Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Petitionsübergabe an die Tiroler Politik: Mehr als 22.800 Menschen fordern Stopp der Flussverbauung
„Stoppt das Kraftwerk Tumpen-Habichen!“ - Wildwasser Erhalten Tirol, WWF Österreich und Bürgerinitiative überreichen über 22.800 Unterschriften an LHStvin. Ingrid Felipe und LHStv. Josef Geisler

Innsbruck, 3. Juni 2020. Bei einer Kundgebung am Innsbrucker Landhausplatz hat am Mittwoch eine breite Naturschutz-Allianz gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen demonstriert und den sofortigen Baustopp gefordert. Eine entsprechende Petition mit mehr als 22.800 Unterschriften überreichten der WWF Österreich, „Wildwasser erhalten Tirol“ und die Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen persönlich an Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler. „Die hohe Beteiligung zeigt, dass die Verbauung der einzigartigen Ötztaler Ache auf großes Unverständnis stößt. Die Tiroler Landesregierung muss die Sorgen der Bevölkerung und des Naturschutzes endlich ernst nehmen und die letzten intakten Flüsse effektiv schützen“, fordert die Allianz gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen. „Entgegen den Behauptungen der Politik ist die Zerstörung der letzten Flussjuwele nicht im öffentlichen Interesse, sondern kurzsichtig und verantwortungslos.“
„Für relativ wenig Energieausbeute wird an dieser zwölf Jahre alten Fehlkonstruktion festgehalten. Damit würde ein unvergleichliches Naherholungsgebiet und eine einmalige Wildwasserstrecke inmitten intakter Natur zerstört“, kritisiert Petitionsinitiatorin Marieke Vogt von Wildwasser Erhalten Tirol (WET). „Anders als von den Kraftwerksbetreibern behauptet, würde eine weltberühmte ehemalige Kajak-WM-Strecke durch den Bau zerstört werden. Die beliebte Ötztaler Ache wäre unterhalb des Kraftwerks nur noch unter Lebensgefahr befahrbar.“
WWF: Unsere Natur verdient mehr Schutz und Respekt
„Das Land Tirol muss diesen skandalösen Bau stoppen und in Zukunft seriöse Verfahren garantieren. Unsere Natur verdient mehr Schutz und Respekt – wir brauchen hier dringend eine Trendwende“, fordert Marianne Götsch von der Naturschutzorganisation WWF Österreich. Denn im Schatten der Corona-Krise wird der Bau des Kraftwerks seit März vorangetrieben, obwohl immer noch mehrere Rechtsfragen offen sind. Dazu kommt die unwiederbringliche Zerstörung eines Flussjuwels. „Die Ötztaler Ache zählt zu den schutzwürdigsten Flüssen Österreichs, das Land Tirol selbst hat sie als einzigartig eingestuft. Daher ist ihre derzeitige Verbauung ein verheerendes Signal, gerade auch mit Blick auf das massive Artensterben“, kritisiert die Gewässerschutz-Expertin Götsch und verweist auf eine aktuelle BOKU-Studie, wonach bereits 60 Prozent der heimischen Fischarten in Flüssen als gefährdet gelten.
Bürgerinitiative: Kraftwerk inmitten eines Hochwasser- und Murengebiets
„Seit 12 Jahren kritisieren wir dieses Bauvorhaben und dann fahren Mitte März einfach überfallsartig die Bagger auf. Es ist ein echter Skandal, dass unser Fluss und unsere Natur ungestört umgraben wurden, während es uns nicht erlaubt war, unsere Gemeindegrenzen zu verlassen, geschweige denn öffentlich zu demonstrieren“, sagt Alfred Kuen von der lokalen Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen. „Das Kraftwerk wird mitten in ein Hochwasser- und Murengebiet hinein gebaut. Unsere immer wieder vorgebrachten Bedenken wurden stets beiseite gewischt. Wir hoffen, dass diese breit unterstützte Petition die Landesregierung dazu bringt, die Sorgen der Bevölkerung endlich ernst zu nehmen und das Kraftwerk Tumpen-Habichen ein für allemal zu stoppen.“
Weitere Bilder zur Petitionsübergabe als Download hier: https://we.tl/t-w8MlBculGg
Rückfragen und Kontakt:
Marieke Vogt, Free Rivers Fund,
Tel.: 0699 160 380 58, E-Mail: mail@freerivers.org
Vincent Sufiyan, Pressesprecher WWF Österreich,
Tel.: 0676 83 488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Alfred Kuen, Sprecher der Bürgerinitiative gegen Wasserkraftanlage Tumpen-Habichen, Tel.: 06764904527
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.