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WWF: Findet Dorie noch ein Riff?

Wien, 22.09.2016 – Mit "Findet Dorie" kommt wieder ein Animationsfilm ins Kino, der Begeisterung für Meeresbewohner wecken kann. Der WWF hofft allerdings, dass die Nachfrage nach Zierfischen nicht so explodiert wie beim erfolgreichen Vorgängerfilm "Findet Nemo". "Marine Zierfische sind kein Kinderspielzeug. Gerade Dories sind nicht pflegeleicht, sie brauchen viel Platz und Erfahrung", warnt Axel Hein, Meeresschutzexperte des WWF.
"Wer in die Aquaristik einsteigen will, sollte darauf achten, Fische aus Nachzucht oder zumindest aus Larvenaufzucht zu kaufen. Bei Wildfängen an Korallenriffen werden häufig zerstörerischen Fischereimethoden eingesetzt". Um beliebte Zierfische leichter fangen zu können, werden sie verbotenerweise oft mit Cyanid betäubt. Das vergiftet andere Rifforganismen wie Korallen. Die mit Cyanid gefangenen Fische sind oft so geschwächt, dass ein Großteil den anschließenden Transport nicht überlebt. Aus den Verbreitungsgebieten der Hauptexportländer Indonesien und Philippinen werden die einzeln in kleine Plastikbeutel verpackten Fische dann vor allem in die USA und die EU transportiert.
Dories natürlicher Lebensraum erlebt gerade einen beispiellosen Kahlschlag:
In den letzten 20 Jahren ist bereits ein Viertel der weltweiten Korallen abgestorben. Derzeit vernichtet eine Korallenbleiche rund um den Globus tropische Korallenriffe und hat bereits 38 Prozent aller Riffe erfasst. Am Great Barrier Reef etwa sind 93 Prozent der Riffe von der Bleiche betroffen, in dessen nördlichen und zentralen Teil sind bereits 50 Prozent der Korallen tot. Die aktuelle Bleiche hat 2014 begonnen und steuert jetzt auf das artenreiche "Korallendreieck" im westlichen Pazifik zu. Dieses Meeresgebiet weist die höchste Biodiversität an Korallen auf.
"Das Korallensterben ist eine Unterwassertragödie, der wir viel zu wenig entgegensetzen. Für die artenreichsten Ökosysteme des Planeten geht es ums Überleben. Innerhalb unserer Generation könnten nahezu alle Korallenriffe im Ozean ausgelöscht werden, diese Phase des Massensterbens hat bereits begonnen", warnt WWF-Experte Hein. Überfischung und vor allem der Klimawandel, der die Erwärmung und Versauerung der Ozeane vorantreibt, bedrohen die empfindlichen Korallenriffe. 2016 ist das dritte Jahr in Folge, in dem Wassertemperaturen zu hoch sind. "Wirksamer Klimaschutz ist auch Korallenschutz und kann die Kinderstuben der Meere retten", so Hein weiter. Der WWF fordert zusätzlich verstärkt auf regionale Maßnahmen wie Meeresschutzgebiete und gedrosselte Fischerei zu setzen, um Korallenriffe zu bewahren. "Wenn Riffe nicht überfischt sind, ist das Ökosystem widerstandsfähiger und besser gegen veränderte Umweltbedingungen gewappnet", erläutert Hein. Ein Viertel aller marinen Arten lebt an Korallenriffen, obwohl diese nur 0,1 Prozent des Meeresbodens bedecken – Dorie und Nemo sind prominente Vertreter von nur zwei Arten, die gesunde Riffe zum Überleben brauchen.
Hintergrundinfos:
- Korallenbleiche: Bei längerfristig erhöhter Wassertemperatur geben die Algen, die die Koralle eigentlich mit Nährstoffen versorgen, Giftstoffe ab. Die Algen werden abgestoßen, die Korallen verlieren zunächst ihre Farbe und sterben anschließend massenhaft ab. Nach der zerbrochenen Symbiose bleiben die weißen, ausgeblichenen Kalkskelette der Korallen zurück. Die Versauerung der Ozeane erschwert zudem die Kalkbildung, und damit die Erholung der Korallenriffe. Als Auslöser der derzeitigen, weltweiten Korallenbleiche gilt der Temperaturanstieg infolge des Klimawandels, verstärkt durch ein sehr starkes El-Nino-Phänomen.
- Palettendoktorfische (Paracanthurus hepatus) sind im Indo-Pazifik beheimatet und leben an küstennahen, strömungsreichen Korallenriffen in Tiefen zwischen 2-40 Metern. Sie haben an der Schwanzwurzel einen scharfen, skapellartigen Dorn, den sie zur Verteidigung nutzen. Erwachsene Fische leben meist als Paar oder Einzelgänger, Jungfische dagegen in kleinen Schwärmen. In dieser Größe werden sie meist für den Aquaristik-Handel gefangen. Erwachsene Tiere werden bis zu 30 cm groß. Die Art belegt unter den meistgehandelten Zierfischarten den achten Platz. Übernutzung der lokalen Bestände und zerstörerische Fischereimethoden zählen zu den Bedrohungsfaktoren. Es gibt übrigens keine Anzeichen, dass Palettendoktorfische ein schlechteres Gedächtnis haben als andere Fischarten.
- Zierfischhandel: Philippinen und Indonesien sind die Hauptexportländer von Zierfischen, Korallen und anderen beliebten Aquarienarten. Sie liefern rund 80 Prozent der weltweit gehandelten Ware. Lebend gehandelte Zierfische gehen vor allem in die USA und die EU. Zusätzlich gibt es in asiatischen Ländern einen großen Markt für getrocknete Tiere (z.B. Seepferdchen, die in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden). Der Zierfisch-Handel erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 200 – 330 Millionen US-Dollar. Schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen Menschen weltweit besitzen Aquarien.
Kostenfreie Pressefotos zur Korallenbleiche der aktuellen Catlin Seaview Survey erhältlich unter http://www.globalcoralbleaching.org/
Rückfragen & Kontakt:
Mag. Florian Kozák
WWF Pressesprecher
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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