Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
Gemeinschaftskraftwerk Inn: Keine Naturzerstörung für unwirtschaftliches Kraftwerk
Innsbruck, am 15. August 2013 – Dem Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) im Obergricht in Tirol hat das GKI-Konsortium aus VERBUND, TIWAG und EKW bislang ein hervorragendes Zeugnis zur Wirtschaftlichkeit ausgestellt. Zusammen mit den angekündigten ökologischen Verbesserungen am Inn sei ein "Projekt mit Mehrwert" zu erwarten. Doch die Rechnung scheint nicht aufzugehen. "Nun räumen sogar die Kraftwerksbetreiber selbst ein, dass das GKI aufgrund der niedrigen Strompreise keine Gewinne abwerfen würde und sprechen von einem Aufschub des Baubeginns", sagt Gebhard Tschavoll vom WWF und nimmt Bezug auf einen Artikel der Tiroler Tageszeitung vom 14. 8. 2013.
Auch wenn der Landesfluss bis jetzt noch keinen Schaden genommen hat, die Glaubwürdigkeit der Energieversorger sowie die Vorgangsweise der Regierung wurde in der Causa GKI bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. So habe man stets von einer maßgeblichen Verbesserung für den Inn und einer ausgezeichneten Rentabilität gesprochen. Vor allem durch das jahrelange Engagement der Standortgemeinden und der Bürgerinitiative "dem Inn eine Stimme" wurde bald ersichtlich, dass beides nicht im versprochenen Ausmaß zutrifft. "Nun stellt sich also neben der vermeintlichen ökologischen Verbesserung auch der angekündigte Geldregen als leeres Versprechen heraus – außer tiefen Gräben quer durch die Gemeinden bleibt bei dieser Art von Projekten nichts zurück", hält Tschavoll fest.
Im Hinblick auf die kommenden Vorhaben wie das Kraftwerk Kaunertal, Regionalkraftwerk Mittlerer Inn und das Kraftwerk Obere Isel fordert der WWF, im Vorhinein zu prüfen, ob die Anlagen überhaupt rentabel wären, bevor ein ökologischer, gesellschaftlicher und finanzieller Schaden entsteht. "Alles andere wäre verbranntes Steuergeld", so Tschavoll. "Es ist schon befremdlich, dass man ein Projekt wie das GKI mit aller Kraft und gegen alle Widerstände durchboxt und dann nach der Genehmigung sagt, jetzt ist es uns zu teuer.Tirols BürgerInnen und Natur haben eine bessere Behandlung verdient", so der Flussexperte abschließend.
Ein Rentabilitäts-Check des WWF ergibt, dass derzeit vier von fünf Kraftwerksvorhaben in Tirol unwirtschaftlich sind, darunter die Projekte RMI, Obere Isel, Kaunertal und Imst-Haiming.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren