Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
30.000 Unterschriften in der Huchenhauptstadt

Graz, am 18. März 2011 – Heute übergibt die Bürgerinitiative „Rettet die Mur“ Bürgermeister Siegfried Nagl und Bürgermeister Stellvertreterin Lisa Rücker 30.000 Unterschriften für den Erhalt des Grazer Landesflusses. Zu diesem Anlass ernennen Naturschutzorganisationen Graz zur Huchenhauptstadt Europas und betonen die Wichtigkeit, diesen Lebensraum zu erhalten.
Umweltschutzorganisationen sind sich einig: Unsere Mur ist ein wertvoller Lebensraum, der für Mensch und Tier erhalten bleiben muss. Die Grazer Bevölkerung tritt immer stärker gegen den Bau einer Staustufe in der Stadt auf. 30.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative „Rettet die Mur“ bereits gesammelt und übergibt sie heute der Stadtregierung.
„Die GrazerInnen wollen ehrlich darüber informiert werden, was in ihrer Stadt passiert! Wir fordern einen öffentlichen Dialog zu diesem Thema. Bis jetzt sind wir die einzigen, die bereit sind auch direkt und öffentlich in eine Diskussion um die Staustufe Graz zu treten,“ erklärt Clemens Könczöl, Sprecher der Plattform, „Die Mur ist ein wertvoller Lebensraum für die Bewohner der Stadt und muss aktiv geschützt werden.“

Dieser Forderung schließen sich auch viele andere Initiativen an. Naturschutzorganisationen sorgen sich vor allem um den Erhalt der letzten Fließstrecke zwischen Leoben und Spielfeld. „Auf dieser Fließstrecke finden Fischarten wie der international geschützte Huchen einen ihrer letzten Lebensräume. Durch den Bau dieser Staukette würden wir eine der letzten natürlichen Populationen Österreichs auslöschen“, sorgt sich Steven Weiss von der Weltnaturschutzunion IUCN. Die IUCN hat kürzlich ein entsprechendes Mahnschreiben an Umweltminister Berlakovich und die steirische Landesregierung gerichtet. Eine Studie von Priv. Doz. Dr. Steven Weiss im Auftrag des Landes Steiermark bestätigte, dass die natürliche Huchenpopulation durch den geplanten Bau der Staukette ihre Lebensgrundlage verlieren würde.
Österreichische Umweltschutzorganisationen ernennen Graz nun zur Huchenhauptstadt Europas. "Der Huchen hat Kontinentalverschiebungen und Eiszeiten überlebt", so Christoph Walder, Flussexperte des WWF. Wie ein Wahrzeichen, steht der ’König der Mur’ für die große Vielfalt und Schönheit des Landesflusses, „Wir werden nicht zulassen, dass dieser faszinierende Murbewohner von den geplanten Staustufen aus seinem angestammten Lebensraum verdrängt wird.“

Auch Naturschutzbund und Umweltdachverband schließen sich dieser Aussage an. „Die Mur hat durch ihre freie Fließstrecke als Lebensraum für den Huchen eine besondere ökologische Bedeutung. Mit dem Bau des Kraftwerks Puntigam würde nicht nur die ökologische Funktionsfähigkeit der Mur zerstört, sondern eine weitere Ausnahme vom Verschlechterungsverbot der WRRL nach § 104a WRG bewilligt, was der EU-WRRL widerspricht.” setzt sich Cornelia Maier, vom Umweltdachverband für den Erhalt des Flusses ein.
Um über die Arterhaltung des Huchens zu debattieren, lädt man gemeinsam Internationale Flussexperten zu Symposien ein. Dabei werden nicht nur die Ursachen für die Gefährdung des Huchens, sondern auch Maßnahmen zum Schutz dieser äußerst seltenen Fischarten entwickelt. Denn mitten in Graz wird sich die Zukunft des Huchens entscheiden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin
e-Mail: claudia.mohl@wwf.at, Tel.: 01/488 17 250
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch