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WWF-Studie: Schutz der Flussjuwele Vorarlbergs und Energiewende sind vereinbar

Presseaussendung
Wien, am 25. Juni 2016 – Nach dem Pariser Klimaabkommen muss auch Österreich den Ausstieg aus fossiler Energie zum Prinzip seiner nationalen Energiestrategie machen. Dies wirft jedoch Interessenskonflikte auf, da auch erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Wasser nicht naturzerstörerisch genutzt werden dürfen. „Wertvolle Naturressourcen sind als Lebensgrundlage von uns allen unverzichtbar, das muss auch in den Klimaschutz eingeplant werden“, erklärt Bettina Urbanek vom WWF. Der WWF hat die Vereinbarkeit von Energiewende und Gewässerschutz nun erstmals in einer aktuellen Studie auf Bundesländerebene untersuchen lassen. „Die gute Nachricht für Vorarlberg ist: Das Land ist sowohl bei den Energieeinsparungen als auch beim Ausbau von erneuerbaren Energien auf einem guten Weg“, sagt Urbanek. Mit einigen Anpassungen bei den Plänen zur Nutzung erneuerbarer Energien können auch Vorarlbergs Flussjuwele dauerhaft geschützt werden.
Zu diesem erfreulichen Ergebnis kommt die vom WWF vorgelegte Studie „Gewässerschutz und Energiewende“, erstellt vom Energieexperten Thomas Steffl auf Basis der Bundesländer-Energiebilanzen der Statistik Austria. Mit diesen Daten wurde ein Szenario einer naturverträglichen Energiewende bis 2050 errechnet und mit der aktuellen Energiepolitik des Bundeslandes verglichen. „Wir bieten der Vorarlberger Landesregierung und den Energieversorgern damit eine fachliche Basis für einen konstruktiven Dialog. Wenn die gesamtösterreichische Energiewende berücksichtigt und die Pläne des Bundeslandes daran regional angepasst werden, kann das WWF-Szenario die Zielkonflikte zwischen Energiewende und Naturschutz minimieren“, betont Urbanek, Gewässerpolitik-Expertin beim WWF Österreich.
Vorarlbergs Flussjuwele müssen nicht für die Energiewende geopfert werden
Nur noch wenige Fließgewässer in Österreich sind noch natürlich oder naturnah erhalten. Auch in Vorarlberg gibt es Flussjuwele die für Natur und Menschen einen unersetzbaren Wert haben, und die trotzdem durch Kraftwerksvorhaben gefährdet sind. Mit einer adaptierten, gut ausbalancierten Erschließung der erneuerbaren Energien können die Wasserkraft-Ausbauziele ohne Bange um die Versorgungssicherheit naturverträglich angepasst und wertvolle Flussstrecken dauerhaft unter Schutz gestellt werden. Das WWF-Szenario zeigt dafür einen konkreten Lösungspfad auf.
Vorbild für ganz Österreich bei Reduktionszielen
Die WWF-Berechnungen belegen, dass in Vorarlberg bis 2050 eine Reduktion des Endenergiebedarfs um 44 Prozent machbar ist. Das Land hat sich sogar noch höhere Ziele gesetzt. Bereits bis 2020 sollen deutliche Einsparungen erreicht sein. „Wir begrüßen die Ziele Vorarlbergs zur Reduktion des Energiebedarfs. Das ist sehr ambitioniert und eine österreichweit ehrgeizige Richtschnur. Den Energieverbrauch insgesamt zu senken ist die wichtigste Voraussetzung einer naturverträglichen Energiewende“, sagt Karl Schellmann, WWF-Klima- und Energiesprecher.
Naturverträglicher Mix an erneuerbaren Energien nötig
Beim Ausbau der Erneuerbaren, sind die erschließbaren Potenziale von Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft allerdings deutlich höher als bisher angenommen. „Das Land sollte seine Ausbaupläne deshalb – teilweise bereits für 2020 – erhöhen. Für die zukünftige Nutzung der Geothermie braucht es jedoch vor der Anwendung weitere Forschung und Entwicklung um Probleme der Vergangenheit zu vermeiden“, unterstreicht Schellmann.
Die Pläne zum Wasserkraftausbau in Vorarlberg können laut der neuen WWF-Studie hingegen stark zurückgeschraubt werden: Für die Energiewende genügt ein Plus von 75 GWh bis 2050. „Das aktuelle Ziel des Landes, die Wasserkraftnutzung um 350 GWh bis 2050 zu steigern, ist naturverträglich nicht umsetzbar – und bei geänderter Schwerpunktsetzung im Erneuerbaren-Mix auch gar nicht nötig“, erklärt Urbanek. So können in Vorarlberg 172 km wertvolle Fließgewässerstrecken dauerhaft bewahrt werden. Darunter befinden sich beispielsweise Abschnitte der Bregenzer Ache, deren Zubringer Mellenbach, Schmiedebach und Subersach, sowie des Lech-Zubringers Stierlochbach oder der Meng.
Ausbau der Sonnenenergie hat höchstes Potenzial
Energiesprecher Schellmann weiter: „Neben einem sehr vorsichtigen Wasserkraftausbau setzen wir auf eine zusätzliche Solarenergie-Nutzung mit einem Plus von 951 GWh bei Photovoltaik und von 557 GWh bei Solarthermie. Auch braucht es eine weitere Steigerung der Biomasse-Nutzung in verschiedener Form, vor allem aus Reststoffen aus der Land- und Forstwirtschaft – plus 448 GWh.“
Darüber hinaus werden hocheffiziente Wärmepumpen eine bedeutende Rolle spielen. Die tiefe Geothermie kann nach einer technologischen Weiterentwicklung mit einem Ausbaustart ab 2030 bis 2050 einen Beitrag leisten. Die energetische Verwertung von Abfällen kann bereits ab 2020 die Nahwärmenetze der Vorarlberger Ballungszentren wesentlich unterstützen. Der Windkraft-Ausbau wird nur in einem überschaubaren Bereich stattfinden.
WWF-Fazit: Bis 2050 gelingt so der vollständige Ausstieg aus fossilen Energieträgern – und das in naturverträglicher Art und Weise.
Factsheet zur Studie mit den wichtigsten Ergebnissen und die Kurzstudie „Energiewende und Gewässerschutz in Vorarlberg“ zum Download: www.wwf.at/energiewende-und-gewaesserschutz
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Bettina Urbanek, WWF Gewässerpolitik, Tel.: 0676/ 834 88 275, E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Karl Schellmann, WWF-Klima- und Energiesprecher, Tel.: 0676/834 88 249, E-Mail: karl.schellmann@wwf.at .
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