Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF: Alle seit Jahresbeginn produzierten Lebensmittel verschwendet
![Organic waste bin filled with kitchen waste 01](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2022/05/AdobeStock-scaled.jpeg)
Weltweit gehen rund 40 Prozent der produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette ungenutzt verloren. Rein rechnerisch werden damit alle von Jahresbeginn bis zum 26. Mai hergestellten Lebensmittel nie gegessen. Der WWF Österreich ruft daher den „Tag der Lebensmittelrettung” aus: “Diese sinnlose Verschwendung ist nicht nur aus ethischer Sicht ein Wahnsinn, sondern auch für unseren Planeten fatal. Denn die Lebensmittelabfälle sind für rund zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, hinzu kommt der unnötige Flächen-, Wasser- und Energieverbrauch. Das können wir uns weder angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise noch in Hinblick auf die Ernährungssicherheit leisten”, sagt Dominik Heizmann, WWF-Experte für nachhaltige Ernährung.
Bisher ging man davon aus, dass etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet werden. Neue Untersuchungen für den Landwirtschaftssektor verschieben die Marke auf rund 40 Prozent – daher fällt der Tag der Lebensmittelrettung erstmals auf den 26. Mai. Die Umweltschutzorganisation fordert daher von der Bundesregierung zumindest eine Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030: “Wir brauchen dringend eine verbesserte Datenlage entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um die Entstehung der Verluste flächendeckend zu analysieren und verbindliche Reduktionsziele und Maßnahmen für alle betroffenen Akteure festzulegen”, sagt WWF-Experte Heizmann. “Die Politik muss alle relevanten Gesetze und Vorschriften auf ihr Potential zur Abfallentstehung prüfen und reformieren. Darüber hinaus muss das öffentliche Bewusstsein für die Wertigkeit unserer Lebensmittel gestärkt werden.“
Allein in Österreich fallen laut WWF jährlich zumindest eine Million Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen an – mehr als die gesamte Kärntner und Salzburger Bevölkerung isst. Neben Brot und Gebäck landet Obst und Gemüse am häufigsten im Mistkübel. Unter dem Motto „Kübel‘ den Schönheitswahn, nicht dein Obst und Gemüse“ will der WWF Österreich daher mehr Bewusstsein für die Wertigkeit von Obst- und Gemüse schaffen. Denn bereits am Anfang der Wertschöpfungskette wird sehr viel genießbares Obst und Gemüse unnötig aussortiert. Hauptursache dafür sind Handelsnormen, die einheitliche Größen, Formen oder Farbe vorgeben. Diese führen häufig dazu, dass einwandfrei genießbares Obst und Gemüse nicht im Verkauf landet – oder gar nicht erst geerntet wird: “Die Natur hält sich nicht an vom Markt vorgegebene ästhetische Normen. Kein Obst und Gemüse sollte wegen einer ungewöhnlichen Form oder rein äußerlicher Makel in der Tonne landen”, fordert Heizmann. Der Handel müsse daher auch krummes Obst und Gemüse attraktiv im Supermarkt anbieten und mehr Absatzmärkte für B-Waren schaffen.
Fleisch im Müll ist Klimakiller
Die größten negativen Umweltauswirkungen hat die Verschwendung von ressourcen-intensiven, tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten – daher sei mit diesen ein besonders achtsamer Umgang nötig: „Gerade in der Grillsaison verlocken Rabatte dazu, mehr einzukaufen, als auf den Teller passt. Von leicht verderblichen Produkten wie Fleisch sollte man daher nur so viel kaufen, wie man in den nächsten Tagen auch sicher verbrauchen kann. Das ist gut für die Geldbörse und die Umwelt”, sagt Dominik Heizmann vom WWF. Somit trägt auch der Handel eine große Verantwortung – Schleuderpreise auf Fleisch verführen Menschen dazu, mehr einzukaufen, als sie wirklich brauchen. “Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen, um die Lebensmittelverschwendung zu stoppen. Gleichzeitig können aber auch wir alle einen Beitrag leisten, indem wir beim Einkauf stärker auf die Produktion, Herkunft und Qualität der Lebensmittel achten und weniger auf die rein optischen Eigenschaften”, sagt Heizmann.
Audiofiles zum Download: https://bit.ly/3MDD6dZ
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