Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
WWF: Artenvielfalt braucht „wilde“ Waldschutzgebiete ohne Nutzung

Wien, am 14. November 2012 – Der WWF hält großflächige Schutzgebiete, in denen sich Wälder ohne den Eingriff des Menschen frei entwickeln können, für unverzichtbar. „Damit die Artenvielfalt des Ökosystems Wald erhalten bleibt, brauchen wir Gebiete, in denen natürliche ökologische Prozesse Vorrang vor jeglicher Nutzung haben“, hält Bernhard Kohler, Leiter des WWF-Österreichprogramms, fest. Mit dieser Ansicht widerspricht er dem Präsidenten der Land & Forstbetriebe Österreich, Felix Montecuccoli, der jüngst erklärt hat, Wildnisgebiete würden die heimische Forstwirtschaft und in weiterer Folge sogar den Wald selbst bedrohen. Das Gegenteil ist der Fall: Ein Drittel der waldbewohnenden Arten ist auf nutzungsfreie Flächen angewiesen. So benötigt etwa der Weißrückenspecht besonders totholzreiche Wälder zur Nahrungssuche und zur Anlage seiner Bruthöhlen. In Wirtschaftswäldern kommt die Art nur in sehr geringen, langfristig nicht überlebensfähigen Beständen vor.
Zwei Drittel der heimischen Arten des Waldes kommen mit der Forstwirtschaft zurecht, sofern man konsequent auf eine naturschonende Nutzung setzt. Um das volle Spektrum der Tier- und Pflanzenwelt unserer Wälder zu erhalten, braucht es jedoch auch große Nicht-Eingriffsflächen, wie sie in Wildnisgebieten und Nationalparks vorgesehen sind. „Das ist keine Frage des Entweder-Oder, sondern des Sowohl-als-auch“, betont Kohler. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der größte Artenreichtum erreicht wird, wenn die Bäume älter als 200 Jahre werden dürfen. Wirtschaftswälder werden aber bereits nach 80 bis 160 Jahren geschlägert.
Totholz, das für viele Vogel-, Käfer-, Schnecken-, Pilz- und Flechtenarten überlebenswichtig ist, kommt in ausreichenden Mengen nur auf Waldflächen vor, die überhaupt nicht genutzt werden. In Wirtschaftswäldern mit einem Totholzanteil von nur zwanzig Kubikmetern pro Hektar kommen Arten wie Weißrückenspecht, Bechsteinfledermaus und Großer Eichenbockkäfer ‒ die als echte Urwaldrelikte gelten ‒ in arge Bedrängnis. „Wenn wir den Verlust zahlreicher Arten verhindern wollen, müssen wir zumindest Teile unserer Waldlandschaft außer Nutzung stellen“, unterstreicht Kohler.
Die Erhaltung einzelner Altbäume und Altholzinseln im Wirtschaftswald, wie sie derzeit im Rahmen von Umweltmaßnahmen gefördert wird, ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Wegen der Kleinflächigkeit reichen diese Maßnahmen alleine nicht aus, speziell für die anspruchsvollsten Arten. Wissenschaftler schätzen den Bedarf an nicht-genutzter Waldfläche für die Sicherung der Artenvielfalt in Österreich auf ungefähr zehn Prozent. Damit bliebe immer noch ein beträchtlicher Anteil für eine pflegliche Nutzung übrig.
Der Ruf nach Wildnisgebieten steht für den WWF nicht im Widerspruch zu einer ausgewogenen Nutzung des österreichischen Waldes. Gerade weil der Wald verschiedene Ansprüche der Gesellschaft an den Wald bedienen soll, kann nicht die ausschließliche flächendeckende Holznutzung zum Dogma gemacht werden. Der Schutz von Urwaldarten, waldökologische Grundlagenforschung und nicht zuletzt das Erleben unbeeinflusster, wilder Natur und sind nur in großflächig eingriffsfreien Waldgebieten möglich. Deshalb gehört laut WWF die Einrichtung von Wildnisgebieten unverzichtbar zu einem ausgewogenen Waldmanagement und somit zu echter Nachhaltigkeit.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail: cm@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.
Tag des Thunfischs: Rückkehr des Blauflossen-Thunfischs als wichtiger Artenschutz-Erfolg
Artenschutz zeigt Wirkung: Bestände des Blauflossen-Thunfischs nach über 30 Jahren endlich stabil – WWF fordert mehr Einsatz für nachhaltige Fischerei
WWF und Land Tirol setzen Maßnahmen für gefährdete Vogelarten am Inn
Seltene Vögel zur Brutzeit an den Inn zurückgekehrt – Land Tirol unterstützt Artenschutz-Projekt INNsieme connect – Aufruf zur Rücksichtnahme auf Kiesbänken