Neu renoviertes Brutfloß als geschützter Nistplatz für die bedrohten Zugvögel – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierung an der March
WWF fordert sachliche Wolfs-Lösungen statt Abschuss-Fantasien

Wolf ist weder reißende Bestie noch Kuscheltier, sondern EU-weit streng geschützte Art – Herdenschutz ausbauen, angemessen entschädigen, Information verstärken
Wien, am 3. Juli 2018 – Die Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) fordert in Sachen Wolf eine Rückkehr zur Sachlichkeit und kritisiert die negative Stimmungsmache einzelner Interessensvertreter. „Der Wolf ist weder reißende Bestie noch Kuscheltier, sondern eine EU-weit streng geschützte Art. Daher braucht es rechtskonforme Management-Konzepte mit Herdenschutz-Maßnahmen und Entschädigungen“, sagt WWF-Artenschutz-Experte Arno Aschauer in Reaktion auf jüngste Aussagen der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. „Anstatt Ur-Ängste vor dem bösen Wolf zu bedienen, müssen international bewährte Lösungen auch in Österreich ausgebaut werden. Wer nur nach der Flinte ruft, lässt auch die betroffenen Landwirte allein im Regen stehen. Rechtswidrige Abschussfantasien lösen kein einziges Problem“, betont Aschauer.
Der WWF fordert von der Politik ein rechtskonformes Wolfs-Management mit konkreten Herdenschutzprojekten sowie höheren und rascheren Entschädigungszahlungen für betroffene Landwirte, falls Schäden auftreten. Parallel dazu braucht es deutlich mehr Forschung, Information und Beratung sowie eine bessere überregionale Zusammenarbeit der Bundesländer. „Das erwartet sich auch die Mehrheit der Bevölkerung, die den Wolf kein zweites Mal ausrotten will“, verweist Aschauer auf positive Umfragen zur natürlichen Rückkehr des Wolfs nach Österreich. Über 70 Prozent der Österreicher stehen dem Wolf positiv gegenüber und erwarten, dass die Politik für ein konfliktfreies Miteinander sorgt, wie Umfragen zeigen.
Fakten zum Wolf
„Ängste und Sorgen müssen ernst genommen werden, aber mit Panikmache ist niemandem geholfen. Fakt ist: Wölfe, die in freier Wildbahn aufgewachsen sind und dort leben, sind dem Menschen nach allen vorliegenden Erkenntnissen grundsätzlich nicht gefährlich“, erläutert Aschauer den aktuellen Stand der Forschung. Wölfe sind klug und vorsichtig und weichen Menschen grundsätzlich aus. Trotzdem wird es dort, wo sie regelmäßig leben, früher oder später zu Beobachtungen kommen. Das ist völlig natürlich, und bei einer Reviergröße von 15.000 Hektar wird immer ein Gehöft oder eine Siedlung in einem Wolfsrevier liegen. In Deutschland hat sich in 20 Jahren kein einziger Unfall mit Wölfen ereignet. Im Gegensatz dazu beißt alle paar Minuten ein Hund einen Menschen (ca. 3000/Jahr, die im Spital behandelt werden müssen). Auch Kühe oder Wildschweine verletzen Wanderer, und immer wieder gibt es sogar Tote.
Vergrämung bzw. Tötung von Problemwölfen wäre schon jetzt möglich
Falls es tatsächlich Probleme mit auffälligen Wölfen geben sollte, wäre die Vergrämung bzw. im Ernstfall die Tötung bereits jetzt möglich, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. „Dafür brauchen aber keine EU-Gesetze geändert und Wölfe pauschal zum Abschuss freigegeben werden“, betont der WWF-Experte unter Verweis auf geltende Managementpläne. Auch was den Schutz von Weidetieren anlangt, müsse man die Kirche im Dorf lassen. Im letzten Jahr gingen 21 der insgesamt rd. 378.000 Schafe in Österreich (Zahlen aus 2016) auf das Konto von Wölfen; denn zu 99 Prozent frisst der Wolf Wildtiere. Österreich hat eine so hohe Wilddichte, dass die wenigen Wölfe vergleichsweise sehr wenig erbeuten. Die Abschusszahlen bei Rehen, Hirschen, Wildschweinen und Gämsen liegen jährlich bei ca. 390.000 Tieren.
Für den in Österreich äußerst seltenen Fall einer Wolfsbegegnung, sollte man Ruhe bewahren. Normalerweise tritt ein Wolf, der entdeckt wird, schnell und leise die Flucht an. Um das Risiko von Unfällen zu minimieren, sollten dennoch einige Verhaltensweisen im Zusammenleben mit den Wildtieren beherzigt werden, die genauso für den Umgang mit anderen Wildarten, die wehrhaft sind oder Krankheiten übertragen können, gelten, wie etwa Wildschwein oder Fuchs. „Das heißt: Wölfen nicht nachlaufen, Wölfe nicht anfüttern und deren Wurfhöhlen nicht aufsuchen“, erklärt Aschauer abschließend.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Altes Brutfloß, neue Hoffnung für die Flussseeschwalbe
Ein in die Jahre gekommenes Brutfloß in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf wurde erfolgreich renoviert! Eine wichtige Maßnahme, um das Überleben der bedrohten Flussseeschwalben in Niederösterreich zu sichern.
Neuer RH-Bericht: WWF fordert verbindliche Obergrenze für Bodenverbrauch
Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Naturgefahren: WWF fordert Sicherheitsprüfung für Kraftwerk Kaunertal
Österreichische Staubeckenkommission soll Ausbauprojekt auf aktuelles Risiko für Naturgefahren überprüfen – Bisheriges Gutachten veraltet und lückenhaft
WWF-Erfolg: Weniger gewilderte Nashörner in Südafrika
Neue Zahlen aus Südafrika machen Hoffnung für den Nashorn-Schutz: Im Naturreservat Hluhluwe-iMfolozi ging die Wilderei um fast 70% zurück. Grund dafür war eine Enthornungs-Aktion – ein drastischer Schritt für den Schutz der Tiere, der aber leider kein Allheilmittel ist.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur