In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
Mit dem Biber leben lernen
Wien, am 19. März 2014 – Seit September 2013 wird im Marchfeld wieder Jagd auf den Biber gemacht. Ausgerechnet eine aus dem Naturschutzbudget des Landes finanzierte Stelle, die Marchfeldkanalgesellschaft, wurde damit betraut, Biber abzuschießen. Beim WWF stößt dies auf Empörung und Unverständnis: „Bibermanagement mit dem Gewehr bringt langfristig überhaupt nichts“, erklärt Gerhard Egger vom WWF. „Wenn man Biber aus einem grundsätzlich geeigneten Revier entfernt, wandern sofort Jungtiere wieder ein“, so der Biologe. Dennoch ist es im Jänner laut dem NÖ Bibermanagement zu zahlreichen Abschüssen gekommen. Der WWF mahnt, beim Biber auf Vorsorge zu setzen, um potentielle Konflikte schon im Vorfeld zu vermeiden. Die Marchfeldkanalgesellschaft hat es jedoch abgelehnt, naturverträgliche Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. „Das ist für den WWF nicht akzeptabel. Konflikte können nicht mit der Flinte behoben werden!“, bekräftigt Egger.
Der freie Abschuss von Bibern, wie er derzeit im Marchfeld praktiziert wird, verursacht unnötiges Tierleid und ist auch für Menschen nicht ungefährlich. Da der Biber fast nur in der Dämmerung aktiv ist, kann der Abschuss nur bei zwielichtigen Verhältnissen erfolgen. Dabei kann es leicht zu Fehlbestimmungen kommen, wodurch andere Arten gefährdet werden – und es kann auch dazu führen, dass die Biber unnötig leiden müssen, wenn sie angeschossen ins Gewässer entkommen.
Mit den Abschüssen im Bereich des Russ- und Stempfelbaches sowie am Marchfeldkanal im Bezirk Gänserndorf, hat die Naturschutzabteilung des Landes Niederösterreich aus WWF-Sicht den Bogen eindeutig überspannt. Denn dadurch werden nicht einzelne Konfliktfälle entschärft, sondern der Biberbestand auf einer Länge von fast 30 Flusskilometern reduziert. Eine Genehmigung zum freien Abschuss des Bibers ist EU-rechtswidrig und untergräbt die bisherigen Erfolge des NÖ Bibermanagements der Universität für Bodenkultur. „Die Marchfeldkanalgesellschaft sollte sich auf ihre Kernkompetenz besinnen und die Gewässer so bewirtschaften, dass Konflikte – etwa wenn der Biber Siedlungen oder technischen Bauwerken zu nahe kommt – bestmöglich vermieden werden“, so Egger vom WWF.
Ein kluges Biber-Management setzt in erster Linie auf Vorsorge, um Schäden vorzubeugen. So können beispielsweise Bäume mit Schutzanstrichen versehen oder durch Gitter vor Verbiss bewahrt werden. Hochwasserschutzdämme schützt man heute regulär mit „Bibergittern“ gegen eine Vielzahl grabender Tierarten. Stauhaltungen können mit Drainage-Rohren abgesenkt werden. Wenn das alles nichts hilft, kann man Biber auch durch die Entfernung von Futterpflanzen und Biberdämmen zur Umsiedelung bewegen. Nur wenn Gefahr für Menschen besteht oder ernste Schäden drohen, etwa wenn Hochwasserschutzdämme untergraben werden, kann auch in die Population eingegriffen werden.
Schon Aufgrund seiner Lebensweise in Familienverbänden, ist der Abschuss einzelner Biber keine Lösung. Biber vermehren sich nicht unbegrenzt, sondern der Bestand reguliert sich selbst: Pro Biber-Revier hat nur ein Familie Platz. Leergeschossene Reviere werden sofort wieder von nachrückenden jungen Bibern aus der Umgebung besetzt. Die naturverträgliche Lösung besteht deshalb darin, Biber-Familien an geeigneten Stellen genug Lebensraum zuzugestehen. Dafür reicht oft schon ein schmaler naturnaher Uferstreifen von 20 Metern aus. Die ortsansässigen Biberfamilien halten dann ihr Revier frei vor weiteren Ansiedlungen.
Der Biber (Castor fiber) steht in der gesamten EU unter strengem Schutz. Im 19. Jahrhundert war der Biber nach intensiver Bejagung in Österreich ausgestorben. Seine Rückkehr wurde mit der Wiederansiedelung in den 1970er Jahren eingeleitet. Seither haben sich Biber wieder natürlich auf viele Gewässer des Flach- und Hügellandes ausgebreitet. Als wichtiger Bestandteil unserer heimischen Natur erfüllt der Biber eine ökologische Schlüsselfunktion: Er schafft Wasserrückhalteflächen, die helfen die Hochwassergefahr zu senken.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250,
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos
Good News: CITES stärkt Schutz für Meerestiere und Großkatzen
Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
WWF: EU-Kommission gefährdet Wasser-Schutz
Umweltorganisation warnt vor angekündigtem Öffnen der Wasserrahmenrichtlinie auf Druck der Bergbau-Industrie – Schwächere Standards auf Kosten der Biodiversität und der Gesundheit drohen
WWF: Artenschutzkonferenz erzielt Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen
WWF zieht nach CITES-Konferenz in Usbekistan positive Bilanz für den Schutz von Haien, Rochen und asiatischen Großkatzen – Nachholbedarf bei Aalen und Singvögeln
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen













