Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
Wolf, Fischotter & Co: Österreich kann bei der EU mehr Naturschutz-Mittel abholen

Durchbruch für den Herdenschutz: Erstmals können die notwendigen
EU – Fördermittel auch für vorbeugende Maßnahmen im Artenschutz gegenüber der EU beantragt werden – Neue Chance für Präventionsprojekte wie Herdenschutz
Wien, 3. Dezember 2018 – Österreichs Bundesländer erhalten die große Chance, mehr EU-Gelder in ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Menschen und Arten wie Wolf, Fischotter oder Biber zu investieren. Das zeigen aktuelle Angaben der Europäischen Kommission zu den künftigen Finanzierungschancen im nächsten EU-Finanzrahmen: „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Erstmals können konkret EU-Mittel für vorbeugende Maßnahmen im Artenschutz abgerufen werden. Darunter fällt dezidiert auch die Vermeidung und Kompensation von Schäden in Zusammenhang mit geschützten Tieren wie dem Wolf, Biber oder Fischotter“, berichtet Arno Aschauer, Leiter nationaler Artenschutz beim WWF Österreich, von einem Expertentreffen mit der EU-Behörde in Wien. Bisherige ziellose und rechtlich mangelhafte Vorgehensweisen einzelner Länder, die nur das Töten von Fischotter und Co. als Lösungsmöglichkeit vorsehen, sollten damit ein Ende haben.
Bisher konnten einige engagierte Staaten und Regionen in Einzelprojekten ihre Herdenschutz-Maßnahmen mit EU-Geldern ko-finanzieren, wie zum Beispiel Frankreich, das sich 2017 alleine über 20 Millionen Euro abgeholt hat. In Zukunft ist die Finanzierung von vorbeugenden Maßnahmen nicht nur in Einzelprojekten möglich sondern flächendeckend in der EU förderbar.
So könnten beispielsweise zusätzliche EU-Gelder für vorbeugende Maßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde sowie zur Abgeltung entstandener Schäden abgeholt werden. Dies wäre auch ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des österreichischen Wolfsmanagement-Plans. „Herdenschutz gehört überall dort, wo der früher ausgerottete Wolf wieder zurück ist, zur Praxis der Nutztierhaltung. Hierzulande werden jedoch die damit verbundenen Kosten oft als Vorwand benutzt, um weiter den Stillstand zu zelebrieren. Statt dem Boykott international etablierter Maßnahmen muss das Problem endlich im Sinne der Betroffenen angepackt werden“, fordert Aschauer mehr Einsatz von der Politik.
Bisher schöpft Österreich jedoch die bereits vorhandenen Mittel oft nur ungenügend aus, wie die EU-Kommission berichtet. Nicht ausreichend abgeholt werden etwa die im Europäischen Fischereifonds zur Verfügung gestellten Gelder, mit denen auch eine naturnahe Teichwirtschaft unterstützt werden könnte. Somit handelt es sich um ein Versäumnis von Politik und Behörden, die mit zusätzlichen Mitteln auch die Konflikte rund um den Fischotter viel besser verhindern könnten. „Nationale Probleme sind oft hausgemacht und sollten nicht immer auf die EU geschoben werden. Wer ständig nach mehr Eigenverantwortung ruft, sollte diese auch entsprechend wahrnehmen. Ansonsten werden auch Land- und Teichwirte mit ihren Sorgen allein gelassen“ kritisiert Aschauer.
Wichtige Informationsveranstaltung der EU-Kommission
Auf Initiative der Europäischen Kommission diskutierten vergangene Woche Vertreter der Brüsseler Behörde, des Umweltministeriums, der Bundesländer sowie mehrerer Naturschutzorganisationen wie dem WWF die vielfältigen Fördermöglichkeiten für die nächste Finanzierungsperiode 2021-2027 (Multiannual Financing Framework, MFF). Jetzt liegt es an den zuständigen Bundesländern, die notwendigen Naturschutz-Budgets anzugeben, um relevante Fördertöpfe auf EU-Ebene zu ermöglichen. „Mit ihrer Informationsveranstaltung zeigt die EU-Kommission, dass sie die Betroffenen bestmöglich einbinden und die Entscheidungskompetenz im Sinne der Subsidiarität weitest möglich bei den Mitgliedsländern halten will. Österreich ist jetzt gefordert, das Beste aus den neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu machen“, bekräftigt WWF-Experte Aschauer.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert geplante Abschwächung als “kontraproduktiv und gefährlich”
Nach Berner Konvention auch Absenkung des Wolf-Schutzstatus in EU-FFH-Richtlinie angekündigt – WWF befürchtet dramatische Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF-Erfolg: Künstliche Intelligenz spürt Geisternetze auf
Dank künstlicher Intelligenz und einer neuen Plattform können herrenlose Fischernetze jetzt schneller aufgespürt und geborgen werden. Ein wichtiger Erfolg für den Schutz unserer Meere und seiner Bewohner!