Der Seeadler
Rückkehr des österreichischen Wappentiers

Der Seeadler war einst ein Charaktervogel der europäischen Meeresküsten, aber auch der großen Flüsse, Seen und Feuchtgebiete im Binnenland. Im 19. und 20. Jahrhundert ist er durch gezielte Verfolgung, Lebensraumzerstörung und Pestizideinsatz (DDT – Dichlordiphenyltrichlorethan) an den Rand der Ausrottung gebracht worden. In Österreich galt die Art ab den 1950er Jahren als ausgestorben. Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es gelungen, bei nord- und osteuropäischen Seeadlern den Rückgang zu stoppen und ein rasches Wachstum der Bestände zu bewirken.

Zahlreiche Seeadler brüten wieder an unseren Gewässern

Mittlerweile ist in Österreich die Zahl der Brutpaare wieder auf 40-45 angewachsen. Auch die Anzahl der in Österreich und den Grenzregionen überwinternden Seeadler, die teilweise aus Nord- bzw. Osteuropa stammen, ist von 40 auf rund 160-180 Vögel gestiegen. Der Seeadler ist vor allem an größeren Gewässern im Tiefland zuhause. Dort findet er mit Fischen und Wasservögeln seine bevorzugte Beute und oft auch geeignete Brutplätze vor. In Österreich lebt der Seeadler in Auwäldern entlang der March, Thaya und Donau, teilweise im Offenland, wie etwa im Weinviertel, in der Gegend um den Neusiedler See, den Teichlandschaften des Waldviertels sowie des Burgenlandes und der Oststeiermark.

Schutz der Seeadler

Gleichzeitig mit der Rückkehr des Seeadlers nach Österreich startete der WWF Österreich im Jahr 1999 ein Projekt zum Schutz des Wappenvogels. Schwerpunkte des Projekts sind die genaue Überwachung des österreichischen Bestandes sowie die Durchführung konkreter Maßnahmen zu seinem Schutz. Denn obwohl der Seeadlerbestand seit Jahren kontinuierlich wächst, lauern nach wie vor sehr viele Gefahren. Das Ziel, das langfristige Überleben des Seeadlers in Österreich zu sichern, braucht daher noch immer die Begleitung und Unterstützung des Naturschutzes.

Wissenschaftlicher Name

Haliaeetus albicilla

Icon Unterarten

Unterarten

keine

s

Gefährdungsstatus

IUCN: nicht gefährdet
Europa: nicht gefährdet
Österreich: vom Aussterben bedroht (letzte Einstufung aus 2005)

Lebensraum

Auwälder, Teichlandschaften, Meeresküste

Icon Population

Bestandszahl

Europa: 9.000-12.000 Brutpaare (IUCN 2015)
Österreich: 44 Brutpaare (2018-2020)
Weltweit: 20.000 bis 49.999 (IUCN 2020)

Artenlexikon

Bedrohungen

Das bedroht den Seeadler

Bedrohung 1: Illegale Tötungen

Viele Seeadler erreichen das Erwachsenenalter nicht. Das liegt daran, dass neben der natürlichen Sterblichkeit viele menschengemachte Bedrohungen hinzukommen. Die größte Gefahr für den Seeadler ist die illegale Verfolgung. Jedes Jahr werden von unverantwortlichen Personen illegale Giftköder zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln ausgelegt. Da Arten wie der Seeadler teilweise auch Aas fressen, fallen sie diesen Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind, zum Opfer. Neben Vergiftungen gab es in den vergangenen Jahren aber auch illegale Abschüsse von Seeadlern.

