Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
WWF zum Almsommer

Presseaussendung
Wien Innsbruck, am 9. Juli 2015 – 150 Jahre lang war der Wolf in Österreich ausgerottet. Nun kehrt er langsam zurück. In den letzten Monaten wurden zumindest sechs Wölfe in sechs Bundesländern, darunter Tirol, nachgewiesen. Erst Anfang Juni wurde ein Jungtier im Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern gesichtet. Der junge Wolf hat sich im Großvenediger-Gebiet aufgehalten, wo auch großräumig Schafhaltung betrieben wird. Dort läuft derzeit auch Österreichs erstes Pilotprojekt zum Herdenschutz. Dazu WWF-Wolfsexperte Christian Pichler: „Am Herdenschutz so wie er bei Kals getestet wird führt kein Weg vorbei, will man eine möglichst friedliche Koexistenz mit dem Wolf“
Für viele Bauern begann nach der Schneeschmelze der Almauftrieb. Da die Weidetiere dort eigenständig auf Futtersuche gehen, wo auch Bär und Wolf leben, müssen sie entsprechend geschützt werden. Zwar ernähren sich Wölfe vor allem von Wild, nehmen aber auch einzelne Nutztiere wie etwa Schafen oder Ziegen zu sich, wenn diese einfach zu erbeuten sind. Um Konflikte möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen und das Miteinander zu fördern, braucht es ein vorausschauendes Management, anstelle einer kurzfristigen Reaktion im Anlassfall.
Wölfe kommen seit sechs Jahren wieder verstärkt in den österreichischen Alpenraum zurück. Die Frage ist nicht ob der Mensch das will oder nicht, sondern, wie er sich darauf einstellt und vorbereitet. „Beim Wolf handelt es sich grundsätzlich um einen ‚Heimkehrer‘, nicht um einen Eindringling“, stellt Pichler vom WWF klar. „Er war ja schon einmal da, und ist kein artfremder Bewohner unserer Natur- und Kulturlandschaft. Wie überall sonst, wo verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen denselben Raum beanspruchen, braucht es klare Spielregeln.“
Schafe können durch die Einzäunung von Weideflächen geschützt werden. Auch die Behirtung durch einen Hundeführer, der mit speziell ausgebildeten Gebrauchshunden – einem Herdenschutzhund und einem Hütehund im Team arbeitet, eine zunehmend wichtigere Rolle. In unserem Nachbarland Schweiz, sowie in Frankreich und Italien hat man mit solchen Herdenschutzprojekten bereits gute Erfahrungen gemacht. „Wichtig ist jetzt, die gewonnen Erkenntnisse auch in Österreich umzusetzen und Herdenschutz in ganz Österreich zu etablieren“, fordert Pichler.
Beim Herdenschutz kommen jeweils ein Hüte- und ein Herdenschutzhund zum Einsatz, die den Hundeführer, also Hirten, unterstützen. In diesem Teamwork fungiert der Hütehund als eine Art „Platzanweiser“, der die Herde zusammenhält. Herdenschutzhunde hingegen spielen die Rolle imposanter „Bodyguards“. Da sie bereits als Welpen zur Herde gegeben werden, begreifen sie sich als Rudelmitglieder und werden von den Schafen als Gleichgesinnte wahrgenommen. Diese Hunde verteidigen die Herde, indem sie „Störenfriede“ (wie etwa auch vorbeiwandernde Menschen), durch Bellen melden.
Möglich gemacht hat die Rückkehr des Wolfes der strenge Schutzstatus, den er genauso wie Luchs oder Braunbär in Europa besitzt. Die europäischen Naturschutzrichtlinien und das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 haben sich in den letzten Jahrzehnten als das Rückgrat des Natur- und Artenschutzes in Europa erwiesen und entscheidend dazu beitragen, dass die Populationen des Wolfes wieder angestiegen sind und sich Meister Isegrim wieder seinen ursprünglichen Lebensraum wiederbesiedelt. Derzeit plant die EU-Kommission allerdings, die strengen Umweltgesetze zu ‚entbürokratisieren‘. „Im Klartext bedeutet das für einige Regierungen, Politiker und einflussreiche Wirtschaftslobbys eine willkommene Gelegenheit, den Naturschutz und damit auch den Schutzstatus des Wolfes zu schwächen und ihre eigenen Interessen durchzusetzen“, stellt Pichler klar. Er lädt alle ÖsterreicherInnen ein, unter www.wwf.at/natura2000, ein persönliches Voting für die Rettung unserer Naturschätze abzugeben.
Wer in Österreich Herdenschutz betreiben möchte, kann sich auf www.herdenschutz.at über konkrete Maßnahmen wie beispielsweise dein Einsatz von Herdenschutzhunden informieren.
Link zum Video: www.ots-video.at/aussender/wwf-oesterreich (ab 11:30)
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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