Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
Tirol: Daumen nach unten für Skandalnovelle zum Naturschutzgesetz

Presseaussendung
Innsbruck, am 12. Dezember 2014 – Mit der gestern vom Tiroler Landtag beschlossenen Naturschutzgesetz-Novelle ist ein Tiefpunkt der österreichischen Umweltpolitik und insbesondere des Grünen Regierens erreicht. Das neue Gesetz widerspricht eindeutig dem Europarecht und der Alpenkonvention. Dadurch wird unter anderem die Zerstörung des international beliebten Natur- und Paddlerparadieses Ötztaler Ache zugunsten des Kaunertal-Projekts ermöglicht. „Für den WWF, ÖKOBÜRO und mehr als 20 weitere Umweltverbände und Initiativen ist diese Novelle eine Anlassgesetzgebung für die TIWAG und absolut inakzeptabel“, erklärt Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol. Die Tiroler Landesregierung und insbesondere die Grünen sind aufgefordert, im neuen Jahr mehr Sensibilität und Verantwortung für Natur und Umwelt zu zeigen. „Wir erwarten uns von den Grünen zündende Ideen für die Bewahrung der Natur, anstatt dass sie sie stückweise verheizen“, so Walder.
Die Gesetzesänderung erleichtert insbesondere den Bau von umstrittenen Kraftwerken wie im Kaunertal und im Kühtai. „Projekte der Energiewende“ sollen künftig auch in Ruhegebieten errichtet werden können, auch wenn das der Alpenkonvention eindeutig widerspricht. Auch der Artenschutz wird ausgehöhlt: Europarechtlich geschützte Tiere und Pflanzen ziehen zugunsten rascher Projektgenehmigungen von Wasserkraftwerken den Kürzeren. Verstöße gegen die Vorgaben der EU-Naturschutzrichtlinien und die Protokolle der Alpenkonvention werden dabei in Kauf genommen. Sogar das Umweltministerium in Wien hat sich kritisch zu dieser Novelle geäußert – ein ungewöhnliches Vorgehen.
30 Jahre nach der Besetzung der Hainburger Au, die zugleich Geburtsstunde der Grünen Partei war, hat sich die Situation der Flüsse massiv verschlechtert. Nur einer von zehn Alpenflüssen ist noch unversehrt. Diese Aushöhlung des Naturschutzes drängt nun alle Interessen an Fließgewässern außer der Wasserkraft, weiter in den Hintergrund. „Dass dieser rechtswidrige Kahlschlag des Tiroler Naturschutzes ausgerechnet unter Grüner Regierungsarbeit passiert, macht mich fassungslos“, empört sich Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltorganisationen.
Wer die Energiewende ernsthaft umsetzen will, muss die Öffentlichkeit frühzeitig und umfassend einbinden und nach Lösungen suchen, die ohne die unnötige Zerstörung letzter intakter Alpenflüsse auskommt. „Die Wünsche der E-Wirtschaft müssen an die bestehenden Gesetze angepasst werden, nicht umgekehrt! Mit ihrem Kniefall vor der TIWAG hat sich die schwarz-grüne Koalition mit atemberaubender Geschwindigkeit entzaubert und nach eineinhalb Jahren Regierens bereits massiven ökologischen Schaden hinterlassen“, ziehen WWF und ÖKOBÜRO eine enttäuschende Bilanz.
Stellvertretend für zahlreiche von der Gesetzesnovelle betroffene Arten lässt der WWF in einer Fotoaktion auf Facebook ein „Murmeltier“ auf dem Tiroler Landhausplatz zu Wort kommen, das sich um die zunehmende Verbauung der Natur Sorgen macht. „Schützt meine Heimat“ steht auf seinem Schild. Am 9. Dezember fand vor dem Tiroler Landestheater Innsbruck eine Feuerinstallation des WWF mit dem Künstler Gebi Schatz zum Thema „Naturschutz in Flammen“ statt.
Fotos der WWF-Feueraktion mit Gebi Schatz
Link zum WWF Facebook-Account
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Thomas Alge, ÖKOBÜRO-Geschäftsführer, E-Mail: thomas.alge@oekobuero.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.