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ALLER SEEADLER, DIE SEIT 2000 TOT AUFGEFUNDENEN WURDEN, WURDEN OPFER ILLEGALER VERFOLGUNG

Bedrohung 2: Kollisionen mit Windkraftanlagen und Stromleitungen

In Zeiten der Klimakrise sind Windräder ein Beitrag zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Gleichzeitig stellen sie aber ein Gefahrenpotenzial für Greifvögel dar. Die sich rasch drehenden Rotoren, werden von Arten wie dem Seeadler nicht erkannt. Es kommt immer wieder vor, dass Individuen von den Rotorenblättern erfasst und schwer verletzt oder sogar erschlagen werden. Kollisionen gibt es auch mit Stromleitungen, denn diese sind für Vögel oft schwer zu erkennen. Neben Zugvögeln können vor allem auch junge Seeadler betroffen sein.

Stromleitungen auf einem Feld

Bedrohung 3: Störungen am Brutplatz

Seeadler sind sehr störungsempfindlich. Da sie jahrzehntelang verfolgt wurden und immer noch getötet werden, haben vor allem jene Vögel überlebt, die bei Gefahr geflüchtet sind. Dieses Verhalten hat sich über die Generationen hinweg verankert. Diese Empfindlichkeit führt regelmäßig dazu, dass das Brutgeschehens bei forstlichen Maßnahmen, bei intensivem Jagdbetrieb oder etwa zu vielen Besuchern aufgegeben wird.

Lösungen

So können wir die Seeadler schützen

Lösung 1: Einsatz gegen Wildtierkriminalität

Seeadler stehen unter strengem Schutz. Dennoch kommt es immer wieder zu Fällen illegaler Verfolgung. Wilderei darf nicht länger als Kavaliersdelikt gelten. Der WWF arbeitet gemeinsam mit Partnern daran, dass die illegale Verfolgung von streng geschützten Arten als gravierendes Problem erkannt und entsprechend bekämpft wird. Dafür braucht es die Aufklärung der Bevölkerung, die Fachkenntnis bei den Behörden, mehr Kontrollen und eine konsequente Strafverfolgung. Damit das passiert müssen vor allem die ermittelnden Behörden mehr Ressourcen bekommen. Der WWF setzt auch Anreize, damit Umweltdelikte gemeldet werden. Außerdem arbeiten wir daran, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verurteilung von Straftätern ausgeschöpft werden. Aus Sicht des WWF ist es zudem wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Exekutive, Justiz und Wissenschaft bzw. Experten und Expertinnen auszubauen.

BRUTPAARE GIBT ES IN ÖSTERREICH

Lösung 2: Raumordnung und Zonierung

Um Kollisionen mit Windkraftanlagen zu vermeiden, ist es nötig bereits bei der Planung von neuen Anlagen auf sensible Arten Rücksicht zu nehmen. Wichtige Lebensräume für Greifvögel und andere Vogelarten sollten dabei ausgespart werden. Dies muss durch wissenschaftliche Untersuchungen und eine darauf basierende Raumordnung und Zonierung, idealerweise unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips, vor allem durch den Schutz zukünftiger Brutgebiete gewährleistet werden. Das Kollisionsrisiko mit Stromleitungen kann zum Beispiel durch Markierungen mit Vogelschutzfähnchen massiv reduziert werden.

Lösung 3: Schutzzonen und Bewusstseinsbildung

Damit die Störungen in der unmittelbaren Umgebung des Horstes möglichst vermieden werden, können zumindest in der Brutzeit Schutzzonen um die Horste ausgewiesen werden. Diese Schutzzonen können Betretungsverbote, das Verbot forstlicher Arbeiten oder ein Verbot der Jagdausübung beinhalten. Auch eine bessere Bewusstseinsbildung bei Grundbesitzern, Jagdausübungsberechtigen, Besuchern von Nationalparks etc. helfen auf die Sensibilität der Seeadler hinzuweisen und damit unbeabsichtigte Störungen zu verhindern.

Die Seeadler-Population befindet sich nach den erfolgreichen Brutsaisonen der letzten Jahre im Aufwind. Ihre langsame Erholung ist aber vor allem durch illegale Verfolgung gefährdet.

Christian Pichler

Experte für Artenschutz, WWF Österreich

Projekte

So schützt der WWF den Seeadler

LIFE PannonEagle

Im Rahmen des LIFE-Projektes „PannonEagle“ haben sich der WWF Österreich und  BirdLife Österreich gemeinsam mit einer Reihe weiterer Partner zum Ziel gesetzt, die illegale Verfolgung der Greifvogelarten zu reduzieren. Da unsere Brutvögel auf ihren Streifzügen weit über die Landesgrenzen hinwegfliegen, ist es nötig, auf internationaler Ebene im Kampf gegen die illegale Verfolgung zusammenzuarbeiten. In enger Kooperation mit der Exekutive und der Justiz, wollen wir im Rahmen dieses Projektes die Aufklärungsraten erhöhen und Präzedenzfälle schaffen, um Täter abzuschrecken. Ziel des Schutzprojektes ist es, die illegale Verfolgung zu reduzieren und die Population des Kaiseradlers bis 2022 um zehn Prozent zu erhöhen. Seit dem Jahr 2016 werden im Rahmen des Projektes im Raum Ostösterreich –  in enger Zusammenarbeit mit Bundes- und Landeskriminalamt – Fälle bearbeitet. In diesem Rahmen wurde in Abstimmung mit Jagd Österreich, dem BMI und weiteren Institutionen ein Leitfaden für Ermittlungen bei der illegalen Verfolgung von Greifvögeln entwickelt.

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Besenderung von Seeadlern

Jedes Jahr stattet der WWF Österreich einige Jungvögel, kurz vor dem Ausfliegen aus dem Horst mit GPS-GSM-Sendern aus. Dadurch werden wertvolle Daten zu Forschungszwecken und der Verbesserung länderübergreifender Schutzmaßnahmen gesammelt. Jeweils im Mai werden die beinahe ausgewachsenen, aber noch flugunfähigen Vögel mit dem kleinen Telemetrie-Rucksack ausgestattet. Sobald sie ihre Horste verlassen, können wir anhand der Positionsdaten feststellen, wo die Adler umherstreifen, rasten und überwintern und somit passende Maßnahmen für ihren Schutz entwickeln. So helfen die Sender auch bei der Aufklärung und letztlich der Prävention von Vergiftungsfällen. Denn sie bestimmen die genaue Position der Seeadler und funken ihre Koordinaten in kurzen Abständen über das GSM-Handynetz an den WWF. Da die Sender auch mit einem Temperatursensor versehen sind, kann man rasch feststellen, wenn ein Tier nicht mehr am Leben ist.

Kooperation mit dem Verein Naturschutzhunde

Naturschutzhunde finden ein breites Feld an Einsatzmöglichkeiten und gewinnen weltweit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Neben der Suche nach Wolf, Fledermaus, Borkenkäfern und Co., kommen Hunde auch bei der Suche nach Kadavern zum Einsatz. Um gewilderte oder vergiftete Tiere aufzufinden und damit Fälle illegaler Verfolgung sichtbar zu machen, wurden in letzter Zeit vor allem in Ostösterreich vermehrt Naturschutzhunde erfolgreich eingesetzt, um Tierkadaver aufzuspüren, die andernfalls vom Menschen nicht oder nur sehr schwer gefunden werden können. Ziel ist es, langfristig ein Netzwerk an geschulten und nach einheitlichen Standards ausgebildeten Mensch-Hund-Teams zur Verfügung zu schaffen, das zu einheitlichen Rahmenbedingungen für die Bekämpfung der Illegalen Verfolgung von Wildtieren in Österreich im Einsatz ist.

Seeadler-Monitoring 2022-2024

Für eine Gesamtbeurteilung des Zustandes der österreichischen Seeadlerpopulation, aber auch als Zeiger für Bedrohungen wie Wildtierkriminalität und Schadstoffbelastung von Greifvögeln, ist die Sammlung biologischer Daten notwendig. Im Zeitraum 2022 bis 2024 wird deshalb ein Monitoring durchgeführt. Im Vordergrund stehen dabei die Erfassung des Brut-Bestandes sowie die Dokumentation der Verbreitung und des Bruterfolgs der Art in Österreich. Untersuchungen von verletzt oder tot aufgefundenen Seeadlern liefern zudem einen Überblick zu den aktuellen Gefährdungsfaktoren. Zusätzlich werden 10 Vögel mit Sendern ausgestattet. Die Adler werden außerdem noch mit Kennringen markiert. Mit diesen zwei Methoden ist es möglich wichtige Daten zum Raumnutzungsverhalten, zu den Überlebensraten sowie zu den Verlustursachen des Seeadlers zu erhalten. Bedrohungspotenziale können so aufgezeigt und passende Schutzmaßnahmen entwickelt werden.

Das Seeadler-Monitoring 2022-2024 wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, lnnovation und Technologie gefördert.

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Häufig gestellte Fragen zum Seeadler

 

 

Woran erkenne ich einen Seeadler?

Seeadler (Haliaetus albicilla) zählen zu den größten und eindrucksvollsten Greifvögeln Europas. Sie haben eine Körperlänge von etwa 77-95 cm. Davon entfallen etwa 30 cm auf den Schwanz. Die Flügelspannweite liegt beim Männchen bei ca. 210 cm und beim Weibchen bei ca. 230 cm. Das Männchen (ca. 4,4 kg) ist im Vergleich zum Weibchen (ca. 5,9 kg) leichter.
Im Flug ist der Seeadler an seiner auffallenden Größe an den breiten, brettartigen Flügeln, am weit vorgestreckten Kopf und am relativ kurzen, keilförmigen Schwanz zu erkennen. Letzterer ist bei Altvögeln bis auf die Basis schneeweiß, während er bei Jungvögeln zunächst dunkel ist. Bei Altvögeln fällt auch der mächtige, gelbe Hakenschnabel auf, dazu der hellbraune bis weißliche Kopf und Hals. Die sonstige Gefiederfärbung ist dunkelbraun bis fahlbraun. Jungvögel sind allgemein dunkler gefärbt als Altvögel.
Seeadler sind sehr ruffreudig, vor allem in der Balz- und Brutzeit. Das Männchen ruft ein lautes, ansteigendes „krick-rick-rickrick“, das Weibchen etwas tiefer „rack-rack-rack-rack“, oft zehn und mehr Rufe nacheinander.

Wo leben Seeadler bzw. wo halten sie sich auf?

Der Seeadler lebt an großen, fisch- und wasservogelreichen Gewässern, in deren Nähe Altbaumbestände oder Felsklippen liegen, die sich als Horststandorte eignen. Seeadler kommen in sehr unterschiedlichen Landschaften vor: man findet sie an den Meeresküsten Nordwesteuropas ebenso, wie an den Flüssen und Seen der Taiga, in den die Auwäldern Mittel- und Osteuropas oder in den Sümpfen und Flussmündungsgebieten Südosteuropas.
Die Schwerpunktgebiete der Verbreitung in Österreich sind die Donau-Auen westlich und östlich von Wien, die March-Thaya-Auen und das Waldviertel. Brutpaare gibt es aber auch im Laaer Becken, im Seewinkel, im Süd-Burgenland und in der Ost-Steiermark.
Seeadlerhorste können bis zu zwei Meter breit und über die Jahre bis zu 600 Kilogramm schwer werden! Seeadlerpaare bleiben meist ein Leben lang zusammen in ein und demselben Revier. Ein Seeadler kann bis zu 35 Jahre alt werden.

Was frisst der Seeadler und wie jagen sie?

