Untere Lobau massiv von Austrocknung bedroht – WWF fordert Wasserzuleitung und Renaturierung zur Rettung des Naturjuwels
Brasilien erklärt Umweltkriminalität für legal

Brasilia, 1. Juni 2012 – Das neue Forstgesetz der brasilianischen Regierung, das diese Woche von Präsidentin Dilma Rousseff unterschrieben wurde, bedeutet eine klare Amnestie für Umweltkriminelle. Der Schutz des Naturerbes wird geschwächt, illegale Holzfäller werden legalisiert. Der WWF befürchtet nun eine neue Abholzugswelle im Amazonas-Regenwald. „Die brasilianische Präsidentin hat ihre Versprechen gebrochen und ihre Rolle als Vorreiterin des globalen Umweltschutzes verloren. Wir werden auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro weiter für den Erhalt Brasiliens Wälder kämpfen“, kündigte WWF-Regenwaldexperte Roberto Maldonado an. Dazu hat sich der WWF dem brasilianischen Komitee zur Verteidigung der Wälder mit 200 anderen Organisationen der Zivilgesellschaft angeschlossen.
Die Amnestie für Umweltverbrecher umfasst illegale Abholzungen in der Vergangenheit. Weiters fallen Verpflichtungen zur Wiederaufforstung illegaler Schlägerungen weg – auch in solchen Regionen, die einen bedeutenden ökologischen oder sozialen Wert haben. Illegale Abholzungen um Quellen, Mangrovensümpfen und in anderen Feuchtgebieten werden legalisiert. Wiederaufforstungen dürfen nun mit Eukalyptusbäumen und anderen nicht heimischen Arten erfolgen. Während vorher die Wälder an den Flussbänken je nach Flussgröße zwischen 30 und 500 Metern geschützt waren, müssen diese nur mehr zwischen fünf und 100 Metern erhalten bleiben. „Damit wird die Wasserqualität beeinträchtigt und Verluste in der Artenvielfalt sind die Folge.
Die Gewinner sind die Großgrundbesitzer, die Verlierer die Kleinbauern und das Weltklima. Der zu erwartende Kahlschlag und der Verzicht auf Wiederaufforstung wird das Weltklima mit zusätzlich um bis zu 28 Milliarden Tonnen Kohlendioxid belasten, so der WWF. „Brasilien braucht eine Landwirtschaftsreform und eine Stärkung der kleinbäuerlichen Strukturen. So würden nicht nur mehr Arbeitsplätze geschaffen sondern es könnte auch mehr Nahrung produziert werden, so der WWF. „Wie soll Brasilien die Welt zu mehr sozialer und ökologischer Verantwortung am kommenden Erdgipfel in Rio aufrufen, wenn Umweltverbrechen im eigenen Land zum Gesetz werden?“ so Maldonado.
WWF, Greenpeace und Avaaz hatten zuvor eine weltweite Online-Aktion gestartet, in der Präsidentin Rousseff zu einem Total-Veto gegen das neue Forstgesetz aufgefordert wurde. Mehr als zwei Millionen Unterschriften wurden an die Präsidentin übergeben.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: EU-Renaturierungsverordnung “zügig und ambitioniert” umsetzen
Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert