Klimakrise und wachsende Öl-Industrie bedrohen den Lebensraum der Eisbären – Mütter und ihre Jungtiere besonders betroffen – WWF patrouilliert am Polarkreis zum Schutz und zur Entschärfung von Konflikten
WWF: Jägerschaft wirft Pakttreue über Bord
Presseaussendung
Wien, am 15. September 2017 – Der WWF übt scharfe Kritik an der Aussage "Wir wollen den Wolf nicht", seitens des Niederösterreichischen Landesjägermeister Josef Pröll in einem Schreiben an alle JägerInnen im Bundesland. Weiters kündigte Pröll darin an, den Schutzstatus abschwächen zu wollen, sowie das bewährte freiwillige Versicherungsmodell für Wolfsschäden an Weide- und Haustieren aufzukündigen.
Die Jägerschaft reagiert auf die Anwesenheit der Großen Beutegreifer mit Angst und einem überhasteten Rückzug in Salamitaktik. Bisher galt die Devise: „Bär, Luchs und Wolf sind willkommen, wenn sie auf natürliche Weise nach Österreich zurückkehren“. Offensichtlich war man davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein unrealistisches Szenario handelt. Später brachte die Genetik den Beweis, dass die Wölfe von selbst eingewandert waren.
Christian Pichler, WWF-Wolfsexperte, schüttelt den Kopf: „Kaum haben wir wieder eine gute Handvoll Wölfe in Österreich, werfen einzelne Jagdfunktionäre offenbar die Nerven weg und treffen irrationale Entscheidungen, die niemandem etwas bringen. Sie sind vor allem ein Schlag ins Gesicht all jener Naturschutzverbände, Behörden, Grundbesitzer, Landwirte, Almbauern und Jäger, die bereits an Lösungen für ein konfliktfreies Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf arbeiten.“
Der Wolf steht unter Schutz und darf nicht geschossen werden. Deswegen müssen andere Management-Maßnahmen angewendet werden. Gerade die extensive Weidetierhaltung benötigt Unterstützung und zukunftsfähige Perspektiven. „Dass sich jetzt ausgerechnet die Jägerschaft, die sich als Heger und Pfleger der Natur sieht, gegen die Rückkehr eines heimischen Wildtieres stemmt, wirft ein seltsames Licht auf das Verständnis der Jagdfunktionäre und lässt uns an der Paktfähigkeit einiger Jäger zweifeln“, so Pichler.
Dennoch reicht er dem Landesjägermeister die Hand: „Gerade als ehemaliger Umweltminister wird der Landesjägermeister verstehen, dass Kopf in den Sand stecken kein geeignetes Rezept ist, um anstehende Probleme zu lösen. Im Interesse von Landwirtschaft, Jägerschaft und Naturschutz ist es notwendig, konstruktive Lösungen zu arbeiten“, erklärt Pichler. Dazu zähle auch, dass Risse an Weidetieren unbürokratisch abgegolten werden, so der WWF. Da nun offenbar das Land Niederösterreich ab Jänner 2018 die Entschädigungszahlungen bei Rissen an Nutztieren übernimmt, entsteht den Landwirten zumindest unmittelbar kein Nachteil.
Wölfe sind mittlerweile in allen mitteleuropäischen Ländern wieder heimisch, so auch in Deutschland. Dort gibt es 70 Rudel und etwa 400 Wölfe, und ein sich langsam einspielendes Management, in dem man um ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Wildtier bemüht ist. Entgegen der Darstellung von Josef Pröll verhält sich der Wolf in Niederösterreich weiterhin scheu und ist Menschen nicht zu nahe gekommen. „Durch Abschuss einzugreifen bedeutet, streng geschützte Tiere zu töten und dabei das Sozialgefüge des Rudels durcheinanderzubringen – mit nicht absehbaren, möglicherweise kontraproduktiven Folgen“, erinnert Pichler.
Für ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf braucht es abgekühlte Gemüter und konstruktive Lösungen. „Wir wünschen uns, dass der Jagdverband im Sinne der 30.000 Jäger in Niederösterreich wieder auf den partnerschaftlichen Weg zurückkehrt“, so Pichler abschließend. Schließlich zähle die Hege und Pflege aller Tierarten in einem Lebensraum zur Aufgabe der Jäger, die diese gemäß Jagdgesetz zu erfüllen haben. Ebenso wie Wildschwein, Reh und Hirsch gehört auch der Wolf zu den heimischen Wildtieren, fällt unter das Jagdgesetz und somit unter die Zuständigkeit der Jägerschaft.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250
Christian Pichler, WWF-Wolfsexperte, Tel. 0676/83 488 202
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