Seeadler sind ausgesprochene Nahrungsopportunisten. Ihr Beutespektrum umfasst zahlreiche Fisch-, Vogel- und Säugetierarten und ist außerdem jahreszeitlich sehr unterschiedlich. Auch große Vögel wie Störche und Kraniche können dazuzählen. Neben lebenden Tieren bildet auch Aas vor allem im Winter einen beträchtlichen Teil der Nahrung. Der Seeadler jagt entweder vom Ansitz aus oder im Suchflug. Fische greift er, wenn diese in ruhigem bzw. seichtem Wasser nahe der Oberfläche schwimmen, aus dem flachen Gleitflug. Tiefer stehende Fische erbeutet er hingegen aus 10-20 m Höhe im Sturzflug nach kurzem Rütteln. Dabei kann der Adler fast ganz im Wasser verschwinden. Die Jagd auf Wasservögel (z.B. Blässhühner, Taucher oder Enten), die vor ihm wegtauchen, kann sich über ein halbe Stunde hinziehen. Jedes Mal, wenn der angegriffene Vogel auftaucht, ist der Adler gleich wieder über ihm und er muss erneut wegtauchen. Dies führt zwangsläufig zur Ermattung des angegriffenen Vogels. Seine Tauchstrecken werden immer kürzer. Obwohl Seeadler im Flug etwas schwerfällig wirken, sind sie imstande, auch fliegende Vögel. z.B. Gänse zu fangen. Während der Fortpflanzungsperiode können Seeadler die Nester anderer Vogelarten plündern und auf diese Weise flugunfähige Jungvögel erbeuten. Beobachtet wurde auch Nahrungsschmarotzen bei Kormoranen, denen die Adler gefangene Aale, die den Kormoranen noch aus dem Schnabel heraushingen, abgenommen haben.

Warum war der Seeadler in Österreich ausgestorben?

Über Jahrhunderte hat der Mensch im Adler immer nur den „Raubvogel“ gesehen und ihn rücksichtslos verfolgt und getötet. Seeadler waren einst über weite Gebiete des europäischen Tieflandes verbreitet – vor allem entlang der Meeresküsten, aber auch an großen Flüssen und Seen und in ausgedehnten Feuchtgebietslandschaften des Binnenlandes. Wie bei anderen Großgreifvögeln kam es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem dramatischen Bestandsrückgang, der vor allem durch direkte menschliche Verfolgung, durch Lebensraumverlust und im 20. Jahrhundert auch durch Biozide (DDT) verursacht worden ist. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Seeadler in weiten Teilen Europas ausgerottet, nur im Norden, Osten und Südosten des Kontinents gab es ausgedünnte Restbestände. In Österreich – das mit der Donau über ein früheres Kerngebiet der mitteleuropäischen Seeadlerverbreitung verfügt – gelangen die letzten sicheren Brutnachweise knapp nach dem Zweiten Weltkrieg, einzelne brutverdächtige Paare wurden bis Anfang der 1960er Jahre beobachtet. Nach diesem Zeitpunkt galt der Seeadler auch in unserem Land als ausgestorben.
Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es gelungen, bei nord- und osteuropäischen Seeadlern eine Trendumkehr herbeizuführen. Der Bestandsrückgang konnte gestoppt und ein rasches Wachstum der Populationen bewirkt werden. Dies hat den Seeadlern auch eine Rückkehr nach Österreich ermöglicht – 2001 kam es zur ersten erfolgreichen Brut seit über 50 Jahren.

Wurden Seeadler bei uns wieder-angesiedelt?

Nein, der Seeadler ist selbständig wieder als Brutvogel nach Österreich zurückgekommen. Durch eine strengere Gesetzgebung, ein Verbot des Biozids DDT, sowie intensive Schutzbemühungen im Norden und Osten Europas kam es ab den 1980er Jahren zu einer Erholung der Bestände und zu einer natürlichen Wiederausbreitung. In Österreich machte sich die großräumig positive Bestandsentwicklung zunächst durch einen Anstieg der Winterbestände und durch einen (gescheiterten) Brutansiedlungsversuch im Jahr 1983 bemerkbar. Zur ersten tatsächlichen Brut kam es erst im Jahr 1999. Die erste erfolgreiche Brut gab es dann 2001 in den March-Thaya-Auen.

