Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
WWF Österreich: Ausbau von KW Schwarzach wird zur Nagelprobe für Osttiroler Gletscherflüsse
Innsbruck/Lienz, am 7. März 2019. Durch die geplante Erweiterung des TIWAG-Kraftwerks an der Schwarzach in Osttirol drohen erhebliche ökologische Verschlechterungen. Zu diesem Schluss kommt die Naturschutzorganisation WWF Österreich angesichts mehrerer kritischer Gutachten, die im Zuge des Bewilligungsverfahrens vorgelegt wurden. Vergleichsfotos von der Schwarzach zeigen schon jetzt den schädlichen Einfluss des bestehenden Kraftwerks auf die gefährdete Naturvielfalt. Dennoch sehen die Ausbaupläne der TIWAG vor, künftig noch mehr Wasser abzuleiten. „Die entscheidende Frage, wie die Osttiroler Gletscherflüsse angesichts von mehreren Kraftwerksprojekten geschützt werden können, wurde nicht beantwortet. Wir brauchen dringend eine Gesamtstrategie für die Wasserkraftnutzung im Isel-Einzugsgebiet“, fordert Gerhard Egger, Fluss-Experte beim WWF Österreich. „Die zunehmenden Unterbrechungen und Ableitungen drohen den gerade erst verankerten Schutz der Osttiroler Naturjuwele auszuhöhlen.“
Die Erweiterungspläne der Betreibergesellschaft TIWAG sehen vor, dass künftig an der Schwarzach bis zu 80 Prozent des Wassers abgeleitet werden. Auch die Fließgeschwindigkeit und die Wassertiefe des Flusses würden sich dadurch zeitweise massiv verringern. Zur Kompensation der Schäden sollen unter anderem Tamarisken ausgepflanzt werden. „Wildvorkommen in einem dynamischen Flusslebensraum kann man nicht einfach durch ausgesetzte Pflanzen ersetzen. Die geplanten Begleitmaßnahmen können die Verschlechterungen sicher nicht ausgleichen“, warnt Fluss-Experte Gerhard Egger. Zudem bedrohen gleich mehrere unabgestimmte Kraftwerksprojekte an den Zubringern Tauernbach, Kalserbach, Schwarzach und Lesachbach das einzigartige Gletscherflusssystem der Isel. Der WWF Österreich fordert eine Abkehr von Einzelentscheidungen und eine Gesamtbeurteilung für die Wasserkraftnutzung im Isel-Einzugsgebiet. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein attraktives und intaktes Gewässernetz und Natura 2000 Gebiet erhalten bleibt.
Die Schwarzach ist neben Tauernbach und Kalserbach der wichtigste Zubringer zur Isel und wurde streckenweise als Teil des Europaschutzgebiets „Osttiroler Gletscherflüsse“ ausgewiesen. Im Unterlauf klafft jedoch eine Lücke im Schutznetz. Seit dem Jahr 2007 betreibt die TIWAG dort ein Ausleitungskraftwerk. Auf 4,7 Kilometer Länge verschwindet ein Teil des Wassers in einem Stollen und wird direkt zum Krafthaus abgeleitet. Nach Auslaufen der Förderung soll das Werk jetzt ausgebaut werden. Durch die verstärkte Ableitung des Wassers würde viele Wochen im Jahr nur mehr ein Bruchteil des Wassers im Fluss verbleiben. Die vorgelegten Gutachten zeigen klar, dass das zu erheblichen Verschlechterungen führen wird, mit fatalen Auswirkungen auf das Schutzgebiet flussauf- und abwärts.
Österreichweit gibt es bereits mehr als 5.200 Wasserkraftwerke. Diese starke Nutzung stellt eine enorm hohe Belastung für unsere Gewässer dar. Nur noch 15 Prozent der heimischen Flüsse gelten als ökologisch intakt. Trotz des hohen Ausbaugrades der Wasserkraft in Österreich gibt es Pläne, hunderte neue Kraftwerke – teils mit hohen Förderungen – zu errichten. Der WWF Österreich und weitere Umweltverbände, Fischer und viele regionale Naturschützer fordern daher einen Stopp dieses ungeregelten Ausbaus. Vielmehr braucht es eine Trendwende im Klimaschutz, hin zu konkreten Energiesparmaßnahmen, einer Gesamtstrategie für die ökologisch verträgliche Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie strenge Naturverträglichkeitskriterien bei der Fördervergabe.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel. 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: EU-Kommission gefährdet Wasser-Schutz
Umweltorganisation warnt vor angekündigtem Öffnen der Wasserrahmenrichtlinie auf Druck der Bergbau-Industrie – Schwächere Standards auf Kosten der Biodiversität und der Gesundheit drohen
WWF: Artenschutzkonferenz erzielt Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen
WWF zieht nach CITES-Konferenz in Usbekistan positive Bilanz für den Schutz von Haien, Rochen und asiatischen Großkatzen – Nachholbedarf bei Aalen und Singvögeln
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen
Neue Zahlen: Bodenverbrauch weit über „Nachhaltigkeitsziel“ der Politik
Neue ÖROK-Zahlen zeigen Zunahme von Verbauung und Versiegelung genauer als bisher – Bodenverbrauch mehr als doppelt so hoch wie selbst gestecktes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes – WWF für Bodenschutz-Vertrag
WWF: Geplante Wolfs-Verordnung in der Steiermark ist rechtswidrig
Naturschutzorganisation gibt Stellungnahme zu Entwurf ab: „Geplante Verordnung ignoriert EU-Schutzvorgaben für den Wolf und erlaubt Tötungen, die weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt sind“
WWF trauert um Toni Vorauer
Langjähriger WWF-Mitarbeiter, Tiroler Schutzgebietsbetreuer und Fledermaus-Experte verstorben – Prägende Verdienste für den Natur- und Artenschutz
Neue Umfrage: Große Mehrheit fordert strengere Bodenschutz-Maßnahmen
Repräsentative Studie: Drei Viertel der Bevölkerung wünschen sich strengere Regeln und verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch – WWF fordert Bund und Länder zum Handeln auf













