Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF: Flussheiligtum Schwarze Sulm offiziell eingeweiht
Schwanberg, 1. Dezember 2013 Die Schwarze Sulm zählt zu jenen 74 ganz besonderen Flussstrecken in Österreich, die vom Umweltministerium und dem WWF 1998 zu Flussheiligtümern erklärt wurden, die für nachfolgende Generationen erhalten bleiben müssen. Mit der Enthüllung der Sulmtafel am 30. November 2013 weihten der WWF und der Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe das Flussheiligtum Schwarze Sulm offiziell ein. Die Infotafel am Flussufer steht als Symbol für den Wert der Schwarzen Sulm und soll die Bewohner und Gäste Schwanbergs auf diesen einzigartigen Naturschatz hinweisen, so Arno Mohl vom WWF. Wir sind stolz noch einen Fluss dieser Ursprünglichkeit vor unserer Haustüre zu haben. Der uneingeschränkte Schutz der Schwarzen Sulm ist deshalb eine Verpflichtung gegenüber unseren Kindern und Kindeskindern," ergänzt Franz Zirngast vom Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe.
Obwohl Wasserkraft als sauber und umweltfreundlich gilt, wirken sich Kraftwerksanlagen jeder Art und Größe massiv auf Flussökosysteme aus. Dies wird am Beispiel des Sulmkraftwerkes besonders deutlich: Noch ist die Sulm ein frei fließendes, von reizvollen Hang- und Schluchtwäldern gesäumtes Flussjuwel. Seine 17 Kilometer lange Schlucht ist die längste Österreichs. Geht es nach den Kraftwerkswerbern und dem Land Steiermark, sind die Tage der Sulm jedoch gezählt: Mit dem massiven Eingriff in ihre Wälder, Biotope und den Wasserkreislauf, geht der Verlust des intakten Lebensraumes für Steinkrebs, Wasseramsel, Gebirgsstelze, Fischotter und Bachforelle einher.
Das Sulmkraftwerk wäre das erste Wasserkraftwerk Österreichs in einem Natura 2000 Europaschutzgebiet. Damit würden gleichzeitig die letzten noch intakt erhaltenen Flüsse Österreichs zum Abschuss freigegeben, befürchtet Mohl. Der WWF setzt sich für einen ökologisch und sozial verträglichen Ausbau der Wasserkraft und anderer erneuerbarer Energieformen ein, fordert jedoch in erster Linie die längst überfällige Nutzung der brachliegenden Einsparpotentiale. Ökologisch noch vollkommen intakte Flüsse von europaweiter Bedeutung wie die Sulm, müssen Tabuzonen für neue Kraftwerksanlagen sein.
Nachdem die Gewässergüte der Sulm von der Steirischen Landesregierung anlassbezogenen und willkürlich von "sehr gut" auf "gut" herabgesetzt wurde, ging bekanntlich am 15. Oktober Umweltminister Nikolaus Berlakovich gegen diesen Bescheid mit einer Amtsbeschwerde beim Österreichischen Verwaltungsgerichtshof vor. Am 20. November schritt schließlich die EU-Kommission ein und kritisierte die Genehmigung des Kraftwerks durch das Land Steiermark wegen Nichteinhaltung der EU Wasserrahmenrichtlinie. Sie forderte die Republik Österreich auf, die Bewilligung für das Kraftwerk noch einmal zu prüfen.
Landeshauptmann Franz Voves muss sofort einen Baustopp verfügen, forderte Mohl vergangen Samstag beim Pressegespräch in Schwanberg. Reagiert Österreich nicht binnen zwei Monaten, kann in letzter Konsequenz Klage vor dem Europäischen Gerichtshof erhoben werden. Den Steirischen Steuerzahlern droht dann eine Strafe in Millionenhöhe. Gerade in Zeiten des Budgetlochs, ist jetzt politische Verantwortung gefragt, so Mohl abschließend.
Rückfragehinweis:Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF, Tel. 01/48817-250, Email: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren