Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Dreister Vogelmord in NÖ: Seeadler abgeschossen!

Wien, am 1. Februar 2008 – Wie erst heute bekannt wurde, kam es in Bernhardsthal im nördlichen Weinviertel kurz vor Jahresende zu einem heimtückischen Vogelmord. Ein Seeadler – Österreichs Wappentier, das hierzulande 50 Jahre lang ausgestorben war – wurde Opfer eines hitzköpfigen Schützen. Nur sechs Brutpaare dieses majestätischen Greifvogels leben nach langjährigen und kostspieligen Artenschutzbemühungen wieder in unserem Land. Doch der Seeadler ist in Österreich immer noch vom Aussterben bedroht. „Jeder einzelne Adler, den wir verlieren, stellt einen herben Verlust für den Bestand dieses Greifvogels dar!“, erklärt Dr. Bernhard Kohler, Leiter des WWF-Seeadlerprojektes. Besonders bedauerlich ist nach Ansicht der Naturschützer, dass dies ausgerechnet im March-Thaya-Gebiet geschieht, wo es seit Jahren eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägerschaft und Naturschutz gibt.
Ein Jogger war am Vormittag des 30. Dezember 2007 auf der Landstraße von Altlichtenwarth nach Bernhardsthal unterwegs, als er in einiger Entfernung drei große Greifvögel bemerkte, die in einem Baum saßen. Plötzlich knallte ein heller Schuss, und einer der Vögel stürzte mit weit gespreizten Flügeln – die Flügelspannweite eines Seeadlers beträgt mehr als zwei Meter – auf die Straße. Der Augenzeuge sah noch, wie der Schütze den riesigen Vogel in ein Auto packte und davon raste. Vom abgeschossenen Vogel blieben nur eine Blutspur auf der Fahrbahn und einige Gewebefetzen übrig. Geschockt – der Schuss war in Richtung des Läufers abgegeben worden – erstattete der Mann unverzüglich am Polizeiposten Bernhardsthal Anzeige gegen Unbekannt.
Die Polizeibeamten handelten daraufhin vorbildlich: Am Tatort stellten sie Blutproben sicher, und leiteten das Beweismaterial zusammen mit Fotos an die Bezirkshauptmannschaft Mistelbach weiter. Die DNA-Analyse einer der Blutproben am molekularsystematischen Labor im Naturhistorischen Museum in Wien brachte schließlich Gewissheit: Bei dem Tier handelt es sich um ein Exemplar des in Österreich vom Aussterben bedrohten Seeadlers. „Hier liegt ein ganz klarer Verstoß gegen das Jagdrecht und auch gegen die Waidmannsehre vor“, ist Dr. Peter Lebersorger von der Zentralstelle der Landesjagdverbände empört. Das seltene Tier ist in den Jagdgesetzen als ganzjährig geschont ausgewiesen. „Es ist erschreckend, wie unverfroren hier gehandelt wurde.“
„Im March-Thaya-Gebiet arbeiten Landwirte, Jägerschaft und Naturschutz seit Jahren ausgezeichnet zusammen“ erklärt Dr. Gábor Wichmann von BirdLife Österreich. „Es ist kein Zufall, dass diese wertvolle Naturregion zu einem der wichtigsten Greifvogel-Gebiete Österreichs geworden ist. Wir dürfen nicht zulassen, dass unverantwortliche Einzelpersonen unsere gemeinsamen Erfolge zunichte machen!“
Der mutmaßliche Täter konnte mittlerweile ausgeforscht werden. Er gab an, eine Krähe geschossen und den Kadaver in der Thaya entsorgt zu haben. Die DNA-Analyse widerlegt dies als Lüge. WWF, BirdLife und die Jägerschaft kündigen an, die polizeilichen Untersuchungen genau zu verfolgen und ihre gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen die Wilderei zu verstärken. Solch ein Delikt darf sich nicht wiederholen, sind sich die Partner, die sich seit 1999 auch im Rahmen der Aktion „Vorsicht Gift“ gemeinsam gegen den illegalen Einsatz von Giftködern und für eine Wiederausbreitung des Seeadlers in Österreich stark machen, einig.
Weitere Informationen:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250 bzw. 0676/83 488 203
NÖ Landesjagdverband, Tel. 01 / 405 16 36 – 24
Gábor Wichmann, BirdLife Österreich, Tel. 0699/ 1 99 01 137
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.