Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Zum Welternährungstag: Überfischung und Aquakulturen zerstören die Meere
Wien, 15 .10. 2013 – Anlässlich des morgen stattfindenden Welternährungstages der Vereinten Nationen warnt der WWF vor den Folgen der Überfischung und vor verantwortungslosen Praktiken in der Aquakultur. Derzeit sind 87 Prozent aller Fischbestände überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Gleichzeitig decken über drei Milliarden Menschen ein Fünftel ihres Bedarfs an tierischem Protein durch Fisch. Besonders die ärmsten Länder dieser Welt sind stark von Fisch als Grundnahrungsmittel und oft auch von der Fischerei als Lebensgrundlage abhängig. Der WWF empfiehlt daher heimischen Fisch oder Meeresprodukte die nach Bio-Richtlinien, den Richtlinien den ASC (Aquaculture Stewardship Council) oder des MSC (Marine Stewardship Council) zertifiziert worden sind.
Seit 1960 hat sich der durchschnittliche Fischkonsum verdoppelt. Im Jahr 2011 wurden 131 Millionen Tonnen Speisefisch produziert. Dieser ständig wachsende Bedarf an Fischprodukten mit gleichzeitig aber immer weiter sinkenden Fischbeständen zeigt, dass die derzeitige globale Fischereikrise von globaler Bedeutung ist. Besonders in Entwicklungsländern ist die Abhängigkeit von gesunden Fischbeständen weitaus höher als in den reichen Ländern. Das betrifft nicht nur Fisch als Grundnahrungsmittel sondern auch als existenzielle Einkommensquelle der Menschen. Aktuelle Studien zeigen, dass allein mit den durch Überfischung „verloren gegangenen“ Fängen 20 Millionen Menschen pro Jahr ernährt werden könnten. Bis zu zwölf Prozent der Weltbevölkerung hängen von Fischerei als Lebensgrundlage ab und davon sind 90 Prozent in der kleinen handwerklichen Fischerei tätig, die den Raubbau der Meere oft als erste zu spüren bekommt.
Problematisch ist für den WWF auch die verantwortungslose Aquakultur, die durch den oft nicht nachhaltig gefangenen Fisch, der im Fischfutter verwendet wird, die Lage der weltweiten Fischbestände noch verschlimmert. Vier Kilogramm Wildfisch müssen derzeit verfüttert werden um ein Kilogramm Goldbrasse zu produzieren. Der hier verwendete Fisch im Futter stammt oft aus überfischten Beständen. Für die Zuchtbecken werden oft wertvolle Lebensräume zerstört, wie zum Beispiel Mangroven in der Garnelenzucht. Das führt wiederum zum Verlust vieler wertvoller Dienstleistungen der Ökosysteme und deren Beitrag zur Ernährung. Hier rät der WWF zur Wahl von Produkten die Bio oder ASC zertifiziert sind, um sicherzustellen, dass nicht nur während der Aufzucht die Umwelt nicht geschädigt wird, sondern auch, dass die im Futter verwendeten Fische aus gut gemanagten Fischereien stammen.
40 Prozent aller Fänge landen als sogenannter Beifang jährlich als Müll in den Meeren. Ein starkes Management, das dem sinnlosen Töten von Meerestieren, die keine Zielarten sind, entgegenwirkt, und das Ausmerzen von unfairem Wettbewerb durch illegale, nicht regulierte und nichtdokumentierte Fischerei beschleunigt, ist unbedingt notwendig, um den Raubbau der Meere aufzuhalten. Der WWF empfiehlt beim Wildfang den Kauf von mit MSC zertifizierten Produkten, dem derzeit einzigen anerkannten Label für nachhaltig gefangenen Fisch.
„In einer Welt mit einer rasant steigenden Weltbevölkerung und einer global wachsenden Mittelschicht mit einem immer größeren Fußabdruck ist ein nachhaltiger Umgang mit einer so wertvollen Ressource wie den globalen Fischbeständen wichtiger als jemals zuvor“, sagt WWF-Fischereiexpertin Simone Niedermüller. „Überfischung hat nicht nur negative Auswirkungen für die Umwelt, sondern führt auch zu einer geringeren Produktivität der Fischbestände und damit zu weniger Fisch für alle und geringeren Einkommen für die Fischer. Nachhaltige und verantwortungsvolle Fischerei hat somit klare wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorteile. Jeder kann hier mit bewussten Kaufentscheidungen einen Betrag leisten!“
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01/488 17 231, Email: franko.petri@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...