WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
WWF: Österreich verliert 10.000 Fußballfelder an Natur im Jahr
Wien, Mittwoch, 30. Juni 2010 – Der heute vom Umweltbundesamt und dem Lebensministerium präsentierte neunte Umweltkontrollbericht ist für den WWF Anlass zu großer Sorge. Der Verlust an Biodiversität und die Gefährdung der Flusslebensräume in Österreich schreitet weiter voran. „Jährlich verliert Österreich Naturflächen in der Größe von mehr als 10.000 Fußballfeldern (7.300 Hektar), die in Bau-, Verkehrs- und Freizeitfläche umgewandelt werden“, rechnet WWF-Naturschutzdirekter Andreas Wurzer vor. „Der WWF empfiehlt die rasche Einrichtung eines neuen Nationalparks March-Thaya-Auen, eine wirksame Schutzgebietsbetreuung und die Umsetzung des Masterplans Wasserkraft, der Österreichs letzte freie Flussstrecken und die Tier- und Pflanzenwelt der Flüsse schützen muss“, so Wurzer an Umweltminister Niki Berlakovich.
Der Bericht zeigt, dass trotz vielseitiger Artenschutz-, Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen und Ausweisung von Schutzgebieten die Erhaltung der Biodiversität nicht ausreichend gesichert ist. Das EU-Ziel, den Verlust an Biodiversität bis Ende 2010 zu stoppen, wird klar verfehlt. Mehr als 40 Prozent aller Farn- und Blütenpflanzen sind derzeit in Österreich gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Bei den Tiergruppen sind es teilweise sogar bis zu Hundert Prozent. So sind alle in Österreich vorkommenden Amphibienarten gefährdet. Besondere traurig sieht es auch bei den endemischen Tierarten aus, die nur in Österreich vorkommen – ein Drittel dieser Arten ist bedroht. Die Ausweisung von Schutzgebieten, immerhin 27 Prozent der österreichischen Bundesfläche, reicht nicht aus um das Artensterben zu stoppen. Nur Großschutzgebiete wie Nationalparks haben derzeit einen wirksamen Schutzstatus – das sind nur drei Prozent der Staatsfläche. Alle anderen Gebiete brauchen dringend eine effektivere Schutzbetreuung.
Der Bericht zeigt zwar Erfolge bei der Gewässerreinhaltung auf. Leider verfehlen aber zwei Drittel der bewerteten Gewässerabschnitte das Ziel eines guten ökologischen Zustandes. 29.000 Querbauwerke (Dämme, Kraftwerke) an den 100.0000 Flusskilometern in Österreich verhindern, dass die Fische wandern können. Mehr als ein Viertel der Gewässer weist eine wesentliche Beeinträchtigung der Gewässerstruktur auf. Der Handlungsspielraum für neue Standorte für Wasserkraftwerke ist laut Umweltkontrollbericht sehr eingeschränkt.
Als eine erste dringende Maßnahme fordert der WWF einen Nationalpark March-Thaya-Auen, in dem 500 gefährdete Tier- und Pflanzenarten leben, darunter auch zwei Drittel aller in Österreich lebenden Vogelarten. Zweitens muss die Betreuung der Schutzgebiete verbessert und die Lebensräume stärker vernetzt werden. Der WWF fordert drittens einen bundesweiten Masterplan Wasserkraft, in dem die Ökologie einen gleichrangigen Stellenwert wie die Nutzung der Wasserkraft erhält. „Nur ein Fünftel der Flussstrecken in Österreich befinden sich in einem ‚natürlichen’ oder ‚naturnahen’ Zustand. Das zeigt der Ökomasterplan des WWF der die 53 größten Flüsse Österreichs analysiert. Diese letzten Flussjuwele müssen wir dauerhaft vor der Verbauung durch Kraftwerke schützen. In diesen Tabuzonen muss die Natur Vorrang haben“, fordert Wurzer.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at.
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