Wie viele Seeadler gibt es derzeit in Österreich?

Die Seeadler breiten sich in Österreich weiterhin aus. Derzeit gibt es etwa 35-40 Brutpaare in Österreich. 80 Prozent der Paare brüteten in Niederösterreich. Die Schwerpunktgebiete der Verbreitung in Österreich sind die Donau-Auen westlich und östlich von Wien, die March-Thaya-Auen und das Waldviertel. Brutpaare gibt es aber auch im Laaer Becken, im Seewinkel, im Süd-Burgenland und in der Ost-Steiermark.

Wie viele Seeadler haben in Österreich Platz?

Eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in Zusammenarbeit mit dem WWF im Jahr 2011 zeigt, dass viele Regionen v.a. Ostösterreichs bestens als Lebensraum geeignet sind. Insgesamt geht man von einem Potenzial von bis zu 50 Brutpaaren aus.

Müssen Seeadler nicht reguliert werden, wenn der Bestand ständig anwächst?

Der Bestand des Seeadlers kann in Österreich nicht grenzenlos wachsen, denn der geeignete Lebensraum und damit auch die verfügbare Nahrung für den Seeadler sind begrenzt. Seeadler verteidigen nämlich sobald sie geschlechtsreif sind ihr Territorium gegenüber anderen Seeadler-Brutpaaren. Somit entsteht eine innerartliche Konkurrenz um Lebensraum und Nahrung. Sie machen sich dadurch jedoch nicht nur den Lebensraum und die Nahrung streitig, sondern mindern den Bruterfolg auch durch direkte Eingriffe. Sind die freien Lebensräume aufgefüllt, müssen sich geschlechtsreife Seeadler ihr eigenes Brut­ und Jagdrevier erkämpfen. Dabei fordern sie bereits etablierte Adlerpaare immer wieder heraus. Diese müssen ihre Reviere zeitaufwändig und energiezehrend verteidigen und vernachlässigen dabei zwangsweise das Brutgeschäft. Das führt dazu, dass die Zahl der neugeborenen Seeadler sinkt. Mehr Adler bedeuten somit, dass der Bruterfolg zurückgeht und somit der Seeadlerbestand stagniert. Außerdem kommen bei Revierkämpfen immer wieder Seeadler ums Leben.

Warum verbringen Seeadler aus Nord- und Osteuropa den Winter in Österreich?

Zwischen 160-180 Seeadler verbringen den Winter bei uns. Der Winterbestand setzt sich aus den heimischen Brutpaaren und den Jungvögeln, die bei uns geboren wurden, sowie den Wintergästen aus Nord- und Osteuropa zusammen. In diesen Gebieten sind die Gewässer im Winter oft zugefroren. Weil die Adler aber Fische und Wasservögel als Hauptnahrungsquelle brauchen, machen sich vor allem junge Adler jedes Jahr im November und Dezember auf den Weg nach Mitteleuropa, um sich an eisfreien Gewässern niederzulassen. Die meisten Adler fliegen spätestens im März wieder zurück. Die Brutpaare bleiben jedoch bei uns.

Welche Gefahren lauern auf den Seeadler?

Todesursache Nummer eins ist nach wie vor die illegale Verfolgung. Von den tot aufgefundenen Seeadlern, die der WWF seit dem Beginn des Seeadlerschutzprogramms zur Untersuchung gebracht hat, war Vergiftung oder Abschuss die häufigste Todesursache. Dahinter folgen die Kollision mit Windkraftanlagen. Weitere Gefahren sind Schwermetallvergiftungen, die durch die Aufnahme bleihältiger Jagdmunition über die Nahrungskette entstehen sowie menschliche Störungen im Horstbereich. Es gibt auch natürliche Gefahren für den Seeadler. So starben nachweislich auch schon Seeadler durch Kämpfe um eine freies Revier mit Artgenossen.

Welche Maßnahmen unterstützen den Seeadler beim Comeback in seiner Heimat?

Gleichzeitig mit der Rückkehr des Seeadlers nach Österreich startete der WWF im Jahr 1999 ein Projekt zum Schutz des Wappenvogels. Ein Schwerpunkt des Projekts ist die genaue Überwachung des österreichischen Bestandes. Diese gibt Auskunft über die räumliche Verteilung, das Ansiedelungsverhalten sowie den Bruterfolg der Vögel. Der zweite Teil umfasst die Durchführung konkreter Maßnahmen, wie zum Beispiel den Schutz vor illegaler Verfolgung und Vergiftung. Denn die erfreuliche Rückkehr stößt auf gravierende Hindernisse. Noch immer werden vor allem im Winterhalbjahr illegale Giftköder zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln von unverantwortlichen Personen ausgelegt. Den Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind fallen oft hochgradig gefährdete Arten, wie See- und Kaiseradler zum Opfer, weil diese sich im Winter verstärkt von Aas ernähren. In den letzten zehn Jahren wurden auch Abschüsse von Seeadlern nachgewiesen. Illegale Vergiftungen und Abschüsse gefährden nicht nur die rasche Erholung des heimischen Bestandes, sondern stellen auch die Erfolge anderer Länder beim Seeadlerschutz in Frage, da sie oft Vögel aus Nord- und Osteuropa betreffen, die bei uns überwintern. Aufgrund weiterer Gefahren, wie Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Hochspannungsleitung- und Windkraftanlagen-Bau in Seeadler-Revieren), menschliche Störungen im Horstbereich oder Schwermetallvergiftungen, die durch die Aufnahme von bleihältiger Jagdmunition über die Nahrungskette entstehen bedarf die langsame Wiederausbreitung des majestätischen Vogels einer ständigen Begleitung und Unterstützung seitens des Naturschutzes.

Warum werden Seeadler besendert?

Nur ein kleiner Teil der bei uns geborenen Seeadler erreicht das Erwachsenenalter. Neben natürlichen Sterblichkeitsursachen, stellen vor allem menschlich bedingte Ursachen eine Gefahr dar. Dazu zählt in erster Linie die direkte Verfolgung, aber auch die Kollision mit Windrädern oder tödliche Stromschläge an ungesicherten Strommasten. Um mehr über die Gefährdungsursachen herauszufinden hat sich der WWF entschlossen, seit 2015 einzelne Seeadler mit Sendern auszustatten. Dadurch ist es möglich die Tiere genau zu lokalisieren. Die Jungvögel werden dabei kurz vor dem Flügge besendert. Dazu besteigt ein Kletterer den Horstbaum und seilt die Adlerküken vorsichtig ab. Auf dem Waldboden werden sie anschließend von Biologen vermessen und ihnen sorgfältig der Sender – in Form eines Minirucksacks – angepasst, sowie ein Kennring und ein Farbring um den Fänge montiert. Zusätzlich werden die Tiere untersucht und vermessen. Danach geht die Reise wieder zurück in den Horst. Der 30 Gramm leichte Sender ist für einen Vogel mit einem Gewicht von bis zu sechs Kilogramm nicht belastend. Nach ein paar Jahren fällt der Sender von selbst wieder ab. Der Sender ist mit einem Solarpanel, einem Temperatur- sowie einem Aktivitätssensor ausgestattet. Dadurch lassen sich Aufenthaltsort, Flughöhe, Größe des Streifgebietes, Wanderrouten, Rastdauer, Lage der Horste, Paarungsverhalten, Überwinterungsplätze und vieles mehr eruieren.

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