wasserrechtlichen Bewilligung des Kraftwerks zeigt sich nun mehr denn je, dass nur ein Schutzgebiet schützt“, sagt WWF-Expertin Marianne Götsch.
Bedeutung des Isel-Systems
Als unvergleichlich naturnahes Gletscherflusssystem reicht die Bedeutung der Osttiroler Gletscherflüsse rund um die Isel weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Acht nach europäischem Recht geschützte Arten kommen hier vor, darunter die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske und die Gelbbauchunke, die in bachbegleitenden Tümpeln zu finden ist. Hinzu kommen dutzende gefährdete Arten der Roten Liste, wie etwa der Flussregenpfeifer, die Kleine Hufeisennase oder der Flussuferläufer, der seine Eier auf Kiesbänken ausbrütet. Auch die bunt schillernde Äsche ist in der Isel und ihren Zubringern zuhause. Diese gefährdete Fischart reagiert besonders sensibel auf Flussverbauungen, weshalb ihr Vorkommen durch die zahlreichen Kraftwerksprojekte akut bedroht ist. Dieses Naturparadies braucht einen ganzheitlichen Schutz, da die Vernetzung der Isel mit ihren Zubringern für das gesamte Ökosystem lebensnotwendig ist.
Rückfragehinweis:
Marianne Götsch
WWF Gewässerschutzexpertin
Marianne.goetsch@wwf.at
067683488309
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