WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
WWF zum Tag der Tropenwälder: 265 bedrohte Arten von Amazonas-Bränden besonders betroffen
Wien, 13.09.2019 – Die anhaltenden Brände in Brasilien verschärfen die Lage für zahlreiche ohnehin schon bedrohte Arten. Wie der WWF anlässlich des morgigen Tags der Tropenwälder mitteilt, sind 265 Tier- und Pflanzenarten besonders stark von den Feuern betroffen, 124 davon kommen ausschließlich im Amazonasgebiet vor. „Die Tropen sind nicht nur unersetzlich für den Klimaschutz, sondern auch Heimat für unzählige Tiere und Pflanzen. Allein im Amazonas ist jede zehnte Art unseres Planeten zuhause. Von den jetzt besonders betroffenen Arten besitzen viele Schutzstatus, doch der rettet sie nicht vor den Flammen“, sagt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich.
Die Analyse listet insgesamt 180 Tier- und 85 Pflanzenarten auf, die durch die Brände massiv gefährdet sind. Mindestens 55 davon leben vor allem in Schutzgebieten, darunter etwa Riesen-Gürteltiere, Kronenadler, große Ameisenbären, Grautinamu und weißlippige Nabelschweine. Besonders hoch ist das Risiko für die vom Feuer betroffenen Arten, die nicht unter Schutz stehen wie etwa das schwarz geschulterte Opossum. Allein im vergangenen August brannten im brasilianischen Amazonas fast 25.000 Quadratkilometer, womit sich die insgesamt abgebrannte Fläche in diesem Jahr auf rund 44.000 Quadratkilometer beziffert. Das entspricht einer Steigerung von fast 150 Prozent im Vergleich zu 2018.
Der Amazonas ist für die Gesundheit des Planeten von entscheidender Bedeutung. Er gilt als Hotspot der Biodiversität. Bisher konnten etwa 30.000 Pflanzenarten, 427 Säugetierarten (darunter Jaguar, Ozelot, Riesenotter und Flussdelfin), 1.294 Vogelarten (darunter Harpienadler, Tukane, Aras und Kolibris) sowie über 3.000 verschiedene Fischarten identifiziert werden. Dabei sind viele Gebiete im Regenwald von Amazonien noch nahezu unerforscht. Gleichzeitig gilt die Region als entscheidender Faktor im Klimaschutz, deren Wälder so viel Kohlenstoff speichern, wie die Menschheit in zehn Jahren ausstößt.
Um die Artenvielfalt des Amazonas effektiv zu schützen, braucht es neben der aktuellen Brandbekämpfung auch langfristig wirksame Maßnahmen. Der WWF Österreich fordert die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, bei der UN-Generalversammlung in New York einen starken Naturschutzpakt – einen New Deal for Nature and People – zu beschließen, um eine radikale Trendwende in der Landnutzung einzuleiten. Zudem muss der Druck auf die Regierung Brasiliens erhöht werden, indem der Abschluss des Freihandelsabkommens EU-MERCOSUR gestoppt und grundlegend neu verhandelt wird. „Die geplante Ausweitung der Fleischexporte würde sowohl die Klimakrise als auch die Naturzerstörung weiter befeuern. Das wäre fatal“, warnt Scattolin. In Südamerika vernichtete die Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft – vor allem Sojaanbau und Rinderhaltung – von 1990 bis 2015 über 90 Millionen Hektar Waldfläche. Ein beträchtlicher Teil dieser Agrarprodukte wird aus Gründen der extremen Fleischnachfrage nach Europa exportiert. Daher brauche es zumindest vertraglich festgeschriebene und auch kontrollierte Garantien für den Schutz des Regenwaldes.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at, +43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren
WWF: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur