100.000 Unterschriften für Projektstopp gesammelt – Über 35 Bürgerinitiativen, Vereine und Naturschutzorganisationen fordern Absage des Planungsfossils im Kaunertal
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich und der Tiroler Fischereiverband zeigen heute in einem Lokalaugenschein am Inn bei Haiming die katastrophalen Folgen des Schwall-Sunk-Betriebs von Speicherkraftwerken: Dadurch steigt und sinkt der Wasserspiegel oft mehrmals täglich schnell und drastisch – teils um bis zu 1,5 Meter. Der Schwallbelastung fallen jährlich Millionen Jungfische, Fischlarven und andere Wasserlebewesen zum Opfer – die Biodiversität der Ökosysteme am Inn wird dadurch massiv geschädigt. Die Tiwag ist verpflichtet, diese Belastung bis 2027 umfangreich zu sanieren, hat das aber bei der Planung des Kraftwerks Imst-Haiming nicht gemacht. „Das Bundesverwaltungsgericht hat im Dezember unsere Kritik am Kraftwerksprojekt Imst-Haiming und den mangelhaften Planungen bestätigt. Nur aufgrund der Beschwerden des WWF, der Fischereiberechtigten und anderen werden aktuell Gutachten von unabhängigen Experten für nötige Projektänderungen erstellt. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit umfangreichen Auflagen für das Projekt durch das Gericht”, sagt Bettina Urbanek, Gewässerschutz-Expertin des WWF.
Auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen an der Drau schätzt der WWF, dass in Österreich jedes Jahr bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven der Schwall-Sunk-Belastung zum Opfer fallen. Daher fordern der WWF und der Tiroler Fischereiverband die umfassende Sanierung am Inn, Ziller und anderen Gewässern bis 2027, wie es in der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgeschrieben ist.
„Fische sind die Gradmesser für den Zustand von Fluss-Ökosystemen. In Tirol hat der Fischbestand in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Um hier endlich gegenzusteuern ist u. a. eine umfassende Schwallsanierung das Gebot der Stunde, wenn wir gefährdete Arten wie Huchen und Äschen nicht gänzlich verlieren wollen“, warnt Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes. „Schon jetzt beträgt der Fischbestand im Inn über weite Abschnitte nur noch 20 Prozent des eigentlichen Sollzustandes. Es ist wichtig, dass die Tiwag und andere Kraftwerksbetreiber eine umfassende Sanierung der Schwall-Sunk-Belastung umsetzen. Das geplante KW Imst-Haiming gehört dahingehend modifiziert, dass die fischschädlichen Wasserstandsschwankungen nicht mehr stattfinden“, sagt Zacharias Schähle.
Hintergrund: Videomaterial zeigt Folgen der Schwall-Sunk Belastung
Wasserkraftwerke im Schwall-Sunk-Betrieb starten bei hohem Bedarf und hohen Preisen ihre Stromproduktion und lassen mehrmals täglich große Mengen Wasser aus den Stauseen bzw. Speichern ab. Das schnelle drastische Steigen und Sinken des Wasserspiegels wirkt sich katastrophal auf die Wasserlebewesen aus und zeigt sich besonders deutlich anhand des tödlichen „Strandens“ von Jungfischen und Fischlarven: Bei hohem Wasserstand weichen Jungfische in flache Uferbereiche aus, um der schnellen Strömung zu entgehen; nach dem erneuten Absinken des Wassers bleiben sie in seichten Bereichen und Gumpen gefangen, wo sie dann zu Tausenden verenden.
Filmmaterial aus der Doku „Was Fische wollen“ zeigt das in schockierender Deutlichkeit: https://www.wwf.at/artikel/schwall-und-sunk
Fotos gibt es hier: https://wwf-bilder.px.media/share/1714994721M6983ltI2Yuh8b
News
Aktuelle Beiträge
100.000 Unterschriften gegen den Ausbau Kraftwerk Kaunertal!
Ein Meilenstein für den Natur- und Umweltschutz: Wir haben 100.000 Unterschriften gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal gesammelt.
WWF fordert Rettungspaket für Untere Lobau im Wiener Regierungsprogramm
Untere Lobau massiv von Austrocknung bedroht – WWF fordert Wasserzuleitung und Renaturierung zur Rettung des Naturjuwels
WWF: EU-Renaturierungsverordnung “zügig und ambitioniert” umsetzen
